Kaffee und Kekse: Wie eine Geisel palästinensische Terroristen ablenkte

Ofakim (Israel) - In den israelischen sozialen Netzwerken wird sie als mutige Heldin gefeiert! Eine Frau namens Rachel rettete während des Überraschungsangriffs palästinensischer Terroristen aus dem Gazastreifen ihr eigenes Leben und das ihres Ehemannes - weil sie die Täter ablenkte.

In Sderot, wo Rachel und ihr Ehemann David leben, wurde beim Angriff palästinensischer Terroristen auch eine Polizeistation zerstört.
In Sderot, wo Rachel und ihr Ehemann David leben, wurde beim Angriff palästinensischer Terroristen auch eine Polizeistation zerstört.  © Ilia Yefimovich/dpa

15 Stunden lang wurden Rachel und David in ihrem Haus in der südisraelischen Stadt Ofakim von bewaffneten Männern aus dem Gazastreifen als Geiseln gefangen gehalten. Einer ihrer Söhne wartete in dieser Zeit draußen und alarmierte die Sicherheitskräfte, berichtete die Times of Israel.

Immer wieder drohten die Terroristen dem Ehepaar, dessen beide Söhne Polizisten sind, es hinzurichten. Zuvor waren die Barbaren durch ein Schlafzimmerfenster im Erdgeschoss in das Haus eingedrungen und nahmen die zwei älteren Leute gefangen.

"Sie waren voller Bosheit, sie kamen, um zu töten", sagte David gegenüber dem Fernsehsender Channel 12.

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"Ich sagte zu meinem Mann: 'Wenn wir sterben, werden wir zusammen sterben'", erinnerte sich Rachel. Ihr Mann, der in der Vergangenheit bereits einen Herzinfarkt erlitten hatte, fügte hinzu, dass die Terroristen sie nicht schlugen, sondern dem Paar weismachten, es würde als "Märtyrer" sterben.

David habe der Vorfall, während er passierte, gesundheitlich sehr zugesetzt: "Ich zitterte und schwitzte", sagte er. Doch seine Frau sorgte dafür, dass beide überlebten. Unter anderem, indem sie den Terroristen Kaffee und Kekse zu essen gab.

Es kommt zum Schusswechsel zwischen Terroristen und Polizei

Menschen verlassen einen Bunker in Sderot. Zuvor hatten Hamas-Terroristen Dutzende Raketen auf israelisches Gebiet abgefeuert.
Menschen verlassen einen Bunker in Sderot. Zuvor hatten Hamas-Terroristen Dutzende Raketen auf israelisches Gebiet abgefeuert.  © Tsafrir Abayov/AP/dpa

Beim Eintreffen der Sicherheitskräfte kam es zu einem heftigen Feuergefecht, bei dem ein Terrorist ums Leben kam. Dann sei der Plan gewesen, eine Granate ins Haus zu werfen, um auch die übrigen Terroristen zu töten, sagte ein Sprecher der Polizei.

Während sich die Polizisten auf den Einsatz vorbereiteten, erfuhren sie, dass das Haus den Eltern eines Kollegen gehört und diese noch drinnen waren. Also nahmen die Einsatzkräfte Verhandlungen mit den radikal-islamistischen Terroristen auf, die nun Nahrung und Wasser verlangten. Außerdem forderten sie Medizin, weil einer von ihnen bei dem Schusswechsel verletzt worden war.

Darüber hinaus wollten die Männer ein Handy und noch ein paar andere Sachen, was jedoch abgelehnt wurde, sagte der Sprecher weiter, ohne nähere Angaben dazu zu machen.

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"Ich konnte sehen, dass sie wütend waren", sagte Rachel. "Also fragte ich sie, ob sie Hunger hätten. Dann habe ich ihnen Kaffee gemacht und Kekse zu essen gegeben." David erinnerte sich mit einem Lächeln: "Sie hat sie verrückt gemacht. Sie hat sie ständig gefragt, ob sie etwas wollen."

Unterdessen beschrieb ihr Sohn Evyatar den Anti-Terror-Kräften den Grundriss des Hauses, um den Rettungsversuch vorzubereiten. "Ich wusste, dass mein Sohn draußen war. Doch ich wusste nicht, dass er an den Verhandlungen beteiligt war", sagte David.

Rachel war sich jedoch sicher, dass ihr Sohn den Sicherheitskräften bei der Rettung half.

Angreifer hält Granate über Rachels Kopf

Israelische Soldaten sind in Sderot in der Nähe der Grenze zwischen Israel und dem Gazastreifen zur Verteidigung ihres Landes im Einsatz.
Israelische Soldaten sind in Sderot in der Nähe der Grenze zwischen Israel und dem Gazastreifen zur Verteidigung ihres Landes im Einsatz.  © Ilia Yefimovich/dpa

Später sagte Rachel, dass die Terroristen schwer bewaffnet waren. "Gott sei Dank waren meine Söhne nicht zu Hause, sonst hätten sie sie sofort ermordet", fügte sie hinzu.

Während der Verhandlungen gab Evyatar seiner Mutter ein Zeichen, keinen Hinweis darauf zu geben, dass er ihr Sohn ist, damit die Terroristen es nicht mitbekommen.

Irgendwann fragte ein Beamter einen der Terroristen, wie viele bewaffnete Männer im Haus sind. In diesem Moment hob Rachel in einer beiläufigen Bewegung mit gespreizten Fingern ihre Hand vors Gesicht, um anzuzeigen, dass es fünf waren.

Der Terrorist bemerkte es jedoch und warnte die Frau, keine "Dummheiten" auszuprobieren. Rachel behauptete, dass ihr Kopf schmerzte und sie ihn nur zur Beruhigung massierte. Die Informationen über die Anzahl der bewaffneten Männer wurde dank ihres kleinen Tricks erfolgreich übermittelt.

Sie sagte auch, sie habe einem der verletzten Terroristen die Hand verbunden, um ihn zu trösten, und sich mit den anderen unterhalten, um sie zu beschäftigen. In der ganzen Zeit habe ein Angreifer eine Granate über ihren Kopf gehalten, während zusätzlich eine Waffe auf sie gerichtet war.

Um 2.30 Uhr rückten die Sicherheitskräfte schließlich zum Rettungsversuch an.

Ein Beamter bei Rettung verletzt

Während des Einsatzes fielen Schüsse. David sei auf seine Frau gesprungen, um sie zu schützen. Die Kugeln zischten "direkt an meinem Kopf vorbei. Ich weiß nicht, wie ich überlebt habe", sagte David. "Als ein Beamter meine Hand ergriff, wurde mir klar, dass ich befreit war."

Als die Retter das Haus betraten, wurde ein Sprengsatz gezündet, der einen von ihnen verletzte. Doch der Rest der Truppe machte weiter und befreite die Geiseln.

Als das Paar herausgebracht wurde, umarmte Evyatar seine Eltern und wiederholte unter Tränen: "Mama, du lebst, du lebst."

Titelfoto: Ilia Yefimovich/dpa (2)

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