Um Jugendliche zu schützen: Öffentliche Schulen verklagen Instagram, TikTok und Co.
Seattle - Weil mehr Teenager psychische Probleme haben, sagen die öffentlichen Schulen in Seattle nun TikTok, YouTube, Instagram, Facebook und Snapchat den Kampf an. Am vergangenen Freitag haben sie Klage eingereicht!
Mittlerweile ist es fast zwei Jahre her, dass die Whistleblowerin Frances Haugen (38) der Welt Einblicke in die Algorithmen von Meta gewährt hat.
Die 38-Jährige beschuldigte den Konzern damals, Minderjährige gezielt gefährlichen Beiträgen auszusetzen und deshalb für deren schlechte mentale Gesundheit verantwortlich zu sein.
Meta soll Facebook und Instagram gezielt so gestaltet haben, dass Teenager "süchtig" nach den Apps werden.
Diverse Studien, die diesen Offenbarungen ähneln, nahmen die öffentlichen Schulen in Seattle als Grundlage für ihre Klage. Sie geben den Firmen hinter den sozialen Medien die Schuld dafür, dass einer von fünf Jugendlichen in den USA an einer psychischen Störung leidet.
"Die Forschung sagt uns, dass die übermäßige und problematische Nutzung sozialer Medien schädlich für die geistige, verhaltensbezogene und emotionale Gesundheit von Jugendlichen ist und mit einer erhöhten Rate an Depressionen, Angstzuständen, geringem Selbstwertgefühl, Essstörungen und Selbstmord verbunden ist", wird der Grund der Klage in der Mitteilung erläutert.
Denn laut ihren Angaben nutzen 50 Prozent der 13- bis 17-Jährigen zwischen einer und drei Stunden am Tag Plattformen wie Snapchat.
Der Bezirk hat nun rechtliche Schritte eingeleitet, denn die öffentlichen Schulen sind meist der erste Anlaufpunkt, um den Jugendlichen bei mentalen Problemen zu helfen.
Laut der Pressemitteilung nutzen mehr als 90 Prozent der Jugendlichen soziale Medien
Da die Zahl der Hilfsbedürftigen jedoch schon vor, aber auch wegen der Pandemie massiv gestiegen sind, fehlen Ressourcen.
Mit der Klage wollen die öffentlichen Schulen erreichen, dass Unternehmen gezwungen werden, für Präventionsunterricht und für Behandlungen von exzessivem sowie problematischem Nutzen von sozialen Medien zu bezahlen. Darüber hinaus fordern sie Schadenersatzzahlungen, wie Washington Post berichtete.
Die Sprecher von Google (YouTube gehört zu Google) und Snapchat wehren sich gegen die Anschuldigungen. Sie behaupten, genug Sicherheitsmechanismen eingerichtet zu haben.
"Wir haben viel in die Schaffung sicherer Erfahrungen für Kinder auf unseren Plattformen investiert und starke Schutzmaßnahmen und spezielle Funktionen eingeführt, um ihr Wohlbefinden zu priorisieren", wird ein Pressesprecher von Google durch die Zeitung zitiert.
Die Klage der öffentlichen Schulen von Seattle ist die erste ihrer Art. Denn bis zum jetzigen Zeitpunkt leiten hauptsächlich Eltern betroffener Kinder rechtliche Schritte ein.
Titelfoto: Fotomontage: 123rf/ryanking999, 123rf/enastasiam