Nazi-Emojis und rechte Lip-Syncs: So unterwandern Rechtsextremisten TikTok
Leipzig - Über drei Millionen Menschen nutzen allein in Deutschland die Social-Media-Plattform TikTok. Doch nicht alle haben gute Absichten - auch Neonazis und Rechtsextremisten versuchen, den Algorithmus für ihre ganz eigene Zwecke zu missbrauchen. Das Reporter-Team von "MDR exactly" hat zu dem Thema recherchiert.
Besonders perfide: Oftmals merken durchschnittliche Zuschauer auf TikTok nicht, was sie in den Videos vor die Nase gesetzt bekommen. So ist es beispielsweise bei sogenannten "Lip sync"- Clips, in denen vor allem junge Frauen die Songtexte verschiedener Lieder stumm mitsingen.
Doch dabei handelt es sich nicht um Musik von Justin Bieber, Harry Styles und Co., sondern eben um rechte Bands wie Die Lunikoff Verschwörung, Sleipnir oder Stahlgewitter.
"Das Ganze ist sehr problematisch, da bei den jungen Account-Inhabern nicht klar ist, aus welcher Ecke sie kommen und ganz nebenbei auf eine sehr kinder- und jugendspezifische Weise Musik aus dem rechten Spektrum promotet wird", weiß Medienforscher Professor Daniel Hajok von der Universität in Erfurt.
Auch hoch im Kurs bei rechten Usern sind Emojis, mit denen sie ihre Gesinnung ausdrücken können. Da wären die drei Herzen in Rot, Weiß und Schwarz, den Farben der Reichsflagge.
Zwei Blitze stehen für die "SS", die Schutzstaffel im Dritten Reich. Und der winkende Smiley wird in einem rechten Kontext zum Hitlergruß.
Verfassungsschutz beobachtet TikTok
Unter anderem der Verfassungsschutz in Thüringen hat bereits ein Auge auf rechte Inhalte auf TikTok.
"Die Menge an rechten Inhalten wächst. Durch den Algorithmus wachsen rechtsextreme Blasen von Gleichgesinnten, innerhalb derer die Meinungsbildung sehr eingeschränkt wird. Das kann zu einer Radikalisierung führen, ohne dass Rechtsextreme noch groß etwas dafür tun müssen", so die Aussage der Überwachungsbehörde.
Auch TikTok selber ist sich der drohenden Gefahr bewusst; laut einem Statement des Unternehmens habe man die Lage aber unter Kontrolle. "Hier gibt es einen Platz für gewaltbereite Inhalte. Wir arbeiten daran, solche Inhalte schnellstmöglich zu entfernen", so der Konzern.
Ob das aber ausreicht und ob Leipziger Passanten rechte Inhalte auf TikTok erkennen würden, seht Ihr in der gesamten Doku ab Montag um 17 Uhr auf dem YouTube-Kanal von MDR-Investigativ oder schon jetzt in der MDR-Mediathek.
Titelfoto: Bildmontage: 123RF/happydancing, privat