Traumhaftes Foto-Motiv geht viral, doch in Wahrheit ist es nur ein billiger Fake
Pura Lempuyang Luhur - Ein hinduistischer Tempel, der wie eine sich im Wasser spiegelnde Himmelspforte aussieht: Die heilige Stätte auf Bali in Indonesien entwickelte sich bei Foto- und Urlaubs-Liebhabern zur viralen Social-Media-Attraktion. Auf Twitter wurde das vermeintliche Paradies nun jedoch von einer Nutzerin jäh entzaubert.
Etwa 15.400 Beiträge erschienen bereits auf Instagram unter dem Hashtag #gatesofheaven.
Die Fotos zeigen fast immer dasselbe Motiv: Eine perfekte Wasserspiegelung zwischen zwei Steinsäulen. Eine Person oder ein hübsches Pärchen, das hinter der kristallklaren See-Oberfläche steht.
Die magischen Bilder erschienen der Buchautorin Polina Marinova so unwirklich, dass sie sich unbedingt selbst ein Bild machen musste.
Doch als sie während ihrer Bali-Reise in der Region Tri Buana ankam, ereilte sie eine herbe Enttäuschung. Der See ist in Wirklichkeit nur ein Effekt, der durch ein Stück Glas, welches unter die Kamera geschoben wird, zustande kommt.
"Meine Hoffnungen und Träume waren zerstört, als ich herausfand, dass das 'Wasser' vor den Gates of Heaven eigentlich ein Stück Glas unter einem iPhone ist", schrieb sie Anfang Juli auf Twitter. "Der Beweis, dass Instagram-Influencer alles ruiniert haben."
Zum Beweis postete sie ein Foto, das zeigt, wie ein Mann offenbar einen Spiegel in der Hand hält, auf den er ein Smartphone gelegt hat. Marinovas Tweet ging viral, wurde mehr als 9000 Mal geteilt und erhielt fast 15.000 Likes.
Hunderte User berichteten daraufhin unter dem Post von ähnlich enttäuschenden Momenten bei der Besichtigung des Tempels. Andere Nutzer kritisierten hingegen Marinovas Seitenhieb auf Influencer und konnten ihre Aufregung nicht ganz nachvollziehen.
So kommentierte einer: "Wieso ruinieren sie alles? Es sind die Einheimischen, die auf diese Idee gekommen sind. Und was ist der Unterschied zwischen diesem Foto und irgendwelchen gefälschten Green-Screens, die Sie an anderen beliebten Touristen-Spots finden können?"
Gegenüber dem "Insider" sagte Marinova: "An den Gates of Heaven stehen Menschen in einer langen Schlange, fast alle von ihnen Touristen. Da waren definitiv Leute, die sich auf diesen Moment vorbereitet hatten. Einige haben Yoga-Posen gemacht, andere sind in die Luft gesprungen und manche haben sogar einen zweiten Versuch gemacht, weil sie ihr Foto nicht mochten."
Die Geschichte des Tempels sei laut Aussage ihres Reiseführers fast allen Touristen egal. Die meisten kämen nur für das Foto. "Das ist wirklich enttäuschend, denn der Lempuyang-Tempel ist einer der ältesten und angesehensten auf Bali", sagte Marinova.
"Zu sehen, wie so viele Menschen stundenlang auf ein Foto warten, statt sich den Tempel anzusehen, sagt viel über unsere Werte im Jahr 2019 aus."