L'Oreal-Chef gibt Interview und sorgt mit Aussagen für Kritik
Paris (Frankreich) - L'Oreal-Geschäftsführer Jean-Paul Agon äußerte sich in einem Interview mit MarketWatch zu Themen wie Umweltverschmutzung und Leistungsdruck. Für ihn seien das keine Probleme, sondern Verkaufsargumente.
Der Geschäftsführer von L'Oreal Jean-Paul Agon gestand dem Wirtschaftsportal MarketWatch gegenüber offen, dass er Umweltverschmutzung und den Leistungsdruck, dem junge Frauen durch Instagram-Filter ausgesetzt sein sollen, gut findet.
Demnach äußerte er sich in der Funktion als L'Oreal-Chef fast schon begeistert von dem Schmutz und den Umweltbelastungen in Städten. Vor allem Frauen sollen sich bemühen, den Schaden, den der Schmutz anrichtet, mit Pflegeprodukten auszugleichen.
"Wo es Umweltverschmutzung gibt, wollen wir unsere Verbraucher schützen. Wenn du in einer Stadt lebst, sind deine Haut und Haare stärker belastet als in ländlichen Gegenden", sagte er im Interview. "Deshalb brauchst du mehr Shampoos, Conditioner, Hautpflege, feuchtigkeitsspendende Cremes, Anti-UV-Mittel usw." All das verkauft das Unternehmen, zu dem Marken wie Maybelline, Garnier und Lancôme gehören.
Dabei geht es ihm nicht nur um die Gesundheit seiner Kunden, sondern natürlich auch um den wirtschaftlichen Erfolg des börsennotierten Unternehmens.
Kein Problem, wenn junge Frauen sich durch Instagram unter Druck gesetzt fühlen
Auch, wenn Experten Rückgänge im Verkauf von Kosmetika vorhergesagt haben, weil junge Frauen ihre Fotos immer öfter und stärker am Handy mit Instagram-Filter und Photoshop bearbeiten, blieb dies aus.
Eher das Gegenteil ist eingetreten und die Unternehmen der L'Oreal-Gruppe verkaufen immer mehr.
L'Oreal-Geschäftsführer Agon weiß, weshalb das so ist: "Je mehr sie sich online gut aussehen lassen, desto mehr müssen Sie beim Ausgehen an sich selbst arbeiten."
"Wenn sie Filter verwenden, um online besser auszusehen, müssen sie auch im wirklichen Leben etwas tun, um besser auszusehen. Deshalb verwenden sie mehr Kosmetik, mehr Make-Up, mehr Hautpflege und mehr alles", so der L'Oreal-Geschäftsführer.
Frauen sollen also mit ihrer Schönheit im echten Leben an die Scheinrealität in Instagram anknüpfen.
Der 63-jährige Manager nimmt kein Blatt vor den Mund und freut sich regelrecht über den Schönheitswahn, den Instagram und sein Unternehmen angekurbelt haben.
Kritik wird jetzt vor allem von Bambos Charalambous, ein Abgeordneter im britischen Unterhaus, laut. Er sagte gegenüber dem Telegraph, "Ich finde die Kommentare entsetzlich und verantwortungslos. Es ist ein Geständnis, dass L'Oreal sich sehr darüber freut, dass sich junge Menschen unter Druck gesetzt fühlen, um gut auszusehen, und dass sie bereit sind, dies als Marketingtrick für ihre Produkte zu verwenden."
Jean-Paul Agon erwirtschaftet mit seinen Kosmetika trotzdem Rekord-Umsätze. Auch diese Äußerungen dürften da nicht viel ändern.
Titelfoto: imago images/IP3press