Das gibt's noch? StudiVZ wird nach Comeback-Versuch wieder abgeschaltet
Deutschland - StudiVZ ist mal wieder am Ende. Moment. Das einst beliebteste soziale Netzwerk Deutschlands gibt es noch?
Während heutzutage Instagram, TikTok und – ja, auch immer noch – Facebook in der Beliebtheit dominieren, war es vor wenigen Jahren ganz anders.
Zur Erinnerung: Im November 2005 ließen zwei junge Männer studiVZ erstmals online gehen. Vorbild für die Seite war das damals nur in den USA verfügbare und erst ein Jahr alte Facebook.
Innerhalb kurzer Zeit wuchs das Netzwerk für Studenten rasant, studiVZ wurde zu einem der erfolgreichsten Onlinemedien Deutschlands. Fast jede Vorlesung und jedes Uni-Seminar hatte dort eine eigene Gruppe.
Später kamen Ableger für weitere Zielgruppen wie schuelerVZ und meinVZ hinzu. Durch Vernachlässigung der technischen Entwicklung und Facebooks weltweiter Expansion, wechselten ab 2010 immer mehr Menschen zu dem us-amerikanischen Konkurrenten. Viele Studenten konnten dort ihre Kontakte aus dem Auslandssemester pflegen und Schüler auch nach dem Austausch zu Gastfamilien Kontakt halten.
Schließlich war studiVZ nur noch ein Schatten seiner selbst. Das Unternehmen dahinter musste 2017 Insolvenz anmelden.
Kuriose Gruppennamen waren bei studiVZ beliebt
StudiVZ landete auf dem Müllhaufen der Internet-Geschichte wie zuvor Friendster, Orkut, MySpace, Lokalisten, WerKenntWen und andere. So schien es zumindest.
Im April 2020 gab es einen Wiederbelebungsversuch. StudiVZ und meinVZ sollten als Gruppennetzwerk VZ.net wiederauferstehen.
Damit griffen die Köpfe dahinter bewusst eine Idee auf, die das Netzwerk zum Kult gemacht hatte: kuriose Gruppennamen. Was nach ironischen Sprüchen auf Hipster-Turnbeuteln klingt, befand sich bei studiVZ auf den Profilseiten.
Die Gruppen hatten Namen wie "Scheiß Party, wenn ich meine Hose finde, gehe ich nach Hause", "Wer nackt badet, braucht keine Bikinifigur" oder "Hilfe, mein Friseur ist Schreiner von Beruf". Motto: Zeig mir deine Gruppen und ich sag dir, wer du bist.
Nach über einem Jahr war's das schon wieder mit dem studiVZ-Comeback. Zwar meldeten sich 280.000 Nutzer an, doch es sei nur ein Beta-Test ohne Werbung und damit ohne Einnahmen gewesen, heißt es in einem Blogbeitrag des Unternehmens.
StudiVZ soll zumindest teilweise überleben
Zum 31. Juli werde daher VZ.net abgeschaltet. Stattdessen soll es Anfang 2022 eine neue Seite namens SpieleVZ geben. Denn offenbar wollten die Nutzer nicht die Funktionen eines Sozialen Netzwerkes, sondern einfach nur miteinander spielen.
Es scheint ganz so, als überlebe jetzt nur ein kleiner Teil vom einst mächtigen studiVZ. Den perfekten Moment für einen Abgang hat das Netzwerk schon vor Jahren verpasst.
Titelfoto: Wolfgang Kumm dpa/lbn