Holocaustleugnung und rechter HipHop: Hat Spotify ein Nazi-Problem?
Deutschland - Egal ob Soundcloud, Deezer oder Spotify: Das Streamen von Musik liegt mehr denn je im Trend! Doch abseits von Chart-Stürmern wie Mark Foster und Bonez MC findet sich auf den Plattformen auch erschreckend viel rechtes Gesinnungsgut!
Dass Bands wie die "Böhsen Onkelz" oder "Freiwild" auf Streamingdiensten auftauchen, ist keine große Überraschung.
Den Musikgruppen wird zwar immer wieder eine Nähe zur rechten Szene zugeschrieben - das erste Studioalbum der Onkelz steht aber zum Beispiel sogar bis heute wegen rechter Inhalte auf dem Index.
Dennoch sind solche Bands trotz mehrfacher öffentlicher Kritik nach wie vor kommerziell erfolgreich und dementsprechend prominent auf Spotify vertreten.
Aber auch wer nach Künstlern sucht, die sich eindeutig dem Nazi-Spektrum zuordnen lassen oder sich selbst als rechts bezeichnen, wird schnell fündig.
Rechtsextremer HipHop ist nicht nur in der Nazi-Szene beliebt, sondern sowohl auf Spotify als auch auf Deezer in Hülle und Fülle zu finden.
Sobald man einen Musiker in die Suchmaske eingibt, werden darunter unzählige weitere aufgelistet.
So können sich vor allem Szene-Neulinge oder Interessierte einmal die ganze Bandbreite des NS-Raps reinziehen.
Auf Spotify und Deezer sind auch rechte Musiker vertreten
Auf Nachfrage von Bild heißt es dazu nur: "Spotify bietet seinen Nutzern weltweit über 50 Millionen Songs. Grundsätzlich sind die jeweiligen Rechteinhaber verantwortlich für die Musik, die sie über Spotify bereitstellen bzw. distribuieren."
Das Problem ist nicht neu: Times of Israel machte bereits Anfang diesen Jahres darauf aufmerksam, dass sich auf dem weltweit größten Streamingdienst Spotify zahlreiche Nutzer tummeln, die den Nationalsozialismus verherrlichen oder sogar komplett abstreiten.
Antisemitische Playlist- und Nutzernamen wie "Der Holocaust war ein Witz" oder "Auschwitz Rave Party", um nur die "harmloseren" Beispiele zu nennen, ließen sich auf der Musikplattform mit ein paar Mausklicks finden.
Bebildert werden die Wiedergabelisten zusätzlich mit Fotos von Adolf Hitler oder einschlägigen Symbolen aus der NS-Zeit. Besonders gefährlich ist das Ganze , weil die Streaming-Seite vor allem bei Minderjährigen zum Alltag dazu gehört.
Jugendliche ab 14 Jahren können sich auf Spotify anmelden.
Spotify wurde bereits im Januar auf rechtsextreme Inhalte hingewiesen
Auf Nachfrage äußerte der Marktführer damals, man nehme das Thema sehr ernst: "Inhalte (Künstler und Musik), die von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien aufgeführt sind, werden proaktiv aus unserem Dienst genommen."
In Bezug auf nicht indizierte Titel wird folgendermaßen vorgegangen: "Andere potenziell hasserfüllte oder anstößige Inhalte, die von Benutzern oder anderen gekennzeichnet werden, jedoch nicht in der BPjM-Liste aufgeführt sind, werden von Fall zu Fall behandelt."
Dennoch versicherte der Streaming-Dienst im Januar: "Der betreffende benutzergenerierte Inhalt verstößt gegen unsere Richtlinien und wird gerade entfernt."
Trotzdem finden sich auch ein halbes Jahr später immer noch unzählige Profile und Playlists mit geschmacklosen Bildern und entsetzlichen Titeln.
Ob Spotify das Problem jemals in den Griff bekommen wird, bleibt also offen.
Titelfoto: 123rf/ David Molina