"DeepSeek": Deshalb warnen Experten vor der chinesischen KI

Von Carsten Hoefer

München - Behörden und Cybersicherheitsfachleute haben gravierende Sicherheitsbedenken gegen die chinesische KI DeepSeek.

Die App des chinesischen KI-Start-ups DeepSeek (r.) und die App von ChatGPT sind auf einem Smartphone zu sehen. Experten warnen vor der Anwendung aus China.
Die App des chinesischen KI-Start-ups DeepSeek (r.) und die App von ChatGPT sind auf einem Smartphone zu sehen. Experten warnen vor der Anwendung aus China.  © Patrick Pleul/dpa

Dabei geht es um mehrere Punkte: die offenkundig sehr weitreichende Speicherung von Nutzerdaten, die mögliche Manipulierbarkeit der Anwendung für kriminelle Zwecke und die Frage, inwieweit der chinesische Spionage- und Überwachungsapparat Zugriff auf Nutzerdaten hat.

DeepSeek hat sich seit der Veröffentlichung zu einer der beliebtesten KI-Anwendungen auch in den deutschen App Stores von Apple und Google entwickelt.

Ein wesentlicher Kritikpunkt ist die Speicherung der Tastatureingaben. DeepSeek informiert in seinen Datenschutzhinweisen darüber, dass "Tastatureingabemuster oder -rhythmen" (keystroke patterns or rhythms) erfasst werden - ein Verfahren, das zur Identifizierung von Nutzern eingesetzt werden kann.

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"Auch Tastatureingaben innerhalb der App können womöglich mitgelesen werden, bevor sie abgeschickt werden", sagt eine Sprecherin des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) auf dpa-Anfrage. "Daneben wird die Art und Weise, wie Tastatureingaben vorgenommen werden, gespeichert." Mit solchen Mustern könnten mit Hilfe Künstlicher Intelligenz Nutzprofile erstellt und wiedererkannt werden.

Fazit: "Das BSI hält diese Möglichkeit mindestens für sicherheitskritische Bereiche für bedenklich."

DeepSeek speichert Tastatureingaben in großem Umfang

Die KI DeepSeek speichert die Tastatureingabemuster oder -rhythmen ihrer Nutzer und kann diese so identifizieren.
Die KI DeepSeek speichert die Tastatureingabemuster oder -rhythmen ihrer Nutzer und kann diese so identifizieren.  © Patrick Pleul/dpa

Die etablierte US-Konkurrenz von Open AI hingegen sichert zu, nicht aktiv nach persönlichen Daten zu suchen und keine öffentlichen Daten im Internet zum Aufbau persönlicher Profile zu verwenden.

Allerdings gibt es auch ein US-Gesetz – den Cloud Act – das amerikanische Firmen verpflichtet, den Behörden Zugriff auf im Ausland gespeicherte Daten zu gewähren.

Ein "Keylogger", wie ihn Hacker und Geheimdienste zum Ausspionieren von Passwörtern und Zugangs-Daten verwenden, ist die Speicherung von Eingabemustern durch DeepSeek nach Einschätzung des Experten Rüdiger Trost zwar nicht.

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Hier muss man unterscheiden: Ein Keylogger "schneidet alles mit, was über die Tastatur eingegeben wird", sagt der Fachmann. "Das ist etwas Anderes als ein Prompt in einem GenAI Tool oder im Allgemeinen eine Sucheingabe in einem Browser." Doch in einer Untersuchung des großen US-Cybersicherheitsdienstleisters Palo Alto Networks ließ sich DeepSeek leicht für kriminelle Zwecke manipulieren. Das berichtet Sam Rubin, Leiter der Bedrohungsanalyse und -beratung des Unternehmens.

So brachten die Cyberfachleute DeepSeek mithilfe der "richtigen Prompts" dazu, ein Skript zur Auslese von Daten aus Mails und Word-Dateien zu erzeugen. Derartige Skripts werden von Hackern genutzt, um Daten zu stehlen. Mit zusätzlichen Prompts habe DeepSeek außerdem tatsächlich "Keylogger Code" produziert, wie Rubin auf Anfrage sagte.

Gespeicherte DeepSeek-Daten: Freier Zugriff für Chinas Spione?

Der Umgang mit den gespeicherten Daten wirft viele Fragen auf: Öffnet die KI der Cyberkriminalität Tür und Tor?
Der Umgang mit den gespeicherten Daten wirft viele Fragen auf: Öffnet die KI der Cyberkriminalität Tür und Tor?  © Emmi Korhonen/Lehtikuva/dpa

DeepSeek nach chinesischem Recht verpflichtet, sämtliche Daten in der Volksrepublik zu speichern. Das chinesische Geheimdienstgesetz wiederum verpflichtet Bevölkerung und Organisationen zur Kooperation mit den Sicherheitsbehörden. Der Gummiparagraf wird von etlichen China-Beobachtern als Zugriffsrecht des Spionageapparats auf sämtliche in der Volksrepublik gespeicherten Daten interpretiert.

Derzeit bereitet der Datenschutzbeauftragte von Rheinland-Pfalz ein Prüfverfahren gegen DeepSeek vor. "Mehrere deutsche Datenschutzaufsichtsbehörden gehen voraussichtlich parallel vor", sagte eine Sprecherin auf Anfrage.

Deutsche Ministerien, Bundesbehörden und große Unternehmen treffen massive Sicherheitsvorkehrungen gegen Cyberattacken. Das schließt Künstliche Intelligenz mit ein und trifft nicht nur DeepSeek.

Auch das Deutsche Patent- und Markenamt in München – ebenfalls ein potenzielles Spionageziel – setzt DeepSeek nicht ein. Im bayerischen Innenministerium sind DeepSeek und andere KI-Anwendungen auf dienstlichen Geräten nicht erlaubt und private Geräte dürfen nicht dienstlich genutzt werden.

Nach diesem Prozedere verfahren auch große Unternehmen, die ihre Technologie schützen wollen.

Titelfoto: Patrick Pleul/dpa

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