Löcher zu Seen: So lange muss Wasser in Braunkohle-Tagebaue in NRW fließen

Düsseldorf / Hambach / Garzweiler - Der Ausstieg aus der Braunkohle in Deutschland trifft die Tagebaue Garzweiler, Inden und Hambach enorm. Klar ist aber: Irgendwann nach dem Braunkohle-Abbau sollen die gigantischen Tagebaue westlich von Köln mit Wasser verfüllt werden. Mehrere Jahrzehnte wird das Volllaufen der gigantischen Seen dauern.

Das Wasser muss Jahrzehnte in Tagebaue Hambach und Garzweiler gepumpt werden.
Das Wasser muss Jahrzehnte in Tagebaue Hambach und Garzweiler gepumpt werden.  © DPA

Die NRW-Landtagsabgeordnete Wibke Brams (Grüne) hatte nachgehakt, ob die Befüllung der künftigen Seen durch Rheinwasser und Rurwasser gesichert ist, oder Dürren wie im letzten Sommer 2018 das notwendige Wasser fehlen lassen.

Die Antwort der NRW-Landesregierung klärt detailliert auf.

Rückblick vorweg: Der Rhein führte 2018 mehrere Monate extremes Niedrigwasser, die Schiffe konnten nur eingeschränkt fahren.

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Wenn die stillgelegten Tagebaue irgendwann mit Wasser gefüllt werden, soll dafür das Wasser jedoch aus Rhein und Ruhr genommen werden.

Wie die Landesregierung erklärt, plant der Betreiber RWE eine langfristige Befüllung der Tagebauseen Garzweiler und Hambach mit Rhein-Wasser. Der Tagebau Inden soll mit Rur-Wasser gefüllt werden.

Basis hierfür ist eine Prognoserechnung von RWE. Der Konzern hat dafür auch das NRW-Grundwassermodell einkalkuliert.

Ergebnis der letzten Untersuchung aus dem Jahr 2016: Eine Befüllung mit Rheinwasser mit einer eigenen Leitung ist auch bei einer Dürre wie im Jahr 2018 weiter möglich.

Befülldauer von maximal 40 Jahren für Garzweiler

Blick auf den Tagebau Hambach westlich von Köln.
Blick auf den Tagebau Hambach westlich von Köln.  © DPA

Und so lange soll die Befüllung nach den aktuellen Planungen dauern: "Im Braunkohlenplan Garzweiler II ist für den Tagebausee Garzweiler eine Befülldauer von maximal 40 Jahren vorgegeben", so die Antwort. Dafür müssten jedes Jahr 60 Millionen Liter in den Tagebau gepumpt werden.

Beim Tagebau Hambach ist bislang nur festgelegt, dass das Befüllen möglichst rasch stattfinden soll. Detailregelungen dazu sollen in künftigen Genehmigungsverfahren getroffen werden.

Für den Tagebau Inden soll es laut Landesregierung möglich sein, das Wasser aus der Rur über 30 bis 40 Jahre zu entnehmen und in den Tagebau zu pumpen. Grundlage hierfür ist eine bereits erstellte Machbarkeitsstudie.

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Eine zusätzliche Studie aus dem Jahr 2011 geht davon aus, dass die Befüllung des Tagebaus Inden auch in 20 bis 25 Jahren möglich sei.

Dafür müssten jährlich 60 Millionen Liter Wasser aus der Rur entnommen werden. Zusätzlich müssten über zehn Jahre rund 20 Millionen Liter pro Jahr an Sümpfungswasser aus dem Tagebau Hambach rübergepumpt werden.

Welche Folgen hat der Klimawandel für die Tagebau-Befüllung?

Aus dem All: Ein Blick auf die riesigen Tagebaue Hambach und Garzweiler westlich von Köln.
Aus dem All: Ein Blick auf die riesigen Tagebaue Hambach und Garzweiler westlich von Köln.  © Screenshot/Google Maps

Die bislang vorliegenden Klimamodelle gehen laut NRW-Landesregierung von einem Wandel bei den Regenmengen aus.

So soll es verstärkt in den Wintermonaten regnen, dafür in den Sommermonaten trockener bleiben.

Der Effekt: Das Grundwasser wird sich stärker auffüllen, mehr Wasser im Winter im Rhein fließen.

In den trockenen Sommermonaten soll der Rhein aber weiterhin durch das vorhandene Grundwasser gespeist werden, so die Prognosen.

Laut aktueller Prognosen könnte die Befüllung der riesigen Tagebaue aus Rhein und Rur problemlos auch bei Dürren erfolgen, so die Antwort der NRW-Landesregierung.

So hätte sich im Dürresommer 2018 der Rheinpegel laut Landesregierung lediglich um 0,2 bis 0,4 Zentimeter zusätzlich gesenkt.

Allerdings wäre die Entnahme reduziert worden und bei mehr Wasser im Rhein wieder hochgefahren worden.

Auch die Entnahme von Wasser aus der Rur wäre im Sommer 2018 noch möglich gewesen, so die Berechnungen.

Titelfoto: DPA

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