Angst vor Amputation: Trotzdem will die Barmer eine Fettabsaugung nicht bezahlen
Weinböhla - Seit Jahren leidet Sylvia Sonntag (43) aus Weinböhla an Schmerzen: Ihre Wade wird immer dicker, an manchen Tagen kann sie kaum noch gehen. Ärzte beantragten eine Fettabsaugung, doch die Kasse lehnte ab. Jetzt bangt die zweifache Mutter um ihr ganzes Bein.
Die Leidensgeschichte der gelernten Krankenschwester und Bürokauffrau begann 2001 mit einem Bandscheibenvorfall. "Seitdem kann ich den Fuß nicht richtig heben, ist mein linkes Bein teils taub", sagt Sonntag.
Die Folge: Erwerbsunfähigkeit. Seit Jahren nimmt zudem der Umfang ihrer Wade zu, ist schon fünf Zentimeter dicker als die rechte. Gehen fällt ihr zunehmend schwerer. "Das Bein sackt weg, Treppen sind schwierig. Ich verliere die Kontrolle, stürze häufiger", so Sonntag.
Mehrere Ärzte waren ratlos, bis ein Chefarzt des städtischen Klinikums Dresden eine "Lipohypertrophie" (Fettgewebsvermehrung) diagnostizierte, eine "Liposuktionstherapie" (Fettabsaugung) unter stationären Bedingungen beantragte. Diese sei "medizinisch indiziert, sinnvoll und wirtschaftlich."
Doch die Barmer-Krankenkasse lehnt die Kostenübernahme ab, beruft sich auf ein Gutachten des Medizinischen Dienstes der Krankenkasse (MDK), das nach Aktenlage erstellt wurde.
Der MDK vermutet eine Muskelerkrankung, empfiehlt weitere Diagnostik. "Das wurde so am Schreibtisch entschieden, dabei zeigen meine MRT-Bilder klar die Fetteinlagerung. Die lagen aber dem MDK gar nicht vor", sagt Sonntag und ging in Widerspruch. Ein zweiter Arzt bestätigt die notwendige Fettabsaugung, warnt vor "dauerhafter Nervenschädigung".
Sylvia Sonntag ist verzweifelt: "Ich habe Angst, das ich mein Bein verliere." Die Barmer prüfe den Sachverhalt, teilte eine Sprecherin gestern mit.
Titelfoto: Eric Münch