Vorbild Spanien: Amtsärzte fordern Siesta in Deutschland
Bei Temperaturen von über 30 Grad im Büro zu sitzen oder gar auf dem Bau zu ackern ist anstrengend und kann auf Kosten der Gesundheit gehen. Amtsärzte wollen dem vorbeugen und orientieren sich dabei am Vorbild Südeuropa.
Amtsärzte wollen sich ein Beispiel an südeuropäischen Gepflogenheiten nehmen und eine Siesta-Arbeitsweise in Deutschland einführen. In Spanien zum Beispiel schließen Geschäfte von mittags bis in den Nachmittag hinein und öffnen dafür am Abend länger.
"Wir sollten uns bei Hitze an den Arbeitsweisen südlicher Länder orientieren: Früh aufstehen, morgens produktiv arbeiten und mittags Siesta machen ist ein Konzept, das wir in den Sommermonaten übernehmen sollten", sagte der Vorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD), Johannes Nießen, gegenüber dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).
Bei starker Hitze seien Menschen nicht mehr so leistungsfähig wie gewohnt. Schlechterer Schlaf bei lauen Sommernächten und fehlende Abkühlung führe zusätzlich zu Konzentrationsproblemen, so Nießen.
Der Vorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte riet zudem, anspruchsvolle Tätigkeiten in den frühen Morgenstunden zu erledigen. Leichte Kleidung und Ventilatoren im Büro seien ebenfalls ratsam. Noch viel wichtiger aber: ausreichend trinken und leichtes Essen in kleinen Portionen zu sich nehmen.
"Ein kaltes Fußbad unter dem Schreibtisch wäre eine weitere Möglichkeit, um im Homeoffice für Abkühlung zu sorgen", so Mediziner Nießen.
Gewerkschaftsbund stellt Forderungen an Arbeitgeber
Anja Piel, Vorstandsmitglied des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), forderte Arbeitgeber auf, während der heißen Monate Gefährdungsbeurteilungen zu erstellen und Arbeitnehmer entsprechend vor Hitze zu schützen.
"Arbeit bei Hitze ist für Beschäftigte belastend und gefährdet im schlimmsten Fall ihre Gesundheit", sagte Piel dem RND. Denn die Bedingungen an Arbeitsplätzen seien sehr verschieden und es mache einen großen Unterschied, ob man im Büro, in der Werkshalle oder auf dem Bau seine Brötchen verdienen würde.
Die Gewerkschafterin machte sich außerdem für Abkühlungs- und Sonnenschutzmaßnahmen ab einer Temperatur von 26 Grad stark. Grundsätzlich gelte, so Piel, dass Arbeitgeber schon bei über 26 Grad für Abkühlung sorgen müssten. Sollten es über 30 Grad am Arbeitsplatz werden, bliebe kaum Handlungsspielraum.
"Klettert das Thermometer auf über 30 Grad, müssen Arbeitgeber Belastungen verringern. In Räumen mit über 35 Grad kann nicht mehr gearbeitet werden – außer, der Arbeitgeber bietet Hilfsmittel wie Luftduschen und Hitzepausen an", so die Gewerkschafterin.
Titelfoto: Sebastian Kahnert/ZB/dpa