Versorgung in abgelegenen Regionen in Sachsen: 100.000 Euro Zuschuss für eine neue Arztpraxis
Dresden - Tausende Euro als Zuschuss für Praxis-Neueröffnungen: Die Kassenärztliche Vereinigung Sachsen (KVS) wirbt jetzt auch im Westen für den Hausarzt-Nachwuchs im Freistaat.
Die ambulante ärztliche Versorgung steht in einer ganzen Reihe von sächsischen Regionen auf der Kippe. Abhilfe schaffen soll nun eine Werbekampagne.
Mit markigen Sprüchen wie "Weil kein Hausmittel den Hausarzt ersetzt" oder "100.000 Euro Finanzspritze bei Praxisgründung" will die KVS-Kampagne "Praxen für Sachsen!" die Lücken in der ambulanten Versorgung stopfen.
In Sachsen gibt's die Werbung in Anzeigen und auf Plakaten, bundes- oder gar weltweit auch als Videos im Internet oder auf Social Media, teilte die KVS mit.
Als Grund für den Ärztemangel nannte der Verband das steigende Durchschnittsalter der Bevölkerung, aber auch der Ärzteschaft. "Von den etwa 3000 Hausärzten in Sachsen sind 26 Prozent älter als 60 und nur 13 Prozent jünger als 40 Jahre alt", so Sylvia Krug (66), stellvertretende KVS-Vorstandsvorsitzende.
Vor allem in ländlichen Regionen fehlten hausärztliche Praxisnachfolger und -gründer. Besonders eng ist es derzeit in den Regionen Werdau und Reichenbach, Stollberg und Annaberg-Buchholz, Frankenberg und Hainichen sowie Weißwasser.
Korrektur erforderlich - Ein Kommentar
Von Lennart Zielke
Ärzte in die Fläche holen. Das möchte nicht nur die Landesregierung, sondern auch die Kassenärztliche Vereinigung. Eine Prämie soll als zusätzlicher Anreiz für die Eröffnung einer Landarztpraxis dienen.
Es ist jedoch zu bezweifeln, dass markige Slogans oder Geld allein das Problem lösen. Wäre es nicht besser, den Personalbedarf aus der heimischen Bevölkerung zu decken? Schließlich beginnen an den Unis in Leipzig und Dresden jedes Jahr 615 Menschen ein Medizinstudium.
Die langwierige Ausbildung zum Arzt kostet den Steuerzahler ein Vermögen: Knapp 200.000 Euro sind es hochgerechnet auf sechs Jahre.
Abhilfe schaffen soll die Landarztquote: Seit 2022 werden im Freistaat 6,5 Prozent der Studienplätze an angehende Hausärzte vergeben, die danach auf dem Land tätig werden wollen. Doch das ist viel zu wenig. Angesichts der schon jetzt riesigen Versorgungslücken in Regionen wie Ostsachsen oder dem Erzgebirge müsste die Quote wesentlich höher ausfallen.
Es ergibt keinen Sinn, Ärzte teuer auszubilden, die sich dann in überlaufenen Großstädten als Angestellte betätigen oder gar in andere Bundesländer abwandern. Die zukünftige Landesregierung ist deshalb gefordert, hier eine weitere Korrektur vorzunehmen.
Titelfoto: Bildmontage: Grafik: KVS, Norbert Neumann