Tausende Deutsche warten auf Spenderorgan - aber was kann ich eigentlich spenden?

Leipzig - Niere, Leber oder Herz: Tausende Menschen in Deutschland brauchen ein lebensrettendes Spenderorgan. Sie warten oft jahrelang - viele vergeblich. Nach den aktuellen Zahlen der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) verharrten die Spenderzahlen im vergangenen Jahr weiter auf einem niedrigen Niveau. Fragen und Antworten:

Welche Organe können gespendet werden?

Das sind Niere, Leber, Herz, Lunge, Bauchspeicheldrüse und Dünndarm.

Außerdem lassen sich Gewebe wie zum Beispiel Hornhaut oder Knochen verpflanzen. Es können aber auch einzelne Organe ausgeschlossen werden.

Niere, Leber, Herz, Lunge, Bauchspeicheldrüse und Dünndarm können transplantiert werden, auch Hornhaut und Knochen sind möglich.  © Waltraud Grubitzsch/dpa

Wie viele Menschen warten auf ein Spenderorgan?

Bundesweit stehen nach Angaben der DSO derzeit 8260 schwer kranke Menschen auf der Warteliste für ein Organ. Bei jährlich Hunderten Patienten verschlechtert sich der Gesundheitszustand so dramatisch, dass eine Transplantation nicht mehr möglich ist oder dass sie während der Wartezeit sterben, weil nicht rechtzeitig ein passendes Organ gefunden wurde.

So starben nach den aktuellsten Zahlen im Jahr 2023 beispielsweise 72 Herzpatienten, 37 Lungenkranke, 289 Nierenpatienten und 251 Leberpatienten, die auf der Warteliste standen.

Allein die Zahl der als transplantabel eingestuften Nierenkranken war 2023 dreimal so hoch wie die tatsächliche Zahl der Nierentransplantationen in Deutschland. Insgesamt sind sogar 100.000 Menschen auf die Dialyse angewiesen. Zum Teil lassen sich diese Patienten gar nicht mehr auf die Warteliste setzen, weil sie keine Hoffnung haben, überhaupt eine postmortale Organspende zu erhalten.

Wie viele Spender und Transplantationen gibt es?

Nach dem Tiefpunkt im Jahr 2017, als die Organspendezahlen auf den niedrigsten Stand seit 20 Jahren sanken, stiegen sie 2018 zunächst wieder und stabilisierten sich in den Folgejahren weitgehend.

Im vergangenen Jahr lag die Zahl der Menschen, die ihre Organe nach dem Tod spendeten, mit 953 in etwa so hoch wie im Vorjahr mit 965 Spendern. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 2854 Organe nach dem Tod entnommen und 3013 Organe auch aus anderen Ländern transplantiert.

2854 Organe wurden Verstorbenen 2024 in Deutschland entnommen. Mehr als 3000 wurden Deutschen aus dem Ausland transplantiert.  © Soeren Stache/dpa

Wie ist der Trend?

Die Lage der Menschen, die auf ein Spenderorgan warten, bleibe "dramatisch", sagt der medizinische DSO-Vorstand Axel Ramel. Viel zu oft scheitern Organspenden nach wie vor an einer fehlenden Zustimmung. Dann müssen Angehörige entscheiden, ohne den Willen des Verstorbenen zu kennen.

Auch in 2024 war dies erneut einer der Hauptgründe, warum eine Spende bei potenziellen Organspendern nicht realisiert wurde.

Wo kann die Spendenbereitschaft dokumentiert werden?

Dies ist zum Beispiel mit einem Organspendeausweis oder in einer Patientenverfügung möglich. Nur 44 Prozent dokumentierten dort allerdings laut einer Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung von 2022 ihre Entscheidung schriftlich.

Seit März vergangenen Jahres können zudem potenzielle Spenderinnen und Spender ihre Bereitschaft in einem zentralen Register für Organspenden hinterlegen. Zu finden ist das Portal unter www.organspende-register.de. Die Abgabe einer Erklärung für oder gegen eine Organspende ist auch über die Apps der Krankenkassen möglich.

Ein Organspendeausweis sollte immer mit sich geführt werden.  © Andrea Warnecke/dpa

Gibt es einen Entscheidungszwang?

Auf www.organspende-register.de kann man sich registrieren lassen.  © Anna Ross/dpa

Nein, die Entscheidung für oder gegen eine Organspende ist in Deutschland nach wie vor freiwillig. Voraussetzung für eine Organ- oder Gewebespende ist neben der Feststellung des Hirntods, dass ein Verstorbener zu Lebzeiten der Organspende zustimmte. Ein Vorstoß für eine Widerspruchslösung scheiterte 2020 im Bundestag.

Zwar beschloss der Bundesrat im vergangenen Sommer einen Gesetzentwurf zur Einführung der Widerspruchslösung, auch eine fraktionsübergreifende Gruppe von Bundestagsabgeordneten macht sich dafür stark. Wegen der Neuwahl des Bundestags im Februar wird darüber aber voraussichtlich erst einmal nicht abschließend entschieden.

Bei der Widerspruchslösung würden alle einwilligungsfähigen Erwachsenen als potenzielle Spender gelten - es sei denn, sie widersprechen zu Lebzeiten. Solche Regelungen gibt es bereits in einer Reihe anderer europäischer Länder, darunter Österreich und Spanien.

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Existiert eine Altersbegrenzung für die Organspende?

Nein, die bisher älteste Organspenderin Deutschlands war nach Angaben der DSO 98 Jahre alt, und ihre Leber konnte erfolgreich transplantiert werden.

Nur wenige Vorerkrankungen schließen eine Organspende grundsätzlich aus. Das sind akute bösartige Tumorerkrankungen oder nicht behandelbare Infektionen. Bei allen anderen Erkrankungen entscheiden die Ärztinnen und Ärzte nach Befund.

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