Depressionen: Diese Fehler solltet Ihr vermeiden!
Hamburg – Aus negativen Gefühlen nicht mehr herausfinden, keinerlei Antrieb haben - das sind klare Anzeichen für eine Depression. Doch oft leiden die Betroffenen viel zu lange. Der Grund: Ihre Erkrankung wird falsch behandelt. Hier kommen die zehn häufigsten Fehler!
Ein häufiger Punkt ist, dass Medikamente oft falsch verordnet werden, wie Dr. Stephanie Grabhorn, Chefärztin der Blomenburg Klinik in Norddeutschland erklärt: "Zwölf Prozent der Patienten mit leichten depressiven Symptomen bekommen Psychopharmaka, obwohl das medizinisch nicht angezeigt ist. Sie müssen Nebenwirkungen in Kauf nehmen, die hier eigentlich unnötig sind."
Die Angst vor Antidepressiva ist weit verbreitet. Dabei werden diese nur für eine gewisse Zeit verordnet, "um die Dauer einer schweren depressiven Phase zu verkürzen und den Patienten bei seiner psychotherapeutischen Behandlung zu unterstützen", weiß die Chefärztin. Sobald es dem Patienten besser geht, werden die Antidepressiva langsam wieder abgesetzt. Zu einer Abhängigkeit kommt es daher nicht.
Auch die Ernährung spielt eine entscheidende Rolle, wie Dr. Grabhorn betont. Ohne die richtige Dosis an Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen, Amino- und Fettsäuren, kann der Körper nicht regenerieren und auch keine Glückshormone bilden und ausschütten.
Hinzu kommt, dass bestimmte gefährdete Personengruppen, wie Männer oder ältere Menschen oft nicht genügend beachtet werden. Dass auch Männer unter den Wechseljahren leiden, wird oft vergessen. Somit erfolgen bei einem Burnout keine regelmäßigen Checks des Hormonspiegels, weshalb eine Depression oft unentdeckt bleibt.
Knapp 20 Prozent der Depressionen werden nicht behandelt
Auch ältere Menschen fallen oft durch das Raster, obwohl seelische Erkrankungen in jeder Altersgruppe gleich verteilt sind. Laut Angaben der Blomenburg Klinik nutzen von Frauen im Alter von 35 Jahren fünf Prozent eine Psychotherapie, von den 70-Jährigen aber nur 0,8 Prozent.
Das ist einer der Gründe dafür, warum fast 60 Prozent der schwer Depressiven nicht ausreichend und fast 20 Prozent gar nicht behandelt werden. Symptome werden weder vom Patienten selbst, noch vom Hausarzt immer richtig erkannt. Dr. Grabhorn rät daher: Bei Verdacht auf eine Depression unbedingt einen Facharzt aufsuchen!
Dabei gilt es, die Vorurteile, die viele Menschen im Bezug auf Depressionen haben, außer Acht zu lassen. In einer Befragung glaubten zum Beispiel 18 Prozent "Schokolade essen" helfe gegen Depressionen. 19 Prozent gaben an, der Kranke könnte "sich zusammenreißen". Mehr als 31 Prozent der Befragten waren der Ansicht, dass Depressionen Ausdruck einer "Charakterschwäche" seien.
Die Folge ist, dass Betroffene oft Angst haben, sich anzuvertrauen. Oft wird dann erst in Extremsituationen Hilfe in Anspruch genommen, was falsch ist.
Etwa jeder Fünfte litt schonmal an einer depressiven Störung
Bleiben die Depressionen unbehandelt, werden sie chronisch. Erkrankte schämen sich so sehr, dass sie nicht zum Arzt gehen. Der Zustand verschlechtert sich dadurch jedoch immer mehr, die Betroffenen geraten in eine "Abwärstsspirale, die schwer zu durchbrechen ist", macht Dr. Grabhorn klar.
Dazu kommt auch: Einen Termin beim Psychotherapeuten zu bekommen, ist sehr schwer. Nicht nur die Wartezeiten sind lang, auch der Papierkram bis zur Erstattung oder Verlängerung der Therapie, kann für Betroffene sehr belastend sein.
Betrachtet man das gesamte bisherige Leben, so waren 17,1 % der erwachsenen Deutschen (18 – 65 Jahre) mindestens einmal an einer depressiven Störung erkrankt, das ist etwa jeder Fünfte. Die mentale Gesundheit muss somit mehr in die Mitte der Gesellschaft rücken, wie die Ärzte der Blomenburg klar machen.
Die Blomenburg eröffnete im August 2019 ihre Pforten und zählt seitdem zu Deutschlands innovativste Privatkliniken für psychische Erkrankungen.
Solltet Ihr selbst von psychischen Problemen betroffen sein, findet Ihr bei dem bundesweiten Info-Telefon Depression unter der Rufnummer 08003344533 Ansprechpartner, natürlich auch anonym. Außerdem könnt Ihr Euch an die Telefonseelsorge unter den bundeseinheitlichen Rufnummern 08001110111 oder 08001110222 wenden.
Titelfoto: dpa/Marijan Murat