Orthopäden warnen vor "Hüftfabriken": In Deutschland wird zu oft vorschnell operiert!

Leipzig - Zur Messe OTWorld treffen sich Orthopädie-Techniker aus aller Welt in Leipzig. Die Branche dringt auf Reformen im deutschen Gesundheitswesen.

Deutschlands Orthopäden beklagen eine zu Hohe Gewichtung von Operationen. "Es kann kaum noch einer konservative Orthopädie. Diese Behandlungen müssen gestärkt werden", sagte Alf Reuter, Präsident des Bundesinnungsverbandes für Orthopädie-Technik. (Archivbild)
Deutschlands Orthopäden beklagen eine zu Hohe Gewichtung von Operationen. "Es kann kaum noch einer konservative Orthopädie. Diese Behandlungen müssen gestärkt werden", sagte Alf Reuter, Präsident des Bundesinnungsverbandes für Orthopädie-Technik. (Archivbild)  © Sven Hoppe/dpa

In Deutschland wird nach Einschätzung der Orthopädie-Branche zu oft vorschnell operiert - ohne vorher die Möglichkeiten einer konservativen Behandlung auszureizen.

Das derzeitige Abrechnungssystem bevorzuge die schneidende Zunft der Ärzte, sagte Alf Reuter, Präsident des Bundesinnungsverbandes für Orthopädie-Technik (BIV-OT). Die Branche trifft sich in dieser Woche zur internationalen Leitmesse OTWorld in Leipzig (14. bis 17. Mai).

Das Vergütungssystem nach Fallpauschalen war 2003 eingeführt worden. "Da wollte man Wettbewerb unter den Kliniken schaffen. Daraufhin sind viele private Klinikketten auf den Markt getreten und haben gesehen: Es kommt darauf an, viel zu operieren. Denn je mehr ich operiere, desto mehr Geld bekomme ich durch die Fallpauschalen. So sind überall in der Republik diese Knie- und Hüftfabriken entstanden. Wer am meisten operiert, hat am meisten verdient", sagte Reuter.

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Die Politik habe das Ziel, die Kliniken zu entökonomisieren. "Wir sind gespannt, was da kommt", sagte Reuter.

Messe in diesem Jahr noch internationaler als zuvor

Aussteller bei einer vorherigen Ausgabe der OTWorld. 550 Aussteller werden in diesem Jahr erwartet. Der internationale Anteil liegt bei 65 Prozent. (Archivbild)
Aussteller bei einer vorherigen Ausgabe der OTWorld. 550 Aussteller werden in diesem Jahr erwartet. Der internationale Anteil liegt bei 65 Prozent. (Archivbild)  © Sebastian Willnow/dpa-Zentralbild/dpa

Aus Sicht der Branche müsse die konservative Therapie wieder mehr Gewicht bekommen - nicht immer seien Operationen nötig. "Es kann kaum noch einer konservative Orthopädie. Diese Behandlungen müssen gestärkt werden, sowohl vom Gesetzgeber als auch in der Weiterbildung", sagte Reuter.

"Zur Messe OTWorld werden über 550 Aussteller aus der ganzen Welt erwartet. Das ist deutlich über der Vorveranstaltung und auf Augenhöhe mit den Bestjahren", sagte Messe-Geschäftsführer Martin Buhl-Wagner. "Darüber hinaus wird die diesjährige Ausgabe der OTWorld mit 65 Prozent internationalem Anteil noch internationaler als zuvor.

Buhl-Wagner sieht die Leipziger Messe insgesamt wieder auf gutem Kurs. Das Wort normal nehme in der Branche zwar niemand mehr in den Mund. "Wir haben immer noch veränderte Marktbedingungen, etwa was Energie- oder Personalkosten angeht", sagte der Messe-Chef. Dennoch gehe er von einem starken Jahr 2024 aus.

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Die Zukunft der OTWorld in Leipzig sei für die nächsten Jahre vertraglich gesichert.

Titelfoto: Sven Hoppe/dpa

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