Oft vergeblich: So viele Menschen in Deutschland warten auf ein Spender-Organ
Leipzig - Niere, Leber oder Herz: Tausende Menschen in Deutschland brauchen ein lebensrettendes Spenderorgan. Sie warten oft jahrelang - viele vergeblich. Der Tag der Organspende am Samstag soll unter dem Motto "Zeit, Zeichen zu setzen" wieder bundesweit den Fokus auf das Thema richten, denn im vergangenen Jahr sanken die Organspenden deutlich. Fragen und Antworten:
Wie viele Menschen warten auf ein Spenderorgan?
Bundesweit stehen nach Angaben der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) derzeit rund 8500 schwer kranke Menschen auf der Warteliste für ein Organ.
Bei jährlich Hunderten Patienten verschlechtert sich der Gesundheitszustand so dramatisch, dass eine Transplantation nicht mehr möglich ist oder sie während der Wartezeit sterben, weil nicht rechtzeitig ein passendes Organ gefunden wurde. So starben im vergangenen Jahr 74 Herzpatienten, 47 Lungenkranke und 324 Nierenpatienten, die auf der Warteliste standen.
Allein rund 6600 Menschen brauchen eine neue Niere. Das sind viermal so viele Patienten, wie Transplantate im Jahresverlauf nach Deutschland vermittelt werden konnten. Insgesamt sind sogar Hunderttausend Menschen auf die Dialyse angewiesen.
Zum Teil lassen sich diese Patienten gar nicht mehr auf die Warteliste setzen, weil sie keine Hoffnung haben, überhaupt eine postmortale Organspende zu erhalten.
Wie viele Spender gibt es?
Nach dem Tiefpunkt im Jahr 2017, als die Organspendezahlen auf den niedrigsten Stand seit 20 Jahren sanken, stiegen sie 2018 zunächst wieder und stabilisierten sich in den Folgejahren weitgehend.
Im vergangenen Jahr sank die Zahl der postmortalen Spender allerdings wieder - auf 869. Im Jahr 2021 waren es noch 933 gewesen. Insgesamt 2662 Organe wurden im vergangenen Jahr nach dem Tod gespendet und 3372 transplantiert.
Welche Gründe hat der Rückgang?
Nachdem die Zahlen 2020 und 2021 weitgehend stabil geblieben waren, brachen die Organspendezahlen nach Angaben der DSO im ersten Quartal um 30 Prozent ein.
Als Ursachen nennt die Organisation die Auswirkungen der Coronapandemie und die daraus folgenden Krankenstände beim Klinikpersonal. Danach stabilisierte sich die Lage auf dem Niveau der Vorjahre.
Zudem wurden weniger Spenden realisiert, weil oft die Einwilligung fehlte. Nicht zuletzt spielen mit dem zunehmenden Alter der Spender aber medizinische Ausschlussgründe eine immer größere Rolle.
Gibt es einen Entscheidungszwang?
Nein, die Entscheidung für oder gegen eine Organspende ist in Deutschland nach wie vor freiwillig.
Voraussetzung für eine Organ- oder Gewebespende ist neben der Feststellung des Hirntods, dass ein Verstorbener zu Lebzeiten der Organspende zustimmte - mit einem Organspendeausweis oder in einer Patientenverfügung. Nur 44 Prozent dokumentierten dort nach einer Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung ihre Entscheidung schriftlich.
Nach einer aktuellen Erhebung der Techniker Krankenkasse besitzen 49 Prozent einen Organspendeausweis. Ist dies nicht der Fall, werden die Angehörigen nach dem mutmaßlichen Willen des Verstorbenen gefragt, was aber sehr belastend sein kann.
Welche Organe können gespendet werden?
Das sind Niere, Leber, Herz, Lunge, Bauchspeicheldrüse und Dünndarm. Außerdem lassen sich Gewebe wie zum Beispiel Hornhaut oder Knochen verpflanzen. Im Spenderausweis können aber auch einzelne Organe ausgeschlossen werden.
Titelfoto: Andrea Warnecke/dpa-tmn