Ingwershots sind richtig gut für die Gesundheit, aber es gibt einen Haken!
Düsseldorf - Zwischen Smoothies und Säften haben sie längst einen festen Platz im Kühlregal: Gesundheitsshots auf Ingwerbasis. Sie versprechen, das Immunsystem auf Vordermann zu bringen. Doch halten sie das auch?
Beim Wort Shot denken die meisten wohl an kleine Gläser gefüllt mit Schnaps, der gehörig in der Kehle brennt. Ordentlich Schärfe haben auch die sogenannten Ingwershots, die es in Supermärkten, Bioläden oder Drogerien zu kaufen gibt.
Für das Brennen sorgt bei diesen Shots aber kein Alkohol, sondern deren Hauptzutat Ingwer. Dazu enthalten die Produkte oft Kurkuma und Säfte, zum Beispiel auf Basis von Zitrone, Orange oder Apfel. Geht es nach den Herstellern, sind die kleinen Flaschen ideal, um dem Immunsystem einen Kick zu geben. Aber stimmt das wirklich?
"Ingwer hat ein sogenanntes antioxidatives Potenzial", erklärt die Ernährungswissenschaftlerin Franziska Pusch. Das heißt: Er kann dem Körper helfen, sich gegen Entzündungen und bakterielle Infektionen zu wehren. Der Haken: Diese Eigenschaften wurden bislang vor allem im Labor festgestellt, nicht aber durch Untersuchungen am Menschen.
Dennoch geht Pusch davon aus, dass Ingwer dem Immunsystem ein willkommener Helfer ist.
Sie sagt: "Die Schärfe des Ingwers regt die Durchblutung im Körper an. Und bei einer guten Durchblutung kommen die Immunzellen schneller dort an, wo sie gebraucht werden."
Ingwer ist gut gegen Übelkeit
Auch abseits des Immunsystems kann der Konsum von Ingwer für den Körper hilfreich sein. "Gut am Menschen erforscht sind die positiven Effekte bei Übelkeit", so Pusch. Bei Kopfschmerzen oder Muskelkater verspricht die gelbe Knolle ebenfalls Linderung.
Wer jedoch Probleme mit Sodbrennen hat, sollte den Ingwershot lieber stehen lassen. Die Schärfe kann das saure Aufstoßen verschlimmern.
Hat der Trend rund um die Shots denn nun seine Berechtigung - oder tut es nicht auch ein einfacher Ingwertee?
"Ja und nein", sagt die Ernährungswissenschaftlerin Nele Dahms. Beim Aufbrühen von Ingwer und Zitrone würden viele Inhaltsstoffe verloren gehen, darunter Vitamin C oder Mineralstoffe.
Darum sei es mit Blick auf die erhoffte gesundheitsfördernde Wirkung besser, Shots zu trinken - die werden üblicherweise kalt gepresst.
"Auf der anderen Seite muss man aber beachten, dass die Industrie diesen Trend nutzt und die Produkte entsprechend teuer verkauft. Und zum Teil enthalten sie so viel Zucker, dass man mit dem Immun-Booster auch gleich eine Süßigkeit zu sich nimmt", so Dahms.
Die Expertinnen raten dazu, beim Kauf stets die Zutatenliste zu prüfen und Produkte zu vergleichen. Wie viel zugesetzte Süße steckt in dem Shot - in Form von Zucker, Sirup, Honig oder süßen Säften? "Je mehr Ingwer das Produkt enthält, desto besser", sagt Dahms.
Ingwershots einfach selber machen
Steckt Kurkuma in dem Shot, sollte man prüfen, ob auch schwarzer Pfeffer drin ist. Dahms erklärt, warum das wichtig ist: "Auch Kurkuma kann eine antibakterielle und entzündungshemmende Wirkung haben - so zeigen es zumindest Laborstudien."
Jedoch braucht der Körper etwas Hilfe, um das darin enthaltene Curcumin aufnehmen zu können. Eine Aufgabe, für die sich schwarzer Pfeffer gut eignet.
Um die volle Kontrolle über die Zusammensetzung zu haben, ist es sinnvoll, die Shots einfach selbst herzustellen.
So macht es auch die Foodbloggerin Corinna Frei (schuesselglueck.de): "Mir waren die Shots im Supermarkt einfach zu teuer - also habe ich es selbst ausprobiert und festgestellt, dass es kein großer Aufwand ist."
Für etwa 200 Milliliter - das sind sieben bis zehn Shots - entsaftet sie 50 Gramm Ingwer, zwei Äpfel und eine halbe Zitrone. Das ist innerhalb weniger Minuten erledigt. Wer Ingwer in Bio-Qualität nutzt, muss ihn vor dem Verarbeiten nicht einmal schälen.
Die DIY-Gesundheitsshots lassen sich problemlos auf Vorrat produzieren. Sie können etwa eine Woche lang im Kühlschrank aufbewahrt werden. Man kann im Eiswürfelbehälter auch einzelne Portionen einfrieren. So lassen die Shots auftauen - sobald sich Muskelkater, Übelkeit oder Erkältungsgefühl bemerkbar machen.
Titelfoto: Antonio Guillem/123RF