Gefährliche Krankheit breitet sich in Tschechien aus, Zahl der Fälle steigt rasant
Prag (Tschechien) - Die Zahl der Keuchhustenfälle in Tschechien nimmt rasant zu. Innerhalb von drei Monaten stieg sie von 28 auf fast 3100. Einer der Erkrankten ist der 80-jährige Bürgermeister von Prag. Für Erwachsene stellt diese Krankheit kein tödliches Problem dar, kann aber insbesondere für Neugeborene fatale Folgen haben.
Nach Angaben des tschechischen Gesundheitsministers, Vlastimil Válek (63), hat der Keuchhusten derzeit einen Höhepunkt erreicht, der mehrere Wochen anhalten könne, berichtet die Nachrichtenseite Seznam Zprávy. Bislang gebe es bereits 3084 Fälle.
Eine so hohe Zahl wurde bei unserem südöstlichen Nachbarn seit 1963 nicht mehr registriert, und Gesundheitsexperten gehen davon aus, dass dem Land ein Rekordjahr bevorstehe. "Aber wir haben hier sicherlich keine Epidemie", erklärte der Minister.
Ihm zufolge sollten aufgrund der gestiegenen Krankheitsfälle alle Kinder im Alter zwischen zehn und 15 Jahren sowie ältere Menschen erneut geimpft werden. Auch schwangere Frauen sollten sich demnach impfen lassen, damit ihre Babys Antikörper bekommen.
Die Gesundheits-Abgeordnete im tschechischen Parlament, Karla Maříková (42), machte darauf aufmerksam, dass Keuchhusten hochansteckend sei, ihrer Meinung nach sei es jedoch nicht notwendig, die gesamte Bevölkerung zu impfen. Die Politikerin äußerte zudem, dass die Migrationswelle aus der Ukraine auch einen Einfluss auf die Ausbreitung der Krankheit haben könne, weil die Impfquote bei Flüchtlingen geringer sei.
Das widerlegte der Gesundheitsminister: "Die Flüchtlinge sind daran überhaupt nicht schuld, am allerwenigsten die Flüchtlinge aus der Ukraine", sagte Válek. Ihm zufolge zeigen die Daten, dass die Impfrate ukrainischer Kinder in Tschechien sogar höher ist als die tschechischer Kinder.
Aktuell seien alle Altersgruppen von Keuchhusten betroffen. Die meisten Erkrankten (2273 Fälle) seien jedoch junge Menschen im Alter zwischen 15 und 19 Jahren, etwa ein Drittel betreffe die Jüngsten sowie Kinder im Alter von zehn bis 14 Jahren.
Ermittlungen gegen den Bürgermeister von Prag
Petr Šebo vom Institut für experimentelle Medizin der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik warnte insbesondere vor den fatalen Folgen für Neugeborene. Für sie könne Keuchhusten tödlich sein, schreibt das Portal iDNES.
Die steigenden Fallzahlen würden ihn nicht überraschen. Während der Coronavirus-Pandemie sei "Keuchhusten praktisch verschwunden", erklärte Šebo. "Dadurch wurde die natürliche Immunisierung der Geimpften unterbrochen, und ihre Immunität gegen Keuchhusten sank", fügte er hinzu.
Nach der Aufhebung der Corona-Maßnahmen sei als Folge die Zahl sensibler Menschen gestiegen.
Es gibt auch einen prominenten Patienten: Wie die Tageszeitung Denik berichtet, werde der Prager Bürgermeister, Bohuslav Svoboda (80), wegen Verbreitung der Krankheit strafrechtlich verfolgt. Ihm wurde vorgeworfen, die öffentliche Gesundheit zu gefährden, weil er trotz einer Keuchhusten-Behandlung ohne Atemschutzmaske an mehreren Veranstaltungen teilnahm.
Svoboda erklärte dazu, dass er am 5. März von seiner Keuchhusten-Erkrankung erfuhr und sofort mit der Einnahme von Antibiotika begann. "Ich habe ab dem 6. März eine Woche Urlaub gemacht", schilderte der Bürgermeister, der inzwischen wieder gesund sei.
Symptome von Keuchhusten
Keuchhusten ist eine hochansteckende Infektionskrankheit der Atemwege. Zunächst sieht es aus wie ein gewöhnlicher Katarrh der Atemwege. Die Nase kann laufen, die Augen tränen, Betroffene niesen häufiger. Auch eine Bindehautentzündung ist möglich. Weitere Symptome sind eine erhöhte Temperatur, Heiserkeit und Halsschmerzen. Auch zu einem kurzen Atemstillstand kann es kommen. Ein Hustenanfall endet manchmal mit Erbrechen.
Keuchhusten wird von Erkrankten beim Husten, Niesen oder über die Atemluft (Tröpfcheninfektion) verbreitet.
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