(K)eine gute Nacht: Schlaflosigkeit quält Millionen Deutsche
Deutschland - Gute Nacht, Deutschland! Oder etwa doch nicht? Schlafstörungen und Insomnie sind auch hierzulande weit verbreitet. Viele Betroffene helfen künstlich nach, obwohl es bessere und gesündere Alternativen gäbe, um geruhsam in den neuen Tag zu starten.
Es sind hochgradig alarmierende Zahlen: Laut Schätzungen des DAK-Gesundheitsreports klagen rund 34 Millionen Menschen in der Bundesrepublik über Schlafstörungen.
Rund 1,5 Millionen Bundesbürger konsumieren im Jahr 2021 sogar täglich Schlafmittel.
Mediziner bezeichnen dieses Massenphänomen als "Volksleiden" oder "unausgeschlafene Gesellschaft".
So sieht es auch die Schlafforscherin der Universität Basel, Christine Blume. Die Expertin mahnt im Gespräch mit der taz allerdings davor, die Begriffe Schlaflosigkeit und Insomnie zu verwechseln.
Letztere stellt aus medizinischer Sicht eine ausgeprägte Ein- oder Durchschlafstörung dar. Darunter leiden in der Tat nur sechs bis zehn Prozent der Personen, die sich selbst einen schlechten Schlaf attestieren.
Sie ist davon überzeugt, dass der Großteil der Bevölkerung aus mehr oder weniger "freien Stücken" nicht genug schläft und die fehlenden Stunden Schlaf kommen laut Blume auch nicht von ungefähr: "Die meisten von uns präferieren eine Zubettgehzeit zwischen 23 Uhr und 1 Uhr."
Auch schädliche UV-Strahlung (künstliches Licht am Abend) durch einen ausufernden digitalen Konsum oder viele Sorgen wie Corona, Krieg und Zukunftsängste wirken sich aus Sicht der Expertin nicht gerade förderlich auf die Schlafqualität der Menschen aus.
Künstliche Hilfen und Alternativen
In Bezug auf künstliche Einschlafhilfen hat Expertin Blume eine klare Meinung: "Wenn Schlafprobleme in einer akut stressbehafteten Lebenssituation auftreten, können Medikamente schon auch hilfreich sein."
Da bei längerfristiger Einnahme schlaffördernder Substanzen der Weg in die Abhängigkeit oft vorgezeichnet ist, rät Blume zu gesünderen Alternativen.
Hierzu bietet es sich laut der Ärztin an, Entspannungsübungen in den Alltag zu integrieren und alte Verhaltensmuster, die einem erholsamen Schlaf entgegenstehen, abzutrainieren.
Bei manchen Betroffenen entwickelt sich laut Blume sogar eine Angst vor dem Einschlafen. In diesem Fall rät sie dringend zu einer Therapie, in welcher nicht nur schädliche Verhaltensmuster abtrainiert werden, sondern zugleich neue Wege aus der Schlaflosigkeit erlernt und praktisch angewandt werden können.
Ein guter Schlaf sorgt für Frische, Ausgeglichenheit und Lebensfreude. Aus diesem Grund lohnt es sich allemal, für eine geruhsame Nacht mit allen (alternativen) Mitteln zu kämpfen.
Titelfoto: Friso Gentsch/dpa