Ist Frieren gesund oder sinnvoll? Experte klärt auf
Deutschland - Vor allem im Winter kann es richtig kalt werden! Doch wie viel Bibbern ist eigentlich gesund und ab wann sollte zu Hause besser die Heizung aufgedreht werden? Ein Hausarzt lüftet das Kälte-Geheimnis.
In Zeiten, in denen das Heizen beinahe ein Luxusgut ist, stellen sich viele besorgte Bürger die Frage, wieviel (un)freiwilliges Frieren gesund ist.
Dr. Jakob Berger (72), Hausarzt und Bezirksvorsitzender im Bayerischen Hausärzteverband, hat sich gegenüber utopia.de genau zu dieser Thematik geäußert.
Dr. Berger hält wenig vom Frieren aus ökonomischen Gründen:
"Den Winter über die Wohnung nicht zu heizen, ist keine Option."
Ganz weglassen sollte man das Heizen nicht erklärt der Mediziner, "denn eine Mindesttemperatur in den Innenräumen verhindert Schimmel. Die Heizung ein paar Grad runter zu drehen, spart dagegen Energie und bares Geld."
Was passiert in unserem Körper, wenn wir frieren?
Typische Kälte-Anzeichen sind uns allen bestens vertraut: Kalte Füße und Hände, Gänsehaut, Zähneklappern und Zittern am ganzen Körper.
An einem Beispiel erläutert der Mediziner das Phänomen Kälte anschaulich und betont dabei den Zweck der Symptome:
"Bei der Gänsehaut zum Beispiel stellen sich die Härchen auf und es bildet sich ein isolierendes Luftpolster auf der Haut, um die Wärme besser im Körper zu halten."
Im Falle von Zittern verweist der Experte auf seine evolutionäre Sinnhaftigkeit:
"Zittern ist eine muskuläre Aktivität, um Wärme zu erzeugen."
Aus physiologischer Sicht ein völlig normaler Vorgang:
"Wenn die Temperaturfühler im Körper merken, es ist zu kalt, frieren wir und die Gefäße ziehen sich zusammen."
Frieren auf Dauer macht krank
Eine Raumtemperatur von 20 Grad im Wohnzimmer scheint in den Augen von Dr. Berger angemessen.
Von einem dauerhaften Frieren in den eigenen vier Wänden rät der Experte dringend ab und begründet dies mit einer Schwächung des Immunsystems sowie der Entstehung von Erkrankungen:
"Vor allem nasse Kälte und Zugluft setzen unserem Körper zu."
Kälter als 18 Grad sollte eine Wohnung deshalb nicht werden. Aus Energiesparperspektive sieht der Hausarzt auch keinen Grund, die Wohnung auf über 20 Grad zu heizen und empfiehlt lieber das Tragen eines dicken Pullis als eine voll aufgedrehte Heizung.
Einen Hoffnungsschimmer für alle, die besonders schnell zu frieren anfangen, gibt es aber dennoch: An eine Raumtemperatur von 18 oder 19 Grad kann man sich gewöhnen.
Außerdem helfen regelmäßige sportliche Betätigung, warme Mahlzeiten und Getränke sowie ein allgemeiner gesunder Lebensstil. Das Eisbad in der Sauna ist übrigens ein Frieren der gesünderen Sorte.
Titelfoto: Ole Spata/dpa