Hörakustiker: Künftig deutlich mehr Menschen auf Hörgerät angewiesen
Nürnberg - In Deutschland dürften nach Verbandsschätzungen künftig deutlich mehr Menschen auf ein Hörgerät angewiesen sein als bislang.
Der Präsident der Bundesinnung der Hörakustiker (biha), Eberhard Schmidt, sagte der Deutschen Presse-Agentur, "bis in fünf Jahren dürfte die Zahl der Menschen in Deutschland, die ein Hörgerät benötigen, auf bis zu zwei Millionen steigen".
Derzeit sei dies bei 1,7 Millionen Menschen der Fall. Hauptgrund für den erwarteten Anstieg ist demnach die alternde Gesellschaft.
Zugleich beobachtet der Hörakustik-Meister aus dem oberpfälzischen Regensburg, dass das Stigma, ein Hörgerät zu tragen, abnimmt.
Es sei aber weiterhin so, dass die meisten Menschen ihr Hörgerät deutlicher später bekämen, als es notwendig wäre, sagte Schmidt. Künftig dürften viele Menschen bereits früher auf ein Hörgerät setzen, ist er überzeugt.
Von diesem Mittwoch an trifft sich die Hörakustik-Branche in Nürnberg zum internationalen Kongress der Europäischen Union der Hörakustiker (EUHA). Es ist laut Veranstalter das weltweit größte Branchentreffen.
Starkes Branchen-Wachstum könnte erst mal vorbei sein
Wenn der Bedarf an Hörgeräten steigt, wird es laut Schmidt vor allem um die Frage gehen: Wie bekomme ich die zusätzlichen Geräte alle angepasst?
Bei der Untersuchung, Beratung und Anpassung von Hörsystemen sei der Besuch im Fachgeschäft unerlässlich.
In Deutschland gibt es nach Angaben der Bundesinnung rund 7250 Hörakustik-Betriebe mit 18.000 Beschäftigten.
Das Netz der Betriebe sei engmaschig und derzeit gebe es keinen Personalmangel, sagte Schmidt. Die Bundesinnung erwartet aber, dass die Branche nicht mehr so stark wachsen werde wie in den vergangenen Jahren.
Die Zahl der Auszubildenden pro Jahr nehme ab. "Eine Lösung könnte es dabei sein, stärker auf Quereinsteiger zu setzen", sagte Schmidt. Auch könne man den Beruf durch Teilzeitangebote und flexiblere Arbeitsbedingungen attraktiver machen.
Der Umsatz der Hörakustik-Branche betrug 2022 laut Schätzung der Bundesinnung rund 1,6 Milliarden Euro. Der Großteil der Umsätze besteht aus Leistungen der Krankenkassen.
Titelfoto: Bernd Weißbrod/dpa