Hebammen-Protest! Dresden feiert sich gern als Geburten-Hauptstadt, zahlt aber nicht
Dresden - Steigende Kosten, geringe Vergütung - finanziell ist Hebamme sicher kein Traumjob. Das hat vor zwei Jahren auch das Rathaus erkannt und zur Unterstützung der selbstständigen Hebammen in Dresden ein Förderprogramm aufgelegt.
Schließlich feiert man sich gern als vorbildliche Geburten-Hauptstadt im Osten. Doch im Entwurf der Stadtverwaltung für den neuen Doppelhaushalt kommt die Förderung nun aber nicht mehr vor.
Das Rathaus begründet die geplante Streichung auf Nachfrage mit den finanziellen Belastungen durch die Corona-Pandemie.
"Aus diesem Grund mussten finanzielle Bedarfe kritisch abgewogen werden. Die Förderung der Hebammen als freiwillige Leistung konnte hierbei nicht berücksichtigt werden", heißt es.
Dagegen machen jetzt der Verein "Gut ins Leben" und eben die Hebammen selbst mobil.
"Die Dresdner Geburtshilfeprämie hat nach einer langen Talfahrt einen echten Wendepunkt gebracht", sagt Vereinsvorsitzende Peggy Schkade (39). "Für den städtischen Haushalt sind 200.000 Euro keine besonders große Summe. Aber für die Hebammen macht das Programm den Unterschied, ob sie die steigenden Kosten finanzieren können oder ob das Angebot der Hebammenbetreuung immer weiter zusammenschmilzt."
Außerdem geht es ihnen um Wertschätzung.
"Neben dem finanziellen Aspekt ist es auch eine Wohltat, mit dieser Prämie einen gesellschaftlichen Auftrag zu spüren", sagt Hebamme Stefanie Möller (45). Das trage erheblich zur Motivation bei. So sieht es auch Heike Erlenkämper (54): "Es hat mir gezeigt, dass die Stadt uns Hebammen als wichtigen Pfeiler im Gesundheitssektor wahrnimmt und durch diese Wertschätzung durch Geldleistung ausdrückt."
Das letzte Wort bei dem Förderprogramm hat der Stadtrat. Dort gibt es parteiübergreifend Unterstützung für die Hebammen. "Wir wollen die Förderung unbedingt behalten", sagt Linken-Stadträtin Pia Barkow (35).
Tina Siebeneicher (36, Grüne): "Es wäre schade, wenn etwas, was sich bewährt hat, verschwindet." Auch von CDU und SPD kommen positive Signale.
Titelfoto: Uli Deck/dpa