Fehldiagnose! Mädchen werden Arme und Beine amputiert
London (England) - Einem Mädchen, das in England in ein Krankenhaus gebracht und dort mit einer Fehldiagnose wieder entlassen wurde, sprach ein Gericht in London eine siebenstellige Schadenersatz-Summe zu. Aufgrund eines Fehlers der Klinik mussten der Heranwachsenden alle Gliedmaßen amputiert werden.
Das Kind wurde in die Notaufnahme des Frimley Park Hospital in Frimley gebracht, weil es deutliche Symptome für Meningitis und Sepsis zeigte, einschließlich einer hohen Körpertemperatur, schneller Herzfrequenz, Schläfrigkeit, Erbrechen sowie Beinschmerzen, berichtete das britische Nachrichten-Magazin Independent.
Trotz der Warnzeichen wurde dem Mädchen nur Paracetamol verschrieben, anschließend wurde es aus dem Krankenhaus entlassen.
Ein paar Stunden später brachten die Eltern ihre Tochter erneut in die Notaufnahme, weil sie mittlerweile Ausschlag und Fieber bekommen hatte. Bei der Untersuchung wurde schließlich eine Meningokokken-Sepsis diagnostiziert.
Die schwere Krankheit kann innerhalb weniger Stunden lebensbedrohlich werden. Das Bakterium Neisseria meningitidis, auch Meningokokken genannt, verursacht meist eine eitrige Hirnhautentzündung, die sogenannte Meningitis. In seltenen Fällen kann es zu einer Blutstrominfektion - Sepsis - kommen.
Die junge Patientin wurde auf die pädiatrische Intensivstation eines anderen Krankenhauses verlegt. Dort erlitt sie ein Multiorganversagen, außerdem waren mehrere Eingriffe zur Behandlung der Infektion nötig, darunter eine Hauttransplantation.
Doch die Infektion breitete sich dramatisch aus. Um das Mädchen zu retten, wurden ihm beide Beine oberhalb der Knie und ihre Arme oberhalb der Ellbogen amputiert.
Die Familie reicht Klage gegen das Krankenhaus ein
Die Familie reichte gegen den Frimley Health NHS Foundation Trust, der das betroffene Krankenhaus in Frimley verwaltet, Klage ein. Ihre Begründung: Die Amputationen wären vermeidbar gewesen, wenn die Minderjährige als dringender Notfall behandelt worden wäre.
Dem Gericht wurde auch ein Teil eines Briefes vorgelesen, den Neil Dardis, Chef des NHS Foundation Trust von Frimley Health, an die Eltern der Patientin geschrieben hatte.
Darin entschuldigte er sich und gab zu, dass ihre gesundheitliche Behandlung "unter dem Standard lag, den das Mädchen erwarten durfte". Er stimmte zu, dass sie nicht hätte entlassen werden dürfen.
Am vergangenen Freitag gaben die Richter am High Court in London der Familie recht. Das Krankenhaus muss für den Fehler haften. Das Mädchen erhält eine Schadenersatzsumme von insgesamt 39 Millionen Pfund (rund 44,4 Millionen Euro),
"Geld kann nicht zurückbringen, wer Ihre Tochter war, aber es kann ihre Zukunft sichern", sagte der zuständige Richter der Familie.
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