Erst Silvester-Party, dann Brummschädel und Filmriss: Das macht Alkohol im Gehirn

Von Christian Schultz

Kaiserslautern - Sechs Minuten dauert es, bis getrunkener Alkohol das Gehirn erreicht. Viele Stunden hingegen, bis er dort wieder abgebaut ist. Was dabei passiert, kann für unschönes Erwachen sorgen - nicht nur am Neujahrsmorgen.

Das neue Jahr wird auch in diesem Jahr wieder vielerorts mit jeder Menge Alkohol begrüßt. (Symbolbild)
Das neue Jahr wird auch in diesem Jahr wieder vielerorts mit jeder Menge Alkohol begrüßt. (Symbolbild)  © Christian Charisius/dpa

In den meisten Hirnregionen wirkt Alkohol dämpfend, erläutert Martin Morgenthaler, Leitender Oberarzt der Klinik für Neurologie am Westpfalz-Klinikum in Kaiserslautern.

Zellprozesse würden verlangsamt, vor allem die Reizübertragung, also die Kommunikation zwischen Zellen. Betroffene nehmen das so wahr: "Die Reaktion nimmt ab, mir wird schwindelig, das Sehvermögen lässt nach, ich kann Situationen nicht mehr richtig einschätzen."

Das Extrem einer solchen Dämpfung ist der sprichwörtliche Filmriss. Dann funktioniere die Übertragung vom Kurzzeit- ins Langzeitgedächtnis nicht mehr, erklärt der Mediziner. "Medizinisch gesehen ist der Filmriss eine Amnesie für Dinge, die ich gerade erlebe."

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In einigen Hirnregionen wirke Alkohol wiederum aktivierend. "Deshalb haben wir dann diese euphorisierende Wirkung, sind ein bisschen enthemmter, weil Botenstoffe wie Endorphine, Dopamin und Serotonin ausgeschüttet werden", erklärt Morgenthaler. Es könne ein Rauschzustand entstehen, den man immer mal wieder haben wolle.

Das Wechselspiel aus vor allem dämpfender und vereinzelt aktivierender Wirkung bringe im Gehirn so einiges durcheinander. "Das ist im Prinzip so, wie gleichzeitig Gas und Bremse zu treten. Da kommt die ganze Balance, die da herrschen muss, komplett durcheinander."

Die Strafe folgt am nächsten Morgen

Der Brummschädel ist nach einer Nacht mit viel Alkohol nichts Ungewöhnliches. (Symbolbild)
Der Brummschädel ist nach einer Nacht mit viel Alkohol nichts Ungewöhnliches. (Symbolbild)  © 123RF/lightfieldstudios

Die Strafe folgt spätestens am nächsten Morgen: Der Schädel brummt. Eine Ursache dafür ist dem Mediziner zufolge, dass beim Abbau von Alkohol Acetaldehyd entsteht.

Dieses verändere körpereigene Botenstoffe, in der Folge bildeten sich freie Sauerstoff-Radikale - was Kopfschmerz verursache. Außerdem enthalte jedes alkoholische Getränk Methanol, bei dessen Abbau Formaldehyd und Essigsäure entstünden, die ebenfalls Katerbeschwerden verursachten.

"Ein zweiter Punkt ist die Entwässerung", sagt Morgenthaler. Alkohol erhöhe wie Kaffee die Frequenz des Toilettengangs. Typisch ist nach einer durchzechten Nacht zudem unruhiger Schlaf. Dabei sei Alkohol zunächst schlaffördernd.

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"Das verkehrt sich aber in der Nacht." Die beim Alkoholabbau entstehenden Giftstoffe ließen einen immer wieder aufwachen und man müsse mehr auf die Toilette.

In der Summe ist es also kaum verwunderlich, dass man sich am Folgetag häufig gerädert und abgeschlagen fühlt. Weniger zu leiden haben oft Menschen, die abwechselnd mit einem alkoholischen Getränk jeweils Wasser trinken, wie Morgenthaler sagt. Und ein Trick hilft sogar zu hundert Prozent: alkoholfrei und gesund ins neue Jahr starten.

Titelfoto: Christian Charisius/dpa

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