Erschreckende Zahlen: Suizide in Bayern steigen an, jeder Vierte mit psychischer Erkrankung
München - Die Zahlen sind erschreckend: Rund ein Viertel der Menschen in Bayern hat eine psychische Erkrankung. Und das sind nur die Zahlen, die offiziell diagnostiziert sind. Auch die steigende Zahl der Suizide ist beängstigend.
2023 gab es deutschlandweit 10.304 Selbsttötungen. Das waren laut den Daten des Statistischen Bundesamtes 1,8 Prozent mehr Fälle als im Jahr davor.
73 Prozent der Suizide wurden demnach von Männern, 27 Prozent von Frauen begangen. Anhand dieser Zahlen lässt sich errechnen, dass im Schnitt 20 Männer - jeden Tag - in Deutschland ihrem Leben selbst ein Ende setzen.
Sollte sich also noch jemand die Frage stellen, warum der November weltweit für den "Men's Mental Health Awareness Month" (Deutsch: "Monat der Aufklärung über die psychische Gesundheit von Männern") steht: deshalb. Es ist ein globales Phänomen.
Mit den gesicherten Daten aus Bayern steht fest, dass es - geschlechterübergreifend - im Jahr 2022 genau 1811 Suizide gab.
Das ist ein Anstieg um gut 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und im Vergleich zum Durchschnitt der vorausgegangenen zehn Jahre ein Anstieg um gut neun Prozent.
Die Zahlen erreichen dabei - ab dem Teenageralter stetig ansteigend - in der Altersgruppe der 55- bis 59-Jährigen ihre Peak, ehe sie dann kontinuierlich wieder zurückgehen. Januar, März und Mai stehen dabei an der Spitze der Sterbemonate.
Mentale Erkrankungen: 300.000 Kinder in Behandlung
Für gewöhnlich weisen wir am Ende solcher Themen darauf hin, doch die Daten rechtfertigen, es hervorzuheben: Die Telefonseelsorge ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr unter 0800/1110111 und 0800/1110222 erreichbar.
Sie hat schon vielen Menschen, die dachten, am Ende angelangt zu sein, neue Wege aufzeigen können. Und sie wird weiterhin notwendig sein: Bei mehr als 2,9 Millionen Menschen in Bayern, die gesetzlich versichert sind, wurde 2022 die Diagnose einer psychischen Erkrankung gestellt.
Das sind 26 Prozent der im Freistaat lebenden Personen, die an einer "klinisch relevanten psychischen Störung" leidet, wie es Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach (39, CSU) formuliert. Darunter sind rund 300.000 Kinder.
Im Laufe des Lebens betreffe dies sogar die Hälfte aller Menschen, heißt es im nun veröffentlichten zweiten bayerischen Psychiatriebericht. Hier seien Frauen häufiger betroffen als Männer.
Psychische Störungen können unterschiedlichste Ursachen haben wie genetische Faktoren, familiäre Bedingungen, Armut, Wohnungs- und Arbeitslosigkeit, schwierige Arbeitsverhältnisse, Gewalt- und Diskriminierungserfahrungen oder auch der Umstand, alleinerziehend zu sein.
Die Erkrankungen verursachen allein in Bayern Kosten von rund neun Milliarden Euro. Hinzu kommen indirekte Kosten durch beispielsweise krankheitsbedingte Fehlzeiten. Dieser Wert liege sogar deutlich über den neun Milliarden.
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