Vitaminbärchen & Co für Kinder: Brauchen wir die Ergänzungsmittel wirklich?
Berlin/Düsseldorf/München - Viele Hersteller haben längst auch Kinder und Jugendliche als Zielgruppe für Vitamine, Mineralstoffe und Pflanzenextrakte erkannt.
"Etwa 14 bis 19 Prozent der Kinder und Jugendlichen im Alter von 12 bis 17 Jahren nehmen regelmäßig Nahrungsergänzungsmittel. Das ist ein signifikanter Anteil", sagte die Ernährungswissenschaftlerin Anke Weißenborn vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Bei jüngeren Kindern bis zu sechs Jahren seien es noch unter zehn Prozent.
Doch wie sinnvoll sind Vitaminpräparate?
"Wir haben weder bei Kindern noch bei Erwachsenen einen Zusatznutzen festgestellt", sagte Weißenborn, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Fachgruppe Ernährungsrisiken, Allergien und Neuartige Lebensmittel am BfR.
"Wenn wir über die Ernährung ausreichend versorgt sind, nützt es gar nichts, zusätzliche Vitamine und Mineralstoffe einzunehmen."
Präparate können auch schaden
"In bestimmten Fällen können Nahrungsergänzungsmittel sinnvoll sein, etwa bei Kindern mit Stoffwechselerkrankungen", erklärte Berthold Koletzko, Kinderarzt und Experte für Stoffwechsel und Ernährung am Dr. von Haunerschen Kinderspital der Universität München.
Es gebe auch bestimmte Phasen im Wachstum, in denen es zu Lücken in der Nährstoffversorgung kommen könne, etwa bei Omega-3-Fettsäuren und Eisen. Idealerweise könnten diese aber durch eine jeweils frisch zubereitete, ausgewogene Ernährung ausgeglichen werden.
"Doch die Lebenswirklichkeit vieler Familien wird damit nicht immer getroffen", sagte Koletzko. Oftmals bestimme Hektik den Alltag, eine gesunde Ernährung sei nicht immer gewährleistet, so der Kinderarzt. Trotzdem rät er davon ab, einfach Vitaminpräparate zu kaufen. "Man sollte zunächst immer Kinder- und Jugendärzte um Rat bitten", so Koletzko.
Auch Anke Weißenborn empfiehlt, eine Diagnostik vom Arzt durchführen zu lassen und zu schauen, ob tatsächlich eine zusätzliche Aufnahme von Vitaminen und Mineralstoffen angeraten ist.
Vitaminpräparate könnten langfristig auch gesundheitliche Schäden anrichten, warnte sie.
Titelfoto: Hendrik Schmidt/dpa