Verbraucher-Zentrale gibt Tipps für günstiges Kochen: So lecker kann Sparen sein!
Leipzig - Wenn am Ende des Haushaltsgeldes noch ganz viel Monat übrig ist, dann ist guter Rat teuer - besonders in Haushalten mit nur einem Einkommen und bei Alleinerziehenden. Ganz kostenfrei hilft die Verbraucherzentrale jetzt mit einem neuen Workshop. Bei "GESUND ESSEN - trotz kleinem Budget" geht's um kostspielige Fallen im Supermarkt, clevere Vorratswirtschaft und Spar-Tipps für Herd und Küche. Wir waren bei der Premiere dabei. Günstiger kochen und essen nicht nur für sozial Schwache - so geht's.
Sparen geht schon beim Geldausgeben los, beim Einkaufen im Supermarkt. "Hier sollte man nicht nur auf Angebote achten, sondern die Kilopreise der Waren vergleichen", empfiehlt Dozentin Claudia Lasarczik (43), Fachberaterin für Ernährung und Lebensmittel bei der Verbraucherzentrale Sachsen.
"Wer die Grundpreise auch bei Aktionen und vermeintlichen Schnäppchen überprüft, wird überrascht sein. Ebenso kann die Füllmenge in die Irre führen und zu teureren Produkten verleiten."
Der Lebensmitteleinkauf sollte zudem mit einem Wochenplan vorbereitet werden. Denn die Expertin weiß: "40 bis 70 Prozent sind Spontankäufe - und nicht immer günstig."
Vorsicht ebenso vor "Quengelware" direkt an der Kasse, die vor allem Kinder anlocken soll. Die Verpackungen sind oft kleiner, die Waren damit teurer.
Auch sogenannte Stopper-Produkte werden von Supermärkten gern thematisch zusammengestellt, um beispielsweise zu preisgesenkten Kürbissen gleich auch noch passend Ingwer und Kokosmilch zu verkaufen. Lasarczik: "Diese Produkte sind dann oft nicht preiswerter als im Regal."
Lebensmittel nicht sofort wegwerfen, nur weil MHD abgelaufen ist!
Weiterer Tipp der Expertin: "In den Abendstunden ist frische Ware oftmals preisgesenkt. Brötchen und Brot vom Vortrag können bis zu 50 Prozent Ersparnis bringen. Lebensmittel, die kurz vor Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) stehen, können um 30 Prozent reduziert sein. Doch ein Bio-Joghurt kurz vorm Ablaufdatum schmeckt nicht schlechter", weiß Lasarczik.
Generell gilt beim MHD: Wer mit allen Sinnen prüft, kann auch nach dem Ablauftermin noch genießen. Und nie hungrig einkaufen gehen, weil man sonst automatisch mehr kauft, als man braucht.
Nachdem man im Supermarkt die Verkaufstricks der Händler umschifft hat, muss der Spareinkauf zu Hause clever verstaut werden. "Wenn Lebensmittel richtig gelagert werden, halten sie deutlich länger. Dabei kommt es auch darauf an, ob und wie man sie im Kühlschrank platziert", gibt die Kursleiterin zu bedenken.
Fleisch, Fisch und Wurst gehören beispielsweise gleich über die Obst- und Gemüseschubladen ins unterste Fach, wo es mit 2 Grad am kühlsten ist. Bananen, Ananas, Mango oder Orangen dürfen gar nicht in den Kühlschrank.
Zudem sollten Kühl- und Gefrierschränke regelmäßig abgetaut, nur kurz geöffnet und es sollten keine warmen Essensreste hineingestellt werden.
Ohne Fleisch kochen ist günstiger
"Neben frischem Gemüse und Obst ist auch Tiefkühlware schnell zubereitet und übrigens genauso vitamin- und mineralstoffreich wie Frisches", erklärt Lasarczik. Am preiswertesten sind dabei große Ein-Kilogramm-Beutel.
Oder mal ganz fleischlos kochen?! Ein Beispiel für ein vegetarisches Rezept wirft Lasarczik per Beamer an die Wand (siehe Grafik): Kommt statt Fleisch- eine Linsenbolognese auf den Tisch, wird's um über die Hälfte billiger. "Und geschmacklich ist sie nicht schlechter", pflichten die Kursteilnehmer bei.
Nach den Theorielektionen dürfen sie dann selbst mithelfen, eine leckere, aber günstige Mahlzeit auf den Tisch zu zaubern. Auf dem Spar- und Speiseplan stehen ein Kartoffelaufstrich samt Kichererbsensalat. Dafür sind Kartoffeln und Äpfel zu schälen sowie Möhren, Zwiebeln, Petersilie und Lauch zu schnippeln.
"Lauch kann man übrigens selber zu Hause anbauen. Er wächst innerhalb von nur 14 Tagen in einem Blumentopf heran", sagt Lasarczik und präsentiert eine schmackhafte Topfpflanze aus heimischer Zucht, die kleingehäckselt gleich mit an den Aufstrich kommt.
So schnell kann günstig gehen
Nach drei Stunden Workshop steht schließlich der Geschmackstest an. Kann ein Essen aus Resten wirklich gut schmecken? "Und ob, sogar sehr lecker", meint Brunhild Fischer (61), Landesgeschäftsführerin des Vereins Selbstbestimmte Handlungsstrategien und Initiativen für Alleinerziehende (SHIA), die den Pionierkurs besucht hat.
"Ich war überrascht, wie schnell man Günstiges gesund zubereiten kann", wunderte sich Teilnehmerin Rand Al-Sabar (42), die im Leipziger Soziokulturellen Stadtteilzentrum "Mühlstraße 14 e.V." acht Alleinerziehende berät.
Die 42-Jährige hatte noch einen eigenen Tipp parat: "Ich mache Nutella immer selber - das ist günstiger und nicht so süß." Dieses und viele andere Sparrezepte machen zum Schluss schnell die Runde.
Vereine können Workshop buchen
Der Workshop "GESUND ESSEN - trotz kleinem Budget" wird von der Verbraucherzentrale Sachsen angeboten, richtet sich vor allem an Alleinerziehende, kinderreiche Familien, Senioren und Haushalte mit kleinem Monatsbudget.
Vereine mit diesen Zielgruppen können den Workshop sachsenweit für ihre Einrichtungen buchen. Anfragen an: ernaehrung@vzs.de
Fünf weitere geldwerte Spar-Tipps der Dozentin
Einkauf planen
Den Essensplan für die gesamte Woche und die passende Einkaufsliste mit den Angeboten im Supermarkt abstimmen. Dieser Speiseplan für mehrere Tage erleichtert den Überblick vor dem Einkauf und vermeidet teure Impulskäufe.
Selbst kochen
Meistens ist es günstiger und auch gesünder, wenn man selbst kocht. Aus Nudeln oder Kartoffeln - kombiniert mit frischem saisonalem Gemüse und Hülsenfrüchten – lassen sich leckere Gerichte zubereiten, die schmecken und das Portemonnaie schonen.
Auch die internationale Küche kann preiswert sein - zum Beispiel Couscous oder Bulgur.
Mehr pflanzliche und saisonale Lebensmittel
Fleisch und Fisch in Maßen verzehren. Das fördert nicht nur Gesundheit und Wohlbefinden, sondern schont auch Geldbeutel und Klima. Gemüse- und Obstsorten, die gerade nicht Saison haben und aus weit entfernten Ländern importiert werden, belasten dagegen Klima und Haushaltsbudget.
Bei Getränken sparen
Zum Preis von 0,2 Cent pro Liter kommt ein guter, preiswerter und umweltfreundlicher Durstlöscher direkt aus der Leitung - Wasser! Ansonsten kann kalter oder heißer Tee aus Kräutern oder Früchten eine Alternative zu gekauften Getränken ab etwa 18 Cent pro Liter sein.
Verpflegung für unterwegs planen
Selbst geschmierte Brote, geschnittenes Obst sowie wiederverwendbare Trinkflaschen sparen nicht nur Geld, sondern auch Abfall. Am Vortag gleich für den Imbiss am nächsten Arbeitstag vorkochen.
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