Eklat: "Negerschnitte" spaltet idyllisches Dorf!
Mandach/Aargau/Schweiz - Nach einem Shitstorm soll eine kleine Schweizer Dorf-Bäckerei ihre beliebte Kuchen-Schnitte umbenennen.
Einen solchen Sturm der Entrüstung hat das gemütliche 300-Seelen-Dorf in der Schweiz noch nicht erlebt. Und das, obwohl der Ort bereits im Jahre 1218 erstmals urkundliche Erwähnung fand (damals "Mandacho").
Was ist passiert? Die örtliche Traditionsbäckerei verkauft seit Ewigkeiten eine sehr beliebte, nahrhafte und leckere Dessert-Schnitte, "Negerschnitte" genannt. Die Benennung der Süßigkeit aber "entzweit die Gemüter und sorgt für hitzige Diskussionen", berichtet >> ohmymag.
Das Schweizer Portal >> TillLate und auch Leser empören sich derzeit. Bei der lokalen Kuchen-Spezialität handelt es sich um ein Gebäck, das aus dunklem Biskuit-Teig, einer Schicht Vanille-Crème, häufig mit etwas "Mandacher Kirsch"-Schnaps ergänzt, und einer Schokoladenglasur besteht. Sie sei sehr beliebt und ist "immer schnell ausverkauft".
Aber korrekte Sprache schlägt dem Kuchen ein Schnippchen. Daher beklagt TillLate: "Und wenn wir weiterhin sorglos historisch problematische Begriffe wie das N-Wort verwenden, befeuern wir damit Diskriminierung, Ausgrenzung und Xenophobie."
Nunmehr wurden die Leser aufgerufen, einen neuen Namen für das beliebte Produkt zu finden. Angeblich sind diese Vorschläge eingegangen: "Mandacher Schnitte", "Mauritius-Schnitte" (benannt nach dem Schutzpatron der Kirche von Mandach), "Dunkelhäutigen-Schnitte", "Schnitte-ohne-Namen-weil-niemandem-etwas-Passendes-einfällt", "Mandacher Freudengebäck" oder auch "Geile Schnitte".
Die "Negerschnitte" ist nicht das einzige Problem
Es gibt noch ein Problem im Ort: Die Mandacher werden angeblich von Auswärtigen oft nach der Herkunft des Wappens gefragt.
Dieses zeigt einen "für die Gegend eher untypischen Menschen. Gemäß offizieller Lesart geht das Wappen von Mandach auf einen Helmschild der Herren von Mandach (13. Jahrhundert) zurück. Der volkstümlichen Deutung nach stellt dieser den heiligen Mauritius der, welcher auch der Schutzpatron der Kirche von Mandach ist.
Die heraldisch korrekte Beschreibung lautet: "Geteilt von Weiss mit aus der Teilung wachsendem schwarzem Mohr mit roten Lippen und weissem Halsschmuck und von Rot", heißt es auf der >> Homepage der Gemeinde.
Das Wappen ist der Grund für die Bezeichnung einer typischen und traditionellen Mandacher Spezialität. Die "Negerschnitte" kann man übrigens zu jedem Mandacher Festanlass genießen. "Aber seien Sie schnell: sie ist weitherum sehr beliebt und darum jeweils rasch ausverkauft", gibt man sich stolz.
Dieser Torten-Rassismus-Vorwurf ist nicht einmalig: Jahrzehntelang hatte beispielsweise das berühmte "Café Niederegger" in Lübeck seinen Gästen eine Mohrenkopftorte serviert. Nach mehr als 50 Jahren wurde sie in "Othellotorte" umbenannt. Es habe häufiger Anfragen zur Namensgebung gegeben, sagte Unternehmenssprecherin Eva Mura im vergangenen Jahr (TAG24 berichtete). Um dem Vorwurf von Rassismus zu entgehen, hatte man sich schließlich entschlossen, die Torte umzubenennen.
Auch der Fall einer Apotheke machte Schlagzeilen: Die Inhaberin der "Hofapotheke zum Mohren" in der Wetterau-Stadt Friedberg wehrte sich mit einer Unterschriftenliste vorsorglich gegen Forderungen nach einer Umbenennung ihres Geschäfts. Kerstin Podszus war besorgt angesichts der Debatte, die sich an zwei Frankfurter Apotheken entzündet hat.
Darum hatte sie die Unterschriften-Aktion initiiert. Die Kommunalen Ausländer- und Ausländerinnenvertretung hatte zwei Frankfurter Apotheken mit dem Begriff "Mohren" im Namen vorgeworfen, dass Namen und Logos rassistisch seien (TAG24 berichtete).
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