Rotwein verursacht Kopfschmerzen? Es gibt eine verblüffend einfache Lösung!
Davis (USA) - Rotwein ist ein Begleiter zum Abendessen und wird gerne bei Partys oder anderen Festen getrunken. Es sei denn, man gehört zu den Trinkern, die schon nach ein oder zwei Gläsern pochende Kopfschmerzen davon bekommen.
Kopfschmerzen nach dem Genuss von Rotwein gibt es schon so lange, wie die Entdeckung, dass man aus Früchten Wein und Schnaps herstellen kann.
Warum selbst ein kleines Glas Wein bei manchen Leuten innerhalb kurzer Zeit nach dem ersten Schluck das Gefühl hervorrufen kann, dass sie ein Schmerzmittel benötigen, wollen Wissenschaftler seit Langem herausfinden.
Bislang wurden Tannine, Sulfite und Histamine dafür verantwortlich gemacht. Laut einem Bericht der Washington Post deuten aktuelle Forschungs-Ergebnisse auf einen weiteren Übeltäter hin: Quercetin, ein pflanzlicher, gelber Naturfarbstoff, der in Traubenschalen vorkommt.
"Quercetin absorbiert ultraviolettes Licht und ist daher ein Sonnenschutzmittel für die Trauben", erklärte Andrew Waterhouse, emeritierter Professor für Önologie - auch bekannt als Kellerwirtschaft, einem Studienbereich der Weinproduktion - an der University of California in Davis.
Waterhouse ist Co-Autor einer erst am 20. November dieses Jahres in der Fachzeitschrift Scientific Reports veröffentlichten Studie zum Thema Rotwein-Kopfschmerzen. Ihm zufolge steht die im Wein enthaltene Menge an Quercetin in direktem Zusammenhang mit der Sonneneinstrahlung der Trauben.
"Wenn Sie Trauben mit viel Schatten anbauen, machen die Früchte nicht viel daraus. Aber wenn man sie dort anbaut, wo sie viel Sonne bekommen, dann produzieren sie mehr Quercetin."
Wer zu Migräne neigt, scheint besonders anfällig für Rotwein-Kopfschmerzen
Quercetin helfe nicht nur, "Sonnenbrand" bei Weintrauben zu verhindern, sondern sei für Menschen ein starkes Antioxidans, das zum Schutz vor Herzkrankheiten und Krebs beitragen könne. Wenn der Mischung jedoch Alkohol zugesetzt wird, kann Quercetin Kopfschmerzen verursachen, sagte Waterhouse.
Während unser Körper versucht, getrunkenen Alkohol wieder abzubauen, behindert Quercetin die dazu nötigen, sehr komplexen Vorgänge. "Im Wesentlichen stoppt das Quercetin aus Rotwein diesen Prozess auf halbem Weg", fügte er hinzu.
Normalerweise wird Alkohol - ebenso wie andere Giftstoffe - in der Leber abgebaut und in "Abfall" zerlegt, der später ausgeschieden wird.
Gelangt Quercetin jedoch in den Blutkreislauf, wird es in sogenanntes Quercetin-Glucuronid umgewandelt. Das wiederum blockiert den Alkoholabbau und mit der Ansammlung schädlicher Stoffe beginnt der Kopf zu hämmern.
Menschen, die zu Kopfschmerzen und Migräne neigen, scheinen dabei besonders anfällig für Rotwein-Kopfschmerzen zu sein. Diese "sind ganz anders, als wenn man mit einem Kater aufwacht", sagte Morris Levin, Neurologie-Professor an der University of California in San Francisco und Mitautor der Studie.
Im Gegensatz zum gefürchteten Kater können Rotwein-Kopfschmerzen "innerhalb weniger Minuten bis ein paar Stunden nach dem Trinken auftreten", erklärte Levin weiter.
Gekennzeichnet sind sie durch ein pochendes Gefühl im ganzen Kopf, Übelkeit und ein allgemeines Gefühl, das sich als "beschissen" zusammen fassen lässt. Gibt es eine Lösung, die hilft?
Auf billigen Rotwein umsteigen - oder Weißwein trinken
Waterhouse empfahl, auf billigeren Wein umzusteigen: "Im Allgemeinen enthalten billigere Weine weniger Quercetin". Nachteil: Weniger Quercetin im Wein könne dazu führen, dass die enthaltenen Tannine weniger seidig schmecken.
Leider gibt es immer noch kein Heilmittel gegen Rotwein-Kopfschmerzen. Obwohl Levin seinen Patienten in der Vergangenheit geraten hat, vor dem Trinken Flüssigkeit oder Ibuprofen zu sich zu nehmen, seien Rotwein-Kopfschmerzen "irgendwie behandlungsresistent".
Beide Wissenschaftler schlagen vor, dass Menschen, die unter den lästigen Kopfschmerzen leiden, sich für Rebsorten wie Pinot Noir und Syrah entscheiden, die tendenziell einen niedrigeren Alkoholgehalt haben.
Außerdem sei es gut, den eigenen Stress zu reduzieren, um das Risiko von Kopfschmerzen zu verringern.
Eine weitere Möglichkeit ist, ganz auf Rotwein zu verzichten und auf Weißwein oder Rosé umzusteigen, die kein Quercetin enthält.
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