Lebensmittel mit Extra-Protein boomen: Aber wie wertvoll ist der Eiweiß-Kick?
Dresden - Pudding, Brot, Wurst, Käse, Shakes, Müsli: High-Protein-Produkte werden mittlerweile in allen Lebensmittel-Abteilungen angeboten. Sie sind hip und nicht nur in der Pumper-Szene beliebt. Kein Wunder, die Werbung für diese Nahrungsmittel verspricht Großes. Können die Eiweiß-angereicherten Lebensmittel aber wirklich halten, was da angepriesen wird?
Faktencheck: Eiweiß ist wichtig für den Muskelaufbau. Es hilft auch beim Abnehmen, denn es sättigt gut und beugt Heißhungerattacken vor. Zudem kurbelt es den Stoffwechsel an. Wem Fitness oder schlanke Linie wichtig sind, der sollte also ausreichend Eiweiß und ausgewogen essen, um seinen Proteinbedarf zu decken.
Eiweiß-angereicherte Produkte gab es früher nur im Sportsegment. Mittlerweile sind sie aber fester Bestandteil des allgemeinen Lebensmittelsortiments.
"Proteinwerbung verleiht auch dem schrägsten Produkt ein gesundes, Fitness-taugliches Image", meint Dr. Birgit Brendel von der Verbraucherzentrale Sachsen.
Der Gesetzgeber hat klare Spielregeln aufgestellt, was wie beworben werden darf: Um das Label "Proteinquelle" tragen zu dürfen, muss der Energiegehalt eines Lebensmittels zu mindestens 12 Prozent aus Protein stammen.
"High Protein" oder "reich an Protein" sind Lebensmittel dann, wenn mindestens 20 Prozent des Energiegehalts aus Proteinen bestehen.
Protein-Käse ist oft nichts Besonderes
"Ein 'Protein-Käse' weckt aber die Erwartung, dass er mehr Eiweiß als ein vergleichbarer 'normaler' Käse enthält. Das ist jedoch meist nicht so, da die meisten Käsesorten ohnehin eiweißreich sind", informiert Birgit Brendel.
Deshalb verweisen Anbieter oftmals über ein Sternchen auf den Hinweis 'von Natur aus', um die Werbung mit Selbstverständlichkeiten zu umgehen.
Auch Süßspeisen (etwa Speiseeis) werden als Eiweiß-angereicherte Varianten feilgeboten. Hier ist tatsächlich mehr Eiweiß und weniger Zucker oder Fett als in herkömmlichen Produkten zu finden. Allerdings sorgen dafür meist Süßstoffe und viele Bindemittel.
"Dass das aus ernährungsphysiologischer Sicht besser ist, darf bezweifelt werden. Zumal Speiseeis nur in kleinen Mengen gegessen wird und damit auch in der angereicherten Form keinen großen Beitrag zur Eiweißversorgung liefert", sagt Verbraucherschützerin Brendel.
In diesen Lebensmitteln steckt viel Protein drinnen
Grundsätzlich gilt festzustellen: Man braucht keine Protein-angereicherten Produkte, um den Eiweißbedarf zu decken. Das ist mit Lebensmitteln wie Hülsenfrüchten, Eiern, Milchprodukten sowie Fisch und Fleisch möglich.
Auch vegan essende Menschen können sich bei ausreichender Energiezufuhr mit pflanzlichen Proteinen aus gezielter Kombination von Getreide, Hülsenfrüchten und Kartoffeln gut versorgen.
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