Diese Aussagekraft hat der Hinweis "regional" bei Fleisch und Wurst
Hamburg - Was steckt hinter als "regional" gekennzeichneten Lebensmitteln wirklich? Das hat sich die Verbraucherzentrale Hamburg (vzhh) im Falle von Fleisch und Wurst genau angesehen. Das Fazit fällt ernüchternd aus.
"Produkte werden von den Anbietern gerne regionaler vermarktet, als sie tatsächlich sind", kritisierte Jana Fischer von der vzhh laut Mitteilung. So bleibe die Herkunft trotz Ortsangaben im Namen der Waren oft unklar. Das Schweinefleisch in der Holsteiner Wurst stamme beispielsweise aus der EU.
Auch Label wie "Aus der Region" und "Aus Deutschland" seien oft sehr weit gefasst. Als regional bezeichnetes Hähnchenfleisch in einem Hamburger Supermarkt könne entweder aus Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen oder Schleswig-Holstein kommen. Das Gebiet ist knapp 90.000 Quadratkilometer groß.
Dabei haben regionale Lebensmittel einen guten Ruf bei der Ernährung. Verbraucher erhoffen sich dadurch, dass die Wertschöpfung größtenteils vor Ort bleibt, heimische Landwirte unterstützt werden und kürzere Transportwege beim Klimaschutz helfen.
Erwartungen, die nach dem Marktcheck von 13 Fleisch- und Wurstprodukten anscheinend nicht immer erfüllt werden.
Woher stammen die Futtermittel?
Dabei kritisiert die vzhh auch die Futtermittel für die Schlachttiere. Ein durchschnittliches Masthuhn vertilge in seiner Lebenszeit mehr als zwei Kilogramm davon. Bis auf einen Bio-Produzenten konnten die Unternehmen nicht ausschließen, dass das im Mischfutter enthaltene Soja nicht aus Übersee stammt, also einen langen Transportweg hinter sich hat.
Für den Anbau werden oft Regenwaldflächen gerodet. Ebenfalls zur Mast eingesetzter Weizen und Mais stammen häufig aus Europa.
"Sollte man ein Produkt als regional deklarieren, für dessen Herstellung Futter verwendet wird, dass nicht einmal aus Deutschland kommt?", sagte Fischer. Ihrer Meinung nach werde die Regional-Werbung ad absurdum geführt, denn Umweltschäden durch die Futtermittelproduktion werden mit den Importen einfach ausgelagert.
Was können Kunden tun? Die Verbraucherzentrale rät dazu, zu prüfen, welcher Hersteller hinter dem Markennamen steckt, auf bessere Tierhaltung zu achten und wegen des zu hohen Fleischkonsums lieber auf Klasse statt Masse zu setzen.
Titelfoto: Marius Becker/dpa