Beginn des Ramadan: Leipziger Ernährungsexpertin gibt Tipps zum Fasten
Leipzig - Am heutigen Sonntag beginnt der Ramadan, der Fastenmonat der Muslime. 30 Tage lang verzichten Gläubige von Sonnenaufgang bis zur Dämmerung auf Essen, Trinken und Rauchen. Doch es ist längst nicht das einzige Fastenkonzept, mit dem Menschen heutzutage ihrem Körper etwas Gutes tun wollen. Franziska Meyer, Diplom-Ernährungswissenschaftlerin am Helios Park-Klinikum Leipzig, gibt Tipps, damit das Fasten tatsächlich guttut.
Generell sei es gut für den Körper, zu fasten, sagt die Expertin. "Fasten unterstützt die körpereigene Müllabfuhr. Wenn der Körper nicht verdauen muss, können Zellreinigungsprozesse besser ablaufen und die Immunabwehr wird angeregt. Es kommt zu biochemischen Veränderungen, wie zum Beispiel einem verbesserten Zucker- und Fettstoffwechsel."
Eine Entschlackung von nicht genau definierten Giftstoffen, wie es in der Alternativmedizin angenommen wird, fände jedoch nicht statt.
Der Ernährungswissenschaftlerin zufolge steigt zwar die Schadstoffbelastung des Blutes während des Fastens. Der Grund: Fettlösliche Fremdstoffe, die bisher unschädlich im Fettgewebe gespeichert waren, werden durch den Fettabbau wieder freigesetzt.
"Die übelriechenden Stoffe, die Fastende nach einiger Zeit absondern, sind jedoch keine lange gespeicherten Gifte, sondern Produkte des Hungerstoffwechsels."
Diese Risiken gehen mit Fasten einher
"Ob und in welcher Form sich Fasten für einen Menschen eignet, hängt sehr von der individuellen körperlichen Kondition ab", so Meyer. Während der vorübergehende Verzicht auf feste Nahrung für gesunde Menschen in der Regel kein Problem darstellt, könne er für kranke und alte Menschen, Kinder vor der Pubertät sowie für schwangere und stillende Frauen kritisch sein.
"Wer sich für das klassische Fasten entscheidet und über mehrere Tage bis zu vier Wochen nur noch kalorienfreie Getränke oder Gemüsebrühe zu sich nimmt, sollte wissen: Der totale Nahrungsverzicht löst im Körper eine Stressreaktion aus, die den Energieverbrauch drosselt. Neben Fettdepots wird dann leider auch viel Muskelmasse abgebaut, nach 14 Tagen bis zu zwei Kilogramm", betont die Ernährungswissenschaftlerin.
Weil sich während des Fastens vermehrt Harnsäure bildet, würden Gichtbeschwerden und die Bildung von Nierensteinen gefördert. "Die Gefahr für Muskelkrämpfe, lebensbedrohliche Herzrhythmus- und Kreislaufstörungen mit Schwindelanfällen steigt bei längerem Fasten." Chronisch Kranke und Menschen, die regelmäßig Medikamente einnehmen, sollten deshalb vor dem Fasten einen Arzt konsultieren. "Wichtig ist, während des Fastens auf die Warnsignale des eigenen Körpers zu achten."
Darüber hinaus gibt es eine weitere schlechte Nachricht: Der Jo-Jo-Effekt ist real. Er könne vor allem dann auftreten, wenn sich mit dem Fasten nicht auch die eigenen Ernährungsgewohnheiten verbessern. "Deshalb ist es ganz wichtig, nach dem Fasten nur langsam die Energiezufuhr wieder zu steigern."
Fasten: Diese Methode empfiehlt die Expertin
Neben dem klassischen Heilfasten empfiehlt die Expertin das Intervallfasten. Dies könne helfen, nicht nur gesund abzunehmen, sondern dabei auch das Körpergewicht zu halten.
Je nach persönlicher Präferenz kann man sich dabei zwischen verschiedenen Rhythmen entscheiden:
- Bei der 16:8-Methode folgen auf acht Stunden, in denen man zwei Mahlzeiten essen sollte, 16 Stunden Pause.
- Bei der 5:2-Methode folgen auf fünf Tage mit normaler Ernährung zwei Tage mit wenig Nahrungsaufnahme (500-850 Kalorien)
- Bei der 1:1-Variante isst man jeweils einen Tag normal, aber dafür am Folgetag nur etwa 25 Prozent der üblichen Menge.
"Mit der 16:8-Methode geht oftmals eine verbesserte Schlafqualität einher", so Expertin Meyer. "In Studien wurde gezeigt, dass Intervallfasten bei Übergewicht helfen und vor Bluthochdruck und Typ 2 Diabetes schützen kann."
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