Gute Sonne, böse Sonne: Wo sie uns hilft, wo sie uns schadet
Deutschland - Die Sonne bringt es an den Tag: Sie streichelt unsere Seele, kurbelt die Versorgung mit Vitaminen und Hormonen sowie Kreislauf und Stoffwechsel an.
Ein Sonnenbad fördert das seelische Gleichgewicht, denn das helle Licht hellt auch die Stimmung auf.
Doch wenn man es mit ihr übertreibt, drohen Falten oder sogar Hautkrebs. Gute Sonne, böse Sonne – hier kommen die gesunden und gefährlichen Seiten unseres heißen Fixsterns.
Fangen wir mit den guten an:
Darum ist die Sonne unser guter Stern: 7 positive Eigenschaften für Gesundheit und Wohlbefinden
1. Bildung von Vitamin D
Durch UV-B-Licht in der Sonneneinstrahlung beginnt die Vitamin-D-Synthese in der Haut. Dafür reicht übrigens schon ein 15-minütiges Sonnenbad in den Sommermonaten für Gesicht und Arme in indirekter Sonneneinstrahlung. Vor allem für Schwangere und Stillende ist Vitamin D essenziell, denn viele von ihnen haben selbst im Sommer einen akuten Vitamin-D-Mangel.
Auch alte Menschen, die selten an die frische Luft gehen, sind oft Vitamin-D-unterversorgt. Ein Bluttest beim Arzt schafft Klarheit. Da Vitamin D nur in wenigen Lebensmitteln (zum Beispiel in fettigen Fischen und Lebertran) in relevanten Mengen vorkommt, stellt gerade in den Wintermonaten die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln eine Möglichkeit zur optimalen Vitamine-D-Versorgung dar.
2. Stärkt die Knochen
Damit das knochenstärkende Kalzium ins Knochengewebe eingeschleust werden kann, braucht es Vitamin D. Damit festigt die Sonne auch das Skelett und schützt vor Osteoporose – dem gefürchteten "Knochenschwund", bei dem die Knochen porös werden und leicht brechen. Sonnenlicht fördert zudem die Stärkung der Muskulatur und bei Kindern das Wachstum.
3. Sonne als Blutdrucksenker
Sonnenlicht erweitert die Blutgefäße: UV-Strahlen wandeln Nitrit und Nitrat in der Haut zu Stickstoffmonoxid um, das die Arterien entspannt. Damit vergrößern sich die Blutpipelines im Körper, der Blutdruck fällt. Manche blutdrucksenkenden Medikamente imitieren genau diesen Effekt. Doch die sind rezeptpflichtig, ein Sonnenbad gratis.
Ein besseres Immunsystem und gute Stimmung durch die Sonne
4. Booster für das Immunsystem
Sonneneinwirkung aktiviert bestimmte weiße Blutkörperchen – die T-Zellen. Sie gelten als Polizei des Immunsystems. Sie schützen den Organismus, indem sie Krankheitserreger und Fremdstoffe killen können. Durch die UV-B-Strahlen im Sonnenlicht bewegen sich die Immunzellen in der Haut schneller, können damit schneller zum "Infektionsherd" schädlicher Mikroorganismen gelangen.
Forscher sehen bei fehlender Sonne sogar ein höheres Risiko für Darmkrebs oder "Alters-Diabetes" vom Typ 2 und die Ursache dafür, dass im Winter mehr Menschen an Herzinfarkt oder Schlaganfall sterben als im Sommer.
5. Sonnenlicht als Stimmungsaufheller
Das kennt jeder: An grauen, dämmrigen Herbsttagen möchte man am liebsten gar nicht aus dem Bett. Manche leiden unter Depressionen. Die Selbstmordrate an düsteren Novembertagen ist die höchste im ganzen Jahr. Der Grund: Das Licht fehlt. Manche tanken im Winter mit speziellen Lichttherapien wieder auf. Das hebt die Stimmung, verleiht Antrieb.
Wenn mit dem Frühling die Sonne wiederkommt, ist Schwermut passé. Das Sonnenlicht regt die Produktion von Serotonin und Dopamin an – auch als Glücks- und Gute-Laune-Hormone bekannt. Sonnenstrahlen erwecken unsere Lebensgeister, wirken antidepressiv. Wir sind energiegeladener, fühlen uns attraktiver, leistungsfähiger und werden geselliger.
Tag und Nacht: Die Sonne macht uns Lust auf Sex
6. Sonne reguliert den Tag-Nacht-Rhythmus.
Die Sonne ist ein Muntermacher. Sonnenlicht senkt die Produktion des "Schlafhormons" Melatonin. Deshalb fällt im Sommer auch das Aufstehen leichter als im Winter. Melatonin wird im Gehirn freigesetzt, wenn es dunkel wird und reguliert so den Schlaf-Wach-Zyklus.
7. Sonne macht Lust auf Sex
Wird's warm, und die Sonne scheint, werden wir im wahrsten Sinne heiß. Damit steigert die Sonne auch die Libido – das sexuelle Verlangen. Bei der Suche nach Lust und Liebe am Strand oder auf der Sonnenwiese wird das Sexualhormon Testosteron produziert.
Wusstet Ihr, dass wohl deshalb die spanische Costa del Sol manchmal auch als "Costa del amor" (Küste der Liebe) bezeichnet wird?
Wenn aus Strahlen Qualen werden
Jede Medaille hat zwei Seiten. So gut die Sonne uns auch tun kann, so gefährlich kann ihre UV-Strahlung sein.
Sie macht die Haut nicht nur faltig. Häufige und intensive Aufenthalte in der Sonne führen zudem zu Schädigungen in den Hautzellen und begünstigen die Entstehung von Hautkrebs.
Doch zum Glück kann man sich schützen.
Wo (zu) viel Licht ist, ist auch Schatten
Die Sonne hat auch Schattenseiten. Wer sich häufig und intensiv der Sonnenstrahlung aussetzt, schädigt seine Hautzellen. Die Folge: Hautkrebs kann entstehen.
Jährlich erhalten etwa 500.000 Menschen in Deutschland die Schreckens-Diagnose Krebs. Weißer Hautkrebs ist die häufigste Krebserkrankung überhaupt. Das bösartige, lebensbedrohliche maligne Melanom (schwarzer Hautkrebs) folgt in der Rangliste an sechster Stelle.
Die Zahl der Erkrankungen steigt rasant an. Trauriger Spitzenreiter im deutschlandweiten Ländervergleich ist laut Angaben der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) dabei Sachsen: Zwischen 2011 und 2021 nahm die Zahl der neu diagnostizierten Fälle bei weißem Hautkrebs um 133 Prozent zu, bei schwarzem um 94 Prozent.
Das kann auch die Leiterin des Hauttumorzentrums am Uniklinikum Dresden bestätigen, Prof. Dr. Friedegund Meier (61): "In unserem Hauttumorzentrum hat sich die Anzahl der neu diagnostizierten Melanome seit 2014 etwa verdoppelt. Zudem scheinen die Patienten immer jünger zu werden."
Auslöser für Hautkrebs sind Sonnenbrände
"Je mehr UV-Licht die Haut im Laufe des Lebens 'eingesammelt' hat, desto höher ist das Hautkrebsrisiko – vor allem von weißem Hautkrebs", erklärt Prof. Meier.
Personen mit helleren Hauttypen tragen ein höheres Risiko für schwarzen Hautkrebs als die dunklen Hauttypen, die selten Sonnenbrand bekommen.
"Zum Schutz vor Sonnenbrand empfehle ich einen Lichtschutzfaktor von mindestens 30, der gleichzeitig gegen UV-A und UV-B-Strahlen schützt", sagt Prof. Meier.
Wichtig dabei: Der aufgedruckte Schutz wird nur erreicht, wenn das Sonnenschutzmittel ausreichend und an allen unbedeckten Körperstellen aufgetragen wird. Prof. Meier: "Gern vergessen werden dabei die Kopfhaut, die Ohren, der Nacken, die Hände in Fahrradhandschuhen mit perforierter Oberfläche oder die Füße in Sandalen."
Um den ganzen Körper einzucremen, benötigen Erwachsene etwa 30 bis 40 Milliliter – immerhin ein Fünftel einer 200-ml-Flasche! Wer aus dem Urlaub also mit einer halbvollen Tube nach Hause kommt, hat etwas falsch gemacht – oder zehn Tage Regenwetter hinter sich.
Titelfoto: Bildmontage: 123rf/maridav & 123rf/kalinovskiy & 123rf/jpgon