Besorgniserregend: Immer mehr sächsische Kinder haben Probleme beim Sprechen und Bewegen
Dresden - Daten des aktuellen Kinderatlas der Krankenkasse Barmer belegen, dass immer mehr sächsische Kinder unter Entwicklungsstörungen leiden. Das kann im Laufe des Lebens zu verschiedenen Problemen führen.
Purzelbäume schlagen, quasseln wie ein Wasserfall, herumtoben - Kinder sind richtige Energiebündel, saugen Informationen auf wie ein Schwamm, lernen daraus und entwickeln sich weiter. So in der Theorie.
Die Praxis sieht leider anders aus. Denn laut einer aktuellen Studie der Krankenkasse Barmer leiden immer mehr sächsische Kinder unter Entwicklungsstörungen. "Bei Kindern in Sachsen zeigen sich immer häufiger Störungen beim Spracherwerb sowie Defizite bei der motorischen Koordination", heißt es im veröffentlichten Bericht.
Demnach sei im Jahr 2021 bei 14,1 Prozent der Kinder im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren eine sogenannte Entwicklungsstörung des Sprechens und der Sprache diagnostiziert worden. Rund 36.700 im Freistaat Sachsen lebende Mädchen und Jungen sind betroffen. Im Jahr 2006 waren es weniger als halb so viele Heranwachsende mit entsprechenden Auffälligkeiten.
Kinder mit Sprech- und Sprachstörungen besitzen nur ein begrenztes Vokabular, haben Schwierigkeiten mit Satzbildung, Grammatik und Probleme bei Ausdrucksfähigkeit und Lautbildung.
Schwierigkeiten in der Schule, Defizite bei zwischenmenschlichen Beziehungen
Entwicklungsstörungen bei Heranwachsenden können sich wie ein roter Faden durch das Leben der Betroffenen ziehen - von Problemen beim Lesen und Schreiben, über Störungen im Bereich zwischenmenschlicher Beziehungen bis hin zu emotionalen Verhaltensauffälligkeiten.
Aber wie können Eltern vorbeugen und ihre Kinder bestmöglich unterstützen?
"Kinder erlernen Sprache durch Nachahmen. Deshalb ist es wichtig, dass Eltern viel mit ihrem Kind kommunizieren und Medienkonsum begrenzen", empfiehlt Monika Welfens, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Sachsen.
Zahl der Kinder mit motorischen Entwicklungsstörungen verdoppelt
Laut Kinderatlas seien im Jahr 2006 bei rund 6200 der Sechs- bis Zwölfjährigen in Sachsen motorische Defizite deutlich geworden. 2021 hatte sich die Zahl auf 14.200 Betroffene mehr als verdoppelt. Grund hierfür: zunehmender Bewegungsmangel.
"Viele Kinder können heute weder Hampelmann noch Purzelbaum. Dabei sind gut entwickelte, motorisch-koordinative Fähigkeiten wichtig für Schule und Alltag", so Monika Welfens.
Die Barmer rät: Um Bewegungsmangel und schlechte Koordination bei Kindern zu vermeiden, sollten Eltern ihren Nachwuchs immer wieder motivieren, aktiv zu sein. Gemeinsames Trainieren fein- als auch grobmotorischer Bewegungsabläufe könne ebenfalls positiv zur Entwicklung beitragen. Bei Auffälligkeiten sei ein Besuch beim Kinderarzt ratsam.
Kinder in Sachsen-Anhalt und Thüringen schneiden besser ab
Im Vergleich mit den Nachbarbundesländern Sachsen-Anhalt und Thüringen ist der Anteil der von sprachlichen und motorischen Entwicklungsstörungen betroffenen Kinder in Sachsen am höchsten.
Laut Barmer Kinderatlas lag der Anteil in Thüringen bei 12,8 Prozent, in Sachsen-Anhalt bei 12,6 Prozent. Im Bundesdurchschnitt weisen 13,3 Prozent der Kinder in der untersuchten Altersgruppe entsprechende Merkmale auf.
Titelfoto: Arno Burgi/dpa