Aktionswoche in Bayern: Keine Angst vor einem Demenztest!

München - Habe ich Demenz? Die Frage bereitet vielen Menschen Sorgen. Ein Demenztest mit Gedächtnisübungen sowie kleinen Rechen- und Zeichenaufgaben kann Aufschluss über mögliche kognitive Einschränkungen geben.

Vergesslich oder an Demenz erkrankt? Viele Menschen machen sich im Alter Sorgen über ihre geistige Gesundheit. (Symbolbild)  © Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa

Im Rahmen der Bayerischen Demenzwoche, die noch bis 29. September dauert, finden in vielen Kommunen im Freistaat Infoveranstaltungen statt - dabei werden auch spezielle Tests angeboten.

In Grafenau testeten Mitarbeiter des Digitalen Demenzregisters Bayern in der Pflegeakademie einen Tag lang Interessenten. Zielgruppe sind Menschen ab 65 Jahren. Etwa 20 Minuten lang sitzt jeder Proband seinem Prüfer dabei gegenüber.

Das Thema Demenz sei stark angstbesetzt, sagte Projektbetreuerin Lisa Laininger. Wenn ältere Menschen mal Namen oder Termine vergessen, machten sie sich Sorgen, ob sie dement sein könnten. Um einen Demenztest zu machen, müsse deshalb eine Hemmschwelle überwunden werden.

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Niemand wolle ein positives Testergebnis haben. Positiv bedeutet, dass es eine Auffälligkeit gibt.

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Was tun bei Demenzverdacht?

Eine Diagnose kann helfen. (Symbolbild)  © Daniel Naupold/dpa

"Wir stellen hier keine Diagnose", betonte Laininger.

Sollte bei einer Testperson eine Auffälligkeit vorliegen, gäben die Mitarbeiter Empfehlungen zu den weiteren Schritten - und der erste Schritt sei ein Besuch beim Hausarzt. Der könnte zusätzliche Test machen oder den Patienten zum Facharzt überweisen. Ein schlechtes Testergebnis bedeute nicht automatisch, dass jemand dement sei.

Schließlich könnte es auch sein, dass jemand aus Nervosität Fehler gemacht habe, so Laininger.

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Am Aktionstag war reger Betrieb in der Akademie. Mehrere Dutzend Senioren trauten sich vor Ort und verschwanden in den Testzimmern. Ein Mann stand im Gang und wartete auf seine Ehefrau. Sie habe sich selbst angemeldet und nun sei er spontan mitgekommen und habe sich auch testen lassen, erzählte der 66-Jährige.

Er könne sich Namen nicht mehr gut merken, sagte er. Das Angebot mit den Demenztests findet er sinnvoll. "Wenn alles gut ist, geht man beruhigt nach Hause." Auch seine Frau machte einen entspannten Eindruck, als sie aus dem Nebenzimmer kam. Sie habe in der Pflege gearbeitet und sei deshalb für das Thema sensibilisiert, sagte die 65-Jährige.

Die Zahl der Demenzerkrankungen wird perspektivisch in den kommenden Jahrzehnten weiter zunehmen. (Symbolbild)  © Annette Riedl/dpa

In Bayern leben derzeit rund 270.000 Menschen mit Demenz

Eine andere Dame berichtete, dass sie immer mal Termine vergesse. Ihre Tochter habe sie ermutigt, den Test zu machen. Die 80-Jährige habe nun ein "gutes Gefühl", sagte sie. Sie habe auch keine Bedenken gehabt, an dem Test teilzunehmen. Zwar gebe es bei Demenz keine Heilung, aber man könne sich darauf einstellen, falls man mit einer schlechten Prognose herausgehe.

Man könne mit Medikamenten das Fortschreiten der Demenz unter Umständen verlangsamen, sagte Laininger. Möglichkeiten, um sich geistig fit zu halten und einer Demenz dadurch vorzubeugen, seien kognitives Training, Tanz, Yoga oder Tiertherapien.

Mit der Woche soll für den empathischen Umgang mit Erkrankten geworben werden. Aktuell leben dem Ministerium zufolge in Bayern rund 270.000 Menschen mit Demenz. Entsprechende Prognosen gehen von weiter steigenden Zahlen aus. "Menschen mit Demenz gehören in die Mitte der Gesellschaft. Deshalb ist es wichtig, mehr Verständnis für Menschen mit Demenz zu entwickeln", machte Gesundheits- und Pflegeministerin Judith Gerlach (38, CSU) deutlich.

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