Risiko Abnehmspritze? Frau hat für immer Durchfall, einer anderen fallen Zähne aus
USA - Eine Frau, die nach der Anwendung der Abnehmspritze Ozempic für den Rest ihres Lebens an Durchfall leiden wird, gehört zu Dutzenden von Patienten, die den Hersteller des Mittels zur Gewichtsreduktion verklagen. Das Präparat soll demnach zum Teil lebensbedrohliche Nebenwirkungen haben, vor deren Risiko Novo Nordisk nicht gewarnt habe.
Novo Nordisk sieht sich seit November mit Klagen von Patienten aus ganz Amerika konfrontiert, die behaupten, sie hätten durch Ozempic oder Wegovy, ebenfalls eine Abnehmspritze, extreme Nebenwirkungen erlitten, vor denen sie angeblich nicht ordnungsgemäß gewarnt worden seien.
Inzwischen sollen sich tausende weitere Patienten gemeldet haben, die ebenfalls mit unerwünschten Reaktionen auf die beiden Medikamente zu kämpfen hätten. Die meisten von ihnen gaben demnach an, nun an einer Gastroparese zu leiden, berichtet Daily Mail.
Bei dieser Magenkrankheit wird die Nahrung langsamer als normal verdaut. Dadurch sammelt sich die Nahrung im Darm an, was zu Übelkeit, Erbrechen und starken Schmerzen führt. Bislang gibt es keine Heilung, lediglich Therapien, die vielleicht eine Linderung der Symptome ermöglichen können.
In allen Klagen wird Novo Nordisk vorgeworfen, auf der Verpackung der Medikamente nicht ausreichend auf die Gefahr einer Gastroparese hingewiesen zu haben.
Klagen wurden außerdem gegen das Pharmaunternehmen "Eli Lilly and Company" eingereicht, das Mounjaro herstellt. Das Diabetes-Medikament, das ähnlich wie Ozempic und Wegovy wirkt, wird ebenfalls zur Gewichtsreduktion verschrieben.
Auch hier habe der Hersteller keine angemessenen Warnungen vor den Risiken abgegeben.
Patientinnen klagen über dramatische Nebenwirkungen
Einige Fälle sind besonders dramatisch! So habe eine Frau, die Ozempic und Mounjaro einnahm, behauptet, dass bei ihr eine Gastroparese diagnostiziert worden sei. Diese habe dazu geführt, dass sie so stark erbrochen habe, dass einige ihrer Zähne ausfielen.
In einem anderen Fall wurde bei einer Frau nach der Anwendung von Ozempic eine "lebensbedrohliche Darmverletzung" diagnostiziert, weshalb sie sich einer fast neunstündigen Operation unterziehen musste. Die Ärzte sagten, sie werde "für den Rest ihres Lebens" Schmerzen haben und "nie wieder einen festen Stuhlgang haben".
Eine dritte Frau, die "Wegovy" nutzte, sagte, bei ihr sei eine "schwere Gastroparese" festgestellt worden und sie habe unter anderem eine Woche keinen Stuhlgang gehabt.
Mehr als 40 Fälle wurden bislang bei Bundesgerichten in den USA eingereicht und Anwälte prüfen Tausende weitere. Es wird erwartet, dass die Fälle noch im Januar in einer Sammelklage zusammengefasst werden.
Die rechtlichen Schritte konzentrieren sich auf Patienten, bei denen etwa eine Gastroparese diagnostiziert wurde "und die eine Notfallbehandlung oder einen Krankenhauseingriff benötigten", sagte der Anwalt Cameron Stephenson. Seine Kanzlei vertrete diesbezüglich derzeit etwa 100 Mandanten. Eintausend weitere Fälle würden untersucht.
Der Jurist gehe auch davon aus, dass die Zahl der Betroffenen in die Zehntausende gehen könnte.
Novo Nordisk und Eli Lilly wehren sich gegen die Vorwürfe
Stephenson sagte auch, es bestehe "kein Zweifel", dass die Medikamente für viele Patienten, die Gewicht verlieren oder Diabetes kontrollieren wollen, hochwirksam sind.
Doch "der Punkt ist, dass, wenn diese Medikamente eine potenziell dauerhafte Nebenwirkung haben oder eine Nebenwirkung, die extreme Auswirkungen auf die Gesundheit und das Leben eines Menschen haben kann, das auf dem Warnschild vermerkt werden muss", betonte Stephenson.
Novo Nordisk teilte inzwischen mit, dass das Unternehmen davon überzeugt ist, dass die Vorwürfe in den Klagen "unbegründet" seien und man "diese Ansprüche energisch abwehren" werde.
Von Eli Lilly hieß es: "Die Sicherheit der Patienten hat für Lilly oberste Priorität" und man werde sich "diesen Behauptungen energisch entgegenstellen".
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