Eckart von Hirschhausen stellt die große Frage: Was bringt die Abnehmspritze wirklich?

Deutschland - Die Abnehmspritze sorgt für reichlich Gesprächsstoff. Wissenschaftsjournalist und TV-Moderator Eckart von Hirschhausen (56) hat sich dem Thema für eine ARD-Doku angenommen.

Unter ärztlicher Anleitung startet Eckart von Hirschhausen (56) ein ungewöhnliches Experiment.
Unter ärztlicher Anleitung startet Eckart von Hirschhausen (56) ein ungewöhnliches Experiment.  © WDR/Marcel Katz

In der am Montagabend ausgestrahlten ARD-Dokumentation "Hirschhausen und die Abnehmspritze" wagt der bekannte Wissenschaftler ein riskantes Experiment und flutet seinen Körper mit Zucker.

Statt mit normalen Mahlzeiten ernährt er sich eine Woche lang bewusst falsch und nimmt jede Menge Chips und Schokoriegel zu sich.

Bei der Magnetresonanztomografie (MRT) zeigt sich, dass sich sein eigenes Belohnungssystem schon nach kurzer Zeit drastisch verändert hat.

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"Ich hatte nach Tag zwei schon genug von dem Zeug, aber mein Hirn dachte anders darüber, denn das sagte: mehr davon. Und da verstand ich, da steckt eine Mechanik dahinter, die man auch von Suchterkrankungen kennt", so der 56-Jährige.

Auch die Ärzte am Universitätsklinikum Tübingen sind überrascht, wie viel neues Bauchfett Hirschhausen durch seinen Zucker-Konsum aufgebaut hat. Um abnehmen zu können, muss der Schalter im Gehirn wieder umgelegt werden - und genau dort wirkt die Abnehmspritze.

Was macht die Abnehmspritze mit dem menschlichen Körper?

Hirschhausen trifft sich mit Kabarettistin Nicole Jäger (41) im Schwimmbad und lernt dabei viel Neues.
Hirschhausen trifft sich mit Kabarettistin Nicole Jäger (41) im Schwimmbad und lernt dabei viel Neues.  © WDR/Bilderfest/Tom Schünemann

In zahlreichen Gesprächen betonen Betroffene, dass Übergewicht oft mit Mobbing verbunden ist und auf persönliche Traumata oder verinnerlichten Selbsthass zurückgeht. Abnehmen fällt ihnen sehr schwer, da der menschliche Körper evolutionär darauf trainiert sei, sich auf mögliche Hungerzeiten vorzubereiten.

Die Abnehmspritze setzt direkt bei den Hormonen im Belohnungssystem an. Indem sie dem Hirn vorgaukelt, man habe ausreichend viel gegessen, wird ein schnelleres Sättigungsgefühl erzeugt.

Durch die Zugabe des Antidiabetikums Semaglutid wird der Blutzuckerspiegel gesenkt und die Arbeit des Magens verlangsamt.

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Adipositas-Experten bezeichnen die Spritze als Durchbruch, warnen aber davor, dass man sie dauerhaft nutzen muss, um sein Idealgewicht zu halten.

Zudem ist die Abnehmspritze nicht frei von Nebenwirkungen - so können etwa Entzündungen der Bauchspeicheldrüse auftreten. Doch wie sieht es eigentlich mit den Kosten aus?

Ist Prävention der richtige Weg gegen Suchterkrankungen und Übergewicht?

Prof. Andreas Birkenfeld (l.) betreut Hirschhausens Selbstexperiment.
Prof. Andreas Birkenfeld (l.) betreut Hirschhausens Selbstexperiment.  © WDR/Marcel Katz

Krankenkassen zahlen die Behandlung bisher nur in Ausnahmefällen. Wer es sich leisten kann, besorgt sich die Spritze legal als Selbstzahler auf Rezept, was mit Kosten von etwa 300 Euro im Monat verbunden ist.

Hirschhausen wirft die Frage auf, ob nicht eine erfolgreiche Prävention gegen Übergewicht der bessere Weg wäre.

Der 56-Jährige findet es paradox, dass einerseits Fettiges, Süßes und Salziges in jedem Supermarkt erhältlich ist, andererseits aber viel gesellschaftlicher Hass und Vorurteile auf dicken Menschen abgeladen werde.

Trotz des ernsten Themas kommt Humor in der Dokumentation nicht zu kurz. So trifft sich der Wissenschaftler etwa mit der Stand-up-Komikerin Nicole Jäger (41), die selbst von Adipositas betroffen ist.

Nach einem Gespräch mit Gesundheitspsychologin Jutta Mata kommt Hirschhausen zu dem Schluss: "Wenn wir die seelischen und sozialen Faktoren nicht endlich ernst nehmen, kann die Spritze nur Symptome bekämpfen, aber nicht die Ursache."

Titelfoto: WDR/Marcel Katz

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