So ungleich ist das Vermögen in Deutschland verteilt

Berlin - Nein, es sind nicht die arabischen Clans oder die italienische Mafia - die fünf reichsten Familien des Landes sind vor allem eins: deutsche Erben. Zusammen besitzen sie mehr Geld als die ärmere Hälfte der Bevölkerung. Die Politik scheint planlos. Dabei liegen die Lösungen auf der Hand.

Marcel Fratzscher (52), Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung
Marcel Fratzscher (52), Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung  © dpa/Daniel Naupold

"Kaum ein westliches Industrieland besteuert Vermögen so gering wie Deutschland", sagte der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher (52). Dabei dürfte er auf die aktuelle Liste des "Forbes Magazine" schielen, das regelmäßig Reichen-Rangfolgen errechnet.

Demnach ist Deutschlands aktueller Schwerverdiener Dieter Schwarz (83), Eigentümer der Schwarz-Gruppe, zu der etwa Lidl und Kaufland zählen. Vermögen: rund 42,9 Milliarden Euro.

Gleich danach folgt Logistik-Mogul Klaus-Michael Kühne (86), der mit seiner Familienfirma "Kühne + Nagel" und anderen Investments rund 29,9 Milliarden Euro angehäuft hat.

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Dahinter liegen Schrauben-König Reinhold Würth (88) mit 25,2 Milliarden sowie die BMW-Erben Stefan Quandt (57, 24,5 Milliarden) und Susanne Klatten (61) mit 23,3 Milliarden Euro.

Laut Statistischem Bundesamt (2018) entspricht dies 1,2 Prozent des bundesdeutschen Vermögens.

Fratzscher rechnet das gegenüber der "Zeit" um: "Ein Prozent der Deutschen mit den größten Vermögen hat mehr als ein Drittel des privaten Nettovermögens." Auf der anderen Seite stünden 40 Prozent der Deutschen, die nicht mal Ersparnisse hätten.

60 Reiche fordern: "Besteuert mich jetzt!"

Während die Reichsten (ein Prozent) mehr als ein Drittel des Privatvermögens halten, haben 40 Prozent nicht einmal Ersparnisse.
Während die Reichsten (ein Prozent) mehr als ein Drittel des Privatvermögens halten, haben 40 Prozent nicht einmal Ersparnisse.  © picture alliance/Bildagentur-o

Der Grund: Laut DIW wird mehr als die Hälfte des Vermögens vererbt oder verschenkt, meistens ohne adäquate Besteuerung. Fratzscher fordert deshalb seit Längerem eine Erbschaftssteuer ab 100 Millionen Euro.

Und damit ist er nicht allein: Eine Gruppe von etwa 60 Reichen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz haben sich im Verein "TaxMeNow", also "besteuert mich jetzt", zusammengetan.

In einer Petition fordert etwa BASF-Erbin Marlene Engelhorn (31) mehr Vermögensabgaben. Sie erbte vergangenes Jahr einen zweistelligen Millionenbetrag, von dem sie nach eigener Aussage keinen Cent versteuern musste.

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Davon scheint das Finanzministerium nichts wissen zu wollen. Gegenüber der "Münchner Abendzeitung" bezeichnete Bundesminister Christian Lindner (44, FDP) eine Erhöhung der Freibeträge als "längst überfällig".

Der FDP-Chef halte eine Anhebung um 25 Prozent für angemessen.

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