Mit diesen sieben Tipps machst Du das Beste aus Deinem Geld
Frankfurt (Main) - Beginnt jetzt die Talfahrt? In der vergangenen Woche hat die Europäische Zentralbank (EZB) bereits zum dritten Mal in diesem Jahr die Leitzinsen gesenkt. Während Kredite damit wieder billiger werden, sind Festgeldanlagen zunehmend unattraktiver. Doch wo bringt mein Geld noch gute Renditen? Und gilt Gold in unsicheren Zeiten noch als sicherer Hafen der Geldanlage?
Nimm Dir den bevorstehenden Weltspartag am kommenden Mittwoch zum Anlass, um Deine Finanzen auf Vordermann zu bringen. Unser Finanzprofi hat sieben Tipps, wie Du jetzt das Beste aus Deinem Geld machen kannst.
Tipp 1: Festgeld
Festgeld ist eine gute Idee, wenn man bestimmte Summen länger nicht braucht oder weil man ein paar Zehntel Prozent mehr Zinsen bekommen will als auf einem Tagesgeldkonto.
"Es spricht einiges dafür, dass die Zinsen im Festgeldbereich eher weiter sinken werden", sagt Finanzexperte Hermann-Josef Tenhagen (61). Deshalb rät er: "Wer jetzt Festgelder anlegen will, sollte sich die Zinsen für zwei bis drei Jahre sichern. Die besten Angebote dafür liegen aktuell bei 3,5 Prozent, wenn man sein Geld für drei Jahre anlegt."
Tipp 2: Tagesgeld
Tagesgelder machen Sinn, weil man durch sie nicht in den teuren Dispo vom Girokonto rutscht. "In Sachsen nehmen manche Sparkassen und Banken 14 bis 15 Prozent auf einen Dispokredit", weiß Tenhagen.
Auf dem Tagesgeldkonto schlummert dagegen das Ersparte und man kann jeden Tag (daher auch der Name) ran. "Wenn dann das Auto und gleichzeitig der Kühlschrank kaputtgehen und die Tochter auch noch auf Klassenfahrt will, habe ich trotzdem immer Zugriff auf Geld."
Tenhagen empfiehlt, zwei bis drei Monatseinkommen auf Tagesgeldkonten zu parken, damit man jederzeit flüssig ist. Inzwischen liegen die Tagesgeld-Spitzenangebote bei 3,7 Prozent für drei Monate, für Bestandskunden zwischen 3,1 und 3,2 Prozent.
Tipp: Für langfristige Anlagen sind Tagesgelder normalerweise nicht geeignet. Auf Festzinskonten gibt es höhere Zinsen.
Tipp 3: Börse
Wer eine Summe mehrere Jahre nicht braucht, ist auf lange Sicht mit einem Aktienindexfond oder ETF-Sparplan gut beraten. Er erwirtschaftet auf lange Sicht mehr Rendite als Festgeld.
"Wer sich mit Aktien nicht auskennt, sollte zuerst ein kostenloses Depot eröffnen", sagt Tenhagen. Die gibt es beispielsweise bei Banken wie DKB, ING oder Consors oder bei Onlinebrokern wie Trade Republic oder Scalable.
"Ins Depot gehören marktbreit aufgestellte, weltweite ETFs", sagt Tenhagen. ETFs (Exchange Traded Funds) sind börsengehandelte Indexfonds, die man auch als Sparplan monatlich besparen kann. In diesen marktbreiten ETFs ist das Geld gleichzeitig in rund 1600 Firmen weltweit investiert.
"Dabei ist es egal, ob in einem Land die Wirtschaft gerade nicht so gut läuft - wie derzeit in Deutschland - oder ganz besonders gut läuft. Das wird ausbalanciert", erklärt Tenhagen.
In der Vergangenheit haben solche ETFs im Schnitt sieben bis acht, aber auch mal 15 Prozent Rendite erwirtschaftet - pro Jahr! Über 15 Jahre zurückblickend gab es zudem nie Verluste. Tenhagen: "Aktuell würde ich bei ETFs eher mit sechs Prozent Rendite pro Jahr rechnen."
Tipp: Wer langfristig keine Eigentumswohnung oder ein Haus kaufen will, für den sind ETFs eine ziemlich unschlagbare Geldanlage.
Tipp 4: Gold
Der Goldpreis liegt auf einem Rekordhoch. Der Wert einer Feinunze (rund 31 Gramm) Gold kletterte in den vergangenen zwölf Monaten um satte 38 Prozent auf rund 2550 Euro.
Liegt im Gold noch Potenzial oder drohen bald Überhitzungserscheinungen? "Wir haben das bei 'Finanztip' lange beobachtet und haben nichts dagegen, einen Teil des Geldes in Gold zu investieren", sagt Tenhagen.
"Doch der Goldpreis geht noch stärker rauf und runter als der Aktienmarkt und bringt auf lange Frist kleinere Renditen ein als ETFs."
Unwägbarkeiten drohen mit dem Ukraine- und Gazakrieg sowie dem Ausgang der US-Wahl.
Tipp: Maximal 10 Prozent des verfügbaren Vermögens in Gold anlegen.
Tipps 5, 6 und 7: Bitcoins, Baukredit und Immobilie
"Investitionen in Bitcoins sind keine Geldanlage oder Altersvorsorge, sondern Zockerei", warnt Tenhagen. "Wer mit seinem Geld aber schon bei Lotto, Tipico und Sportwetten spielt, kann für dieses Geld auch Bitcoins kaufen."
Dabei lerne man wenigstens etwas über die moderne Mathematik der Finanzwelt.
"In den letzten Monaten sind die Zinsen für Baukredite um etwa 0,4 Prozent gesunken", weiß Tenhagen. Das Zinsniveau ist nach Daten des großen Baufinanzierungsvermittlers Interhyp mit wenig über drei Prozent inzwischen auf dem niedrigsten Stand seit Ende 2022 angelangt.
Das bedeutet: Man kann jetzt beim Finanzieren von Wohneigentum etliche Tausend Euro über die lange Laufzeit sparen.
"Doch ob Kaufen oder Bauen jetzt eine gute Idee ist, hängt davon ab, ob ich die Immobilie preiswert bekomme", gibt Tenhagen zu bedenken. Denn wenn Haus und Hof weiter teuer sind, hat man auch bei nur noch drei Prozent Kreditzins in den nächsten 20 bis 30 Jahren eine hohe Rate zu schultern.
Wer in den nächsten fünf Jahren eine Immobilie kaufen will, sollte nicht in Aktien oder ETFs investieren.
"Dafür sind sie an der Börse zu großen Schwankungen unterworfen", sagt Tenhagen und empfiehlt Festgeld mit einer Laufzeit von fünf Jahren.
Der Experte
Hermann-Josef Tenhagen (61) ist seit 2014 Chefredakteur des Geld-Ratgebers Finanztip.de.
Wie legen Sie eigentlich Ihr eigenes Geld an, Herr Tenhagen?
"Erstens habe ich keine Schulden auf dem Girokonto. Zweitens habe ich vor 25 Jahren mit meiner damaligen Frau ein Mietshaus gekauft, in das wir dann auch selber eingezogen sind. Da wohnen aber auch zehn andere Mietparteien mit drin. Das Haus war damals sehr preiswert."
Inzwischen machen die Mieteinnahmen einen wesentlichen Teil seiner Altersvorsorge aus. "Ansonsten habe ich ETFs im Depot."
Titelfoto: Monika Skolimowska/dpa