Klima-Aktivisten werfen VW Schikane vor: "Dreckskonzern"
Berlin - Auf der Hauptversammlung in Berlin geriet Volkswagen in diesem Jahr mehrfach ins Visier von Klima-Aktivisten. Nun warf die Klima-Gruppe Fridays for Future dem größten deutschen Autokonzern vor, eine Rednerin während der Veranstaltung schikaniert zu haben.
Wie Fridays for Future Berlin mitteilte, war die Pressesprecherin der Gruppe, Clara Duvigneau (21), der Einladung von kritischen VW-Aktionären gefolgt, um auf der Hauptversammlung zu sprechen. Vor Ort sei die Aktivistin jedoch vom Konzern drangsaliert worden, anstatt wie eine normale Besucherin oder Rednerin behandelt zu werden.
"Mit 14 Durchsuchungen, innerhalb von drei Stunden, wurde versucht, sie zu schikanieren und einzuschüchtern. Selbst die Toilette durften sie nicht ohne Verfolgung aufsuchen", empörte sich die Gruppe auf Twitter.
Obgleich von der jungen Frau keine Gefahr ausgegangen sei, hätten drei Männer die 21-Jährige auf Schritt und Tritt verfolgt, hieß es weiter.
"Die einzigen, die auf dieser Veranstaltung eine reelle Gefahr darstellten, war die Führungsriege und alle unkritischen Aktionär*innen des Dreckskonzerns", lauteten die deutlichen Worte von Fridays for Future.
Auch Clara Duvigneau selbst schilderte den Vorfall in einem Clip auf Instagram und erklärte, ihr sei zudem von VW-Mitarbeitern mehrfach unterstellt worden, ihre Eintrittskarte gefälscht zu haben. "Was zur Hölle, Volkswagen?", fragte die Aktivistin fassungslos.
Hauptversammlung von VW in Berlin: Fridays for Future protestiert gegen chinesisches Werk
Später durfte die Fridays-for-Future-Sprecherin dann aber doch noch ihre Rede halten. Darin hieß es unter anderem: "Ihre 'solide Performance' bedeutet Wasserknappheit, Dürren, Hitzewellen, Ausbeutung und Menschenrechtsverletzungen. Ihr aktuelles Geschäftsmodell ist weder zukunftsfähig, noch 1,5 Grad konform."
Nun fordert Fridays for Future eine Entschuldigung von Volkswagen. Der Konzern hat sich noch nicht zu den Vorwürfen geäußert.
In der Kritik von Klimaschützern steht der Autobauer unter anderem wegen des Festhaltens an seinem Werk in der chinesischen Provinz Xinjiang. Laut Menschenrechtsorganisationen wird die dort lebende Minderheit der Uiguren gezielt von der chinesischen Regierung unterdrückt. Auch von mutmaßlicher Zwangsarbeit bei dortigen Zulieferern ist die Rede.
Immer wieder kam es auf der VW-Hauptversammlung zu Zwischenfällen und Protesten. So flog etwa während der Rede von Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch (72) eine Torte auf die Bühne. Das Geschoss verfehlte Wolfgang Porsche (80), der als Vertreter der Eigentümerfamilien offenbar getroffen werden sollte, jedoch knapp.
Später störte eine Aktivistin mit nacktem Oberkörper den Beitrag von Konzernchef Oliver Blume (54).
Titelfoto: Britta Pedersen/dpa