Nur sechs Flüge in drei Monaten: Ist das Deutschlands sinnlosester Flughafen?
Kassel - Lohnt sich das überhaupt noch? Kassel-Calden ist zwar Hessens zweitgrößter Flughafen, aber auf dem Rollfeld passiert hier nicht allzu viel.
Nur ganze sechs Maschinen starten und landen am Kasseler Flughafen im gesamten Zeitraum von November bis Februar.
Eine erschreckend schwache Auslastung, was logischerweise die Frage aufwirft, ob das Ganze noch länger tragbar ist?
Am 1. November ein Flug nach Antalya (Türkei), am 7. November einer nach Madeira (Portugal) und anschließend ist bis zum 16. Dezember erst einmal tote Hose in Kassel-Calden. Erst dann startet die nächste und gleichzeitig letzte Maschine für 2024 in Richtung Kuusamo (Finnland).
Doch ab Februar soll es endlich wöchentliche Flüge geben, berichtet die "Bild". Ziel: Gran Canaria!
Ob diese Flugreisen, ausgeführt von der tschechischen Fluglinie Smartwings, letztlich aber überhaupt abheben, ist noch nicht gänzlich gesichert.
Denn: Erst vor Kurzem hat die Billig-Airline Sundair verkündet, Kassel-Calden nicht mehr anzusteuern, da es sich schlichtweg nicht rentiert. Möglicherweise springt auch Smartwings noch ab.
Wie lange kann der Airport Kassel-Calden aus wirtschaftlicher Sicht noch gehalten werden?
Ab April sollen auch Sonder-Reisen nach Rom oder Barcelona ins Angebot aufgenommen werden. Cargo-Flüge konnte man bisher nicht umsetzen, obwohl man eigentlich mit etwa 300 Transportflügen pro Jahr gerechnet hatte.
Nahezu absurd wird es, wenn man sich die riesige Abflughalle anschaut, die 9000 Quadratmeter umfasst und zehn Check-in-Schalter sowie drei Sicherheitsschleusen besitzt.
1000 Menschen arbeiten am Kasseler Airport, der im April 2013 den Betrieb aufnahm und seither jedes Jahr große Millionen-Verluste einbüßt.
Seit 2013 sollen so bereits 60 Millionen Schulden angehäuft worden sein. Ursprünglich lautete der Plan, dass das Unternehmen bis 2020 zumindest die jährlich anfallenden Kosten deckt. Dies ist offensichtlich immer noch nicht der Fall.
Und trotzdem hält vor allem das Land Hessen, dem der Flughafen zu 68 Prozent gehört, weiter am Standort Kassel-Calden fest. Einer der Gründe dafür sei, dass die Politik das strukturschwache Gebiet Nordhessen weiter stärken möchte. Im Koalitionsvertrag von CDU und SPD ist der Airport als "ein wichtiges nordhessisches Infrastrukturprojekt" schriftlich fixiert.
Wie lange dieses Minus-Projekt allerdings noch aufrechterhalten werden kann, ist mittlerweile mehr als fraglich.
Titelfoto: Uwe Zucchi/dpa