Rollstuhl von schwer kranker Frau weg: Das sagt die betroffene Airline
Karlsruhe - Schlimmer hätte dieser Urlaub nicht enden können! Nach der Rückreise nach Deutschland stellt eine Frau fest, dass ihr Rollstuhl, auf den sie durch ihre Krankheit angewiesen ist, verschwunden ist. Verzweifelt wendet sich die Karlsruherin an die Öffentlichkeit- mit Erfolg! Die Airline meldete sich jetzt zu Wort.
Sonja Schönhaar aus Baden-Württemberg war zusammen mit ihrer Tochter sechs Tage lang in der Türkei. Mit dabei auch ihr Elektro-Rollstuhl, den die Mutter dringend braucht. Denn Sonja leidet an Multipler Sklerose, einer chronisch-entzündlichen Erkrankung des zentralen Nervensystems.
Während auf dem Hinflug alles glattlief, entwickelte sich die Rückreise nach Deutschland zu einer absoluten Katastrophe. Denn auf dem Flughafen in Antalya wurde die Karlsruherin am Check-in-Schalter der Airline "SunExpress" mit ihrem Rollstuhl abgewiesen.
"Die Mitarbeiterin meinte, sie kann den Akku nicht mitnehmen", erklärt Sonja in ihrem Video. "Kulanterweise" könne man aber wenigstens ihren Rollstuhl mit an Bord nehmen.
Diese Entscheidung fiel nur wenige Minuten, bevor ihre Maschine Richtung Frankfurt abheben sollte. Wenige Minuten, in denen Sonja und ihre Tochter unter Tränen mit ansehen musste, wie ihnen der Akku für den Rollstuhl abgenommen und das wichtige Gefährt "wer weiß wohin" geschoben wurde. "Das war für meine Tochter auch die Hölle", erinnert sich ihre Mutter, die bei der ganzen Sache ein ganz schlechtes Gefühl hatte.
In Frankfurt gelandet, bestätigte sich dann das Misstrauen von Sonja: Der Rollstuhl war weg!
MS-Patientin wendet sich unter Tränen ans Internet
Sofort wandte sich die MS-Patientin an einen Steward an Bord, der per Telefon versuchte, zu helfen - doch vergeblich! Vom fahrbaren Untersatz von Sonja fehlte jede Spur. Am "SunExpress"-Schalter kam Sonja ebenfalls nicht weiter, sie solle "eine E-Mail schreiben". "Ich habe geheult, ich war am Boden", so die Karlsruherin.
Wieder zu Hause angekommen, nahm sie dann umgehend Kontakt mit der Airline und dem türkischen Flughafen auf, doch ihre Versuche verliefen bisher ins Leere.
Verzweifelt entschied sich Sonja deshalb, den Vorfall öffentlich zu machen und lud bei Instagram und Co. ein Video hoch, in dem sie schluchzend von dem Erlebten erzählt.
"Ich habe MS, ich bin angewiesen auf den Rollstuhl", meint sie. Einkaufen, mit dem Enkel spazieren gehen oder ihre ehrenamtlichen Tätigkeiten - all das sei ohne das Gerät nicht mehr möglich. "Ich weiß nicht mehr, was ich machen soll", fügt sie traurig hinzu.
Und das Internet zeigte sich diesmal von seiner guten Seite!
Öffentlicher Druck auf Airline zeigt erste Erfolge
In weniger als 24 Stunden wurde das Video mehr als 250.000 Mal angesehen und geteilt. In den Kommentaren verlinkten User tausendfach die betroffene Airline, um auf Sonjas Schicksal aufmerksam zu machen.
Mit Erfolg: Am Sonntag meldete sich Sonja erneut zu Wort. In ihrem neuesten Video sieht man die kranke Frau erneut in Tränen aufgelöst, diesmal aber vor Freude. "Ich muss euch millionenfach danken", erklärt sie. "Was da gerade passiert - unfassbar!"
"SunExpress" habe sich bei ihr gemeldet, wahrscheinlich durch den Druck von den vielen Usern. Ein Mitarbeiter versprach Sonja, sich um ihr Anliegen zu kümmern.
Nun heißt es abwarten und Daumen drücken, dass Sonja so schnell wie möglich ihren Elektro-Rollstuhl zurückbekommt und wieder mobil sein kann.
Auf TAG24-Anfrage antwortete die Airline SunExpress, dass ihnen der Sachverhalt bekannt wäre und man "mit Hochdruck" daran arbeiten würde, ihn "gründlich aufzuklären". Man wolle das Ganze im "Sinne der Kundin" lösen, erklärt ein Unternehmenssprecher.
"Es hat für uns oberste Priorität, dass die Kundin ihren Rollstuhl schnellstmöglich erhält. Wir stehen dazu in engem Austausch mit ihr", fügt er hinzu. Der Rollstuhl sollte am gestrigen Montag nach Stuttgart geflogen und Sonja persönlich zugestellt werden.
SunExpress bedauert, dass es "zu Unannehmlichkeiten kam". "Wir kümmern uns aktuell darum, dass die Passagierin möglichst noch heute einen gleichwertigen Ersatz-Rollstuhl erhält, bis sie ihren eigenen wieder nutzen kann", so der Sprecher der Fluggesellschaft.
Man sei "bestrebt, Reisen für Personen mit eingeschränkter Mobilität so reibungslos wie möglich zu gestalten". "Wir bedauern zutiefst, dass dies in dieser speziellen Situation nicht der Fall war, und wir werden alles tun, um den Sachverhalt zu klären und dafür zu sorgen, dass es künftig nicht zu weiteren Fällen dieser Art kommt."
Originalartikel vom 8. April, 10.39 Uhr, aktualisiert am 9. April um 8.54 Uhr.
Titelfoto: Bildmontage/Screenshot/Facebook/Sonja Schönhaar