Leipziger DHL-Flugzeug stürzt neben Wohnhaus ab: "Piloten haben keine Gefahr und keine Probleme gemeldet"
Vilnius (Litauen) - Ein im Auftrag des Postdienstleisters DHL in Leipzig gestartetes Frachtflugzeug ist am frühen Montagmorgen in der Nähe des Flughafens der litauischen Hauptstadt Vilnius abgestürzt. Dabei kam mindestens eine Person ums Leben. Offenbar haben die Piloten keinerlei Probleme beim Landeanflug gemeldet.
Die Einsatzkräfte wurden um 5.28 Uhr Ortszeit über den Absturz nahe eines Wohngebäudes mit drei schlafenden Familien informiert. Nach ersten Angaben befanden sich vier Personen in dem Flugzeug. Ein Spanier starb.
Die übrigen Insassen des Flugzeugs - ein Deutscher, ein weiterer Spanier und ein Litauer - seien verletzt worden. Zum gesundheitlichen Zustand der Verletzten machten die Behörden zunächst keine weiteren Angaben.
DHL teilte mit: "Unsere Gedanken sind bei ihnen und ihren Angehörigen."
Bei dem mit Kundenpaketen beladenen Frachtflugzeug handelte es sich um eine Maschine der spanischen Fluggesellschaft Swift Air, die unter Vertrag für DHL tätig sei. Das Flugzeug ist eine Boeing 737, die etwa einen Kilometer vor dem Flughafen von Vilnius eine Notlandung habe einleiten müssen.
Bislang gebe es keine Hinweise auf verdächtige Pakete an Bord der Maschine. "Zum jetzigen Zeitpunkt liegen uns keine Informationen vor, die auf etwas Ungewöhnliches oder Verdächtiges hindeuten", sagte Ausra Rutkauskiene, Vertriebs- und Marketingleiterin bei DHL Litauen.
"Normaler Sinkflug", "keine Probleme", keine Hinweise auf Sabotage oder Terroranschlag
Die Suche nach der Absturzursache wird nach Einschätzung des litauischen Polizeichefs einige Zeit in Anspruch nehmen. Die Besichtigung des Unglücksortes, die Beweisaufnahme und die Sammlung von Informationen und Objekten könne eine ganze Woche dauern.
Das Flugzeug habe versucht zu landen und die Landebahn nicht erreicht, schilderte Paulauskas. Der Absturz sei "höchstwahrscheinlich auf einen technischen Fehler oder ein menschliches Versagen zurückzuführen".
Die Auswertung der Kommunikation zwischen dem Piloten und dem Tower deutet einem Bericht des litauischen Rundfunks zufolge nicht auf einen Notfall oder andere Unregelmäßigkeiten beim Landeanflug hin.
In dem veröffentlichten Mitschnitt ist ein völlig ruhig und routinemäßig verlaufendes Gespräch zu vernehmen, wie ein vom Rundfunk befragter litauischer Luftfahrtexperte sagte. Die Piloten hätten "keine Gefahr und keine Probleme gemeldet". Es sei ein "normaler Sinkflug" gewesen.
Es gebe bislang keine Hinweise darauf, dass es sich um Sabotage oder einen Terroranschlag gehandelt habe.
Anwohnerin: "Alles rot und voller Funken"
Eine Frau, die in der Nähe des betroffenen Hauses wohnt, berichtete im litauischen Rundfunk, dass sie am frühen Morgen durch ein Geräusch geweckt worden sei.
"Ich habe im Schlaf ein Geräusch gehört, ich schaue aus dem Fenster – alles war rot und voller Funken". Sie sei sofort losgerannt, um zu sehen, ob jemand Hilfe brauche. Sie stehe unter Schock: "Schrecklich, schrecklich" sei das Ganze.
Ein Nachbar erzählte, dass er am frühen Morgen einen Lichtblitz im Hof gesehen habe: "Es gab einen Blitz. Den Aufprall selbst habe ich nicht gesehen, aber der Blitz war sehr hell, er erleuchtete den ganzen Hof, und er war etwa einen Kilometer von mir entfernt. Und dann erschien das Feuer und es gab eine Menge Rauch."
Ermittlungen zu Flugzeugabsturz auch in Deutschland
Auch in Deutschland ermitteln die Sicherheitsbehörden zum Absturz. Man stehe dazu "im engen Austausch mit den beteiligten Stellen im In- und Ausland, um den Sachverhalt schnellstmöglich aufzuklären", hieß es in deutschen Sicherheitskreisen.
Die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung werde die Ermittlungen vor Ort in Litauen unterstützen, sagte ein Sprecher des Bundesverkehrsministeriums vor Journalisten in Berlin. Ab dem Abend würden Kollegen dort im Einsatz sein.
Ende August hatten deutsche Sicherheitsbehörden vor "unkonventionellen Brandsätzen" gewarnt, die von Unbekannten über Frachtdienstleister verschickt werden.
Die Warnung wurde in Sicherheitskreisen mit einem Vorfall im DHL-Logistikzentrum Leipzig in Verbindung gebracht, das als weltweites Drehkreuz des Unternehmens fungiert. Dort soll im Juli ein aus dem Baltikum verschicktes Paket Feuer gefangen haben, das einen Brandsatz enthielt.
In Sicherheitskreisen wurde ein Zusammenhang mit zunehmenden Fällen russischer Sabotage in Deutschland nicht ausgeschlossen.
Erstmeldung von 6.58 Uhr, zuletzt aktualisiert um 14.06 Uhr
Titelfoto: Bildmontage: Petras MALUKAS / AFP