Leipziger DHL-Flieger abgestürzt: Experte hält Anschlag für eher unwahrscheinlich
Vilnius/Leipzig - Nach dem Absturz eines in Leipzig gestarteten Frachtflugzeugs in Litauen haben die Ermittler am Dienstag den Flugdatenschreiber (FDR) und den Cockpit Voice Recorder (CVR) aus den Trümmern geborgen. Anhand der dort gesicherten Daten erhoffen sich die Ermittler eine baldige Aufklärung der Unfallursache.
Während deutsche Politiker am Montag Mutmaßungen eines möglichen Anschlags anheizten, warnte Litauens Staatspräsident Gitanas Nauseda gestern vor allzu wilden Spekulationen.
Die Vermutung eines möglichen Sabotageakts dürfe nicht überbetont, aber auch nicht heruntergespielt werden, erklärte er.
Zuvor hatte der Luftfahrtexperte Paulius Kazakauskas in einer Sendung des litauischen Nachrichtenportals "15min" verschiedene Videoaufnahmen des Absturzes der für DHL fliegenden Swift-Air-Maschine analysiert und dabei keine Hinweise auf einen Terroranschlag entdeckt.
Er wies unter anderem darauf hin, dass sich die Boeing 737-400 bis zum Aufprall auf dem Boden auf einer stabilen Flugbahn befand und der Pilot kurz vor dem Aufprall versuchte, die Nase des Flugzeugs nach oben zu ziehen.
Kazakauskas hält technisches Versagen oder einen Pilotenfehler für wahrscheinlicher als einen Terroranschlag.
Drei Insassen des Fliegers immer noch im Krankenhaus
Aufschluss darüber können "Blackbox" und Stimmenrecorder geben, die am Vormittag aus den Trümmern geborgen wurden.
Die Ermittler filmten zudem das Absturzgebiet, das nur anderthalb Kilometer vor dem Flughafen Vilnius liegt, weiträumig mit Drohnen. Die Bevölkerung wurde aufgerufen, den Behörden Videos des Absturzes zur Verfügung zu stellen.
Bei dem Unglück am frühen Montagmorgen war der Pilot (48) ums Leben gekommen.
Der Co-Pilot erlitt schwere Verletzungen. Beide sind Spanier. Zwei zur Besatzung gehörende DHL-Mitarbeiter aus Litauen und Deutschland kamen verletzt ins Krankenhaus.
Titelfoto: Imago