Piloten-Witwe nach Germanwings-Tragödie: "Direkt im Gefühl, dass es die Maschine war"
Prads-Haute-Bléone (Frankreich) - "Keiner hat damit gerechnet, dass es sich um einen kriminellen Akt handeln könnte!" Der Germanwings-Absturz am 24. März 2015 fordert nicht nur 150 Todesopfer, er ist auch Auslöser zahlreicher Änderungen zur Erhöhung der Sicherheit in der Luftfahrtbranche.
"Der Airbus A320 ist der VW Golf der Lüfte, eines der gängigsten Flugzeuge weltweit. Dass es ohne erkennbaren Grund bei bestem Wetter plötzlich abstürzt, war auf den ersten Blick seltsam", sagt Luftfahrt-Journalist Andreas Spaeth in der neuen WDR-Doku "Der Germanwings-Absturz - Chronologie eines Verbrechens".
In dieser kommt auch Annika Sondenheimer zu Wort, die Witwe des Piloten Patrick Sondenheimer (†34), dessen Co-Pilot Andreas Lubitz (†27) den Absturz vorsätzlich herbeiführte.
"Der Morgen hat so angefangen wie jeder, wenn man berufstätig ist und zwei kleine Kinder hat: Patrick hat das Haus früh verlassen, das ging immer sehr fix. Er hat sich einen Kaffee gemacht und dann ging's los zum Flughafen", berichtet sie.
Ihr Mann habe sie per Textnachricht noch nach den Kindern gefragt und geschrieben, dass er nun in Barcelona sei, gleich wieder in Richtung Düsseldorf abheben und man sich später sehen würde. Ein Trugschluss, wie wir heute leider wissen.
Germanwings-Katastrophe: "Wenn die Nase auf den Berg trifft, schlägt auch schon das Heck auf"
Lubitz sorgt dafür, dass er allein im Cockpit sitzt und lässt die Maschine gezielt über den französischen Alpen abstürzen.
Mit etwa 700 km/h prallt das Passierflugzeug auf den steilen Hang und zerschellt in unzählige Kleinteile. "Wenn die Nase auf den Berg trifft, schlägt auch schon das Heck auf", sagt der damals für die Bergrettung tätige Benjamin Roux über die Geschwindigkeit. "Das ist eine ungeheure kinetische Energie. Alles war pulverisiert."
Die damals als Referentin tätige Annika Sondenheimer sitzt gerade in der SPD-Landtagsfraktion. "Irgendwann sagte Hannelore Kraft, dass gerade über den Ticker laufen würde, dass eine Germanwings-Maschine über den französischen Alpen abgestürzt ist."
Sondenheimer hatte "direkt im Gefühl, dass es die Maschine war". Denn sowohl die Flugroute als auch der zeitliche Ablauf passten zum Airbus, den ihr Mann fliegen sollte.
Die schlimmsten Befürchtungen bestätigen sich: Neben ihrem Mann und dem Selbstmörder kommen bei dieser Tragödie 148 weitere Menschen ums Leben. Darunter 16 Zehntklässler und zwei Lehrerinnen des Joseph-König-Gymnasiums aus dem nordrhein-westfälischen Haltern am See.
Streaming-Hinweis: Die vierteilige Doku "Der Germanwings-Absturz - Chronologie eines Verbrechens" steht ab sofort exklusiv in der ARD-Mediathek zum Abruf bereit.
Normalerweise berichtet TAG24 nicht über (erweiterte) Suizide. Da der Fall aber von großem öffentlichen Interesse war und ist, hat sich die Redaktion entschieden, ihn doch zu thematisieren.
Solltet Ihr selbst von Selbsttötungsgedanken betroffen sein, findet Ihr bei der Telefonseelsorge rund um die Uhr Ansprechpartner, natürlich auch anonym. Telefonseelsorge: 08001110111 oder 08001110222 oder 08001110116123.
Titelfoto: Bildmontage: Rolf Vennenbernd/dpa ; PR/Sonde Stiftungsfonds ; EPA/YVES MALENFER/DICOM/MINISTERE INTERIEUR/dpa