Gedenken an Flug 4U9525: "Das eigene Kind zu verlieren, das ist unvorstellbar"

Von Marc Herwig

Le Vernet (Frankreich) - Vor zehn Jahren zerschellt eine Germanwings-Maschine auf dem Weg nach Düsseldorf. 150 Menschen sterben. Vor allem das Schicksal einer Schülergruppe bewegt viele Menschen - und die Absturzursache.

Trümmer der Germanwings-Maschine A320-211 in der Nähe von Le Vernet in den französischen Alpen.
Trümmer der Germanwings-Maschine A320-211 in der Nähe von Le Vernet in den französischen Alpen.  © Sebastien Nogier/EPA/dpa

Den Moment, als er den Eltern die furchtbare Gewissheit überbringen musste, wird Schulleiter Ulrich Wessel nie vergessen.

In einem Klassenzimmer des Gymnasiums in Haltern am See am Nordrand des Ruhrgebiets sitzen Mütter und Väter der Kinder, die auf dem Rückweg von einem Schüleraustausch in Spanien waren. Gebucht auf Flug 4U9525 von Barcelona nach Düsseldorf.

In den Nachrichten laufen längst in Endlosschleife die Bilder von einem zerschellten Flugzeug in den französischen Alpen. Und dann bringt die Passagierliste Gewissheit: Die 16 Schülerinnen und Schüler sowie ihre beiden Lehrerinnen waren an Bord. Niemand hat überlebt.

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Als Wessel mit dieser Information in den Klassenraum zu den Eltern kommt, brechen Welten zusammen. Zehn Jahre ist das jetzt her. "Das Entsetzen war unvorstellbar", erinnert sich Wessel.

Der Absturz der Germanwings-Maschine am 24. März 2015 um 10.41 Uhr ist eine der größten Katastrophen in der europäischen Luftfahrtgeschichte. Natürlich wegen der vielen Opfer - 150 Menschen - aber auch wegen der Absturzursache.

16 Schülerinnen und Schüler sowie zwei Lehrerinnen des Joseph-König-Gymnasiums in Haltern am See kommen ums Leben.
16 Schülerinnen und Schüler sowie zwei Lehrerinnen des Joseph-König-Gymnasiums in Haltern am See kommen ums Leben.  © Oliver Berg/dpa
Der ehemalige Schulleiter Ulrich Wessel überbringt den Angehörigen die erschütternde Nachricht.
Der ehemalige Schulleiter Ulrich Wessel überbringt den Angehörigen die erschütternde Nachricht.  © Oliver Berg/dpa

Vater eines Opfers: "Schmerz sitzt noch genauso tief"

Auf einem Gedenkstein auf dem örtlichen Friedhof sind die Flugnummer und das Datum des Absturzes eingraviert.
Auf einem Gedenkstein auf dem örtlichen Friedhof sind die Flugnummer und das Datum des Absturzes eingraviert.  © Oliver Berg/dpa

Für die Ermittler in Frankreich und Deutschland besteht bis heute kein Zweifel, dass der 27-jährige Copilot Andreas Lubitz die Maschine absichtlich in das Felsmassiv bei Le Vernet steuert, weil er seinem Leben ein Ende bereiten will - mit 149 unschuldigen Menschen an Bord.

Die Eltern der Spanisch-Austauschgruppe aus Haltern teilen bei ihren monatlichen Treffen heute schöne Erinnerungen, erzählen von ihren Kindern, weinen manchmal auch noch gemeinsam.

"Jetzt ist es schon das zehnte Jahr, und der Schmerz sitzt noch genauso tief. Man wacht damit auf, und man geht damit zu Bett", erzählt Engelbert Tegethoff. Seine Tochter Stefanie war 33 und eine der beiden Lehrerinnen, die die Schülergruppe nach Spanien begleitet hat.

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Ein paar Monate vor der Katastrophe hatte sie sich verlobt, plante die gemeinsame Zukunft mit ihrem Partner, wollte zu ihm ziehen, eine Familie gründen. Wie ihr Leben wohl heute aussähe? Und das der Schülerinnen und Schüler? "Das eigene Kind zu verlieren, das ist unvorstellbar", sagt Tegethoff.

Eine Gedenktafel auf dem Schulhof des Joseph-König-Gymnasiums erinnert an die 18 Opfer.
Eine Gedenktafel auf dem Schulhof des Joseph-König-Gymnasiums erinnert an die 18 Opfer.  © Oliver Berg/dpa
Mit Kerzen und Blumen zeigen zahlreiche Menschen im Jahr 2015 ihre Anteilnahme.
Mit Kerzen und Blumen zeigen zahlreiche Menschen im Jahr 2015 ihre Anteilnahme.  © Federico Gambarini/dpa

Angehörige eingeladen, an den Ort des Absturzes zu reisen

Ein Stein auf dem Friedhof in Haltern erinnert an die Germanwings-Tragödie.
Ein Stein auf dem Friedhof in Haltern erinnert an die Germanwings-Tragödie.  © Oliver Berg/dpa

Der zehnte Jahrestag des Absturzes ist für viele Angehörige noch mal ein besonders aufwühlender Moment. Viele werden die Einladung der Lufthansa annehmen und nach Le Vernet zum Ort des Absturzes in den französischen Alpen reisen.

In Haltern werden sich am Jahrestag die Schülerinnen und Schüler und Lehrerinnen und Lehrer des Joseph-König-Gymnasiums an der Gedenktafel versammeln und weiße Rosen niederlegen.

Titelfoto: Sebastien Nogier/EPA/dpa, Federico Gambarini/dpa

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