DHL-Flugzeug aus Leipzig stürzt neben Wohngebäude in Litauen: Mindestens ein Toter

Vilnius - Ein im Auftrag des Postdienstleisters DHL in Leipzig gestartetes Frachtflugzeug ist am frühen Morgen in der Nähe des Flughafens der litauischen Hauptstadt Vilnius abgestürzt.

Ein Frachtflugzeug, das im Auftrag von DHL in Leipzig startete, ist kurz vor dem Flughafen von Vilnius abgestürzt.
Ein Frachtflugzeug, das im Auftrag von DHL in Leipzig startete, ist kurz vor dem Flughafen von Vilnius abgestürzt.  © PETRAS MALUKAS / AFP

Dabei kam mindestens eine Person ums Leben, wie Polizei und Rettungsdienste mitteilten. Das abstürzende Flugzeug verfehlte ein Wohngebäude mit schlafenden Menschen nur knapp. Zahlreiche Rettungskräfte waren im Einsatz.

Die Einsatzkräfte wurden um 5.28 Uhr Ortszeit über den Absturz informiert. Nach ersten Angaben befanden sich vier Personen in dem Flugzeug. Eine Person davon sei tot, drei weitere seien verletzt ins Krankenhaus gebracht worden.

Bei dem abgestürzten Frachtflugzeug handelte es sich um eine Maschine der spanischen Fluggesellschaft Swift Air, wie DHL mitteilte. Swift Air sei unter Vertrag für DHL tätig.

Feuerhölle nach Landung: Flugzeug geht in Urlaubsregion in Flammen auf
Flugzeugunfall Feuerhölle nach Landung: Flugzeug geht in Urlaubsregion in Flammen auf

Etwa einen Kilometer vor dem Flughafen von Vilnius habe die Besatzung eine Notlandung einleiten müssen. Der "Status" der Besatzung werde noch geklärt, erklärte DHL - "aber unsere Gedanken sind bei ihnen und ihren Angehörigen".

Nach Angaben der Vertriebs- und Marketingleiterin von DHL Litauen handelte es sich bei dem Flugzeug um eine Boeing 737. Transportiert habe die Maschine Pakete für Kunden, sagte sie der Nachrichtenagentur BNS. Auf Bildern von der Unfallstelle waren vereinzelt Pakete und kaputte Kartons zu sehen.

Das Flugzeug sei völlig zerstört, sagte eine Sprecherin des litauischen Rettungsdienstes der Nachrichtenagentur Elta.

Ein Teil des abgestürzten Flugzeugs liegt neben einem Auto.
Ein Teil des abgestürzten Flugzeugs liegt neben einem Auto.  © PETRAS MALUKAS / AFP

Was führte zu dem Unglück?

Es gibt mindestens ein Todesopfer.
Es gibt mindestens ein Todesopfer.  © PETRAS MALUKAS / AFP

Die Suche nach der Absturzursache wird nach Einschätzung des litauischen Polizeichefs einige Zeit in Anspruch nehmen. Die Besichtigung des Unglücksortes, die Beweisaufnahme und die Sammlung von Informationen und Objekten könne eine ganze Woche dauern. "Diese Antworten werden nicht so schnell kommen", sagte Arunas Paulauskas auf einer Pressekonferenz.

Das Flugzeug habe versucht zu landen und die Landebahn nicht erreicht, schilderte Paulauskas. Der Absturz sei "höchstwahrscheinlich auf einen technischen Fehler oder ein menschliches Versagen zurückzuführen".

Zugleich sagte er auf die Nachfrage, ob es sich auch um einen Terroranschlag gehandelt haben könnte, dass ein solches Szenario nicht auszuschließen sei. "Dies ist eine der Versionen des Absturzes, die untersucht und überprüft werden müssen. Es liegt noch viel Arbeit vor uns."

Passagiermaschine kommt in Augsburg von Landebahn ab
Flugzeugunfall Passagiermaschine kommt in Augsburg von Landebahn ab

Der Leiter des litauischen Rettungsdienstes, Renatas Pozela, sagte, dass das Frachtflugzeug wenige Kilometer vor dem Flughafen abgestürzt sei, mehrere hundert Meter weit schlitterte und seine Trümmer ein Wohnhaus erfassten. Das Haus habe zwei Etagen und vier Wohnungen. Drei Familien hätten darin gelebt. Alle zwölf Bewohner befänden sich in Sicherheit.

Die Einsatzkräfte wurden nach vorläufigen Angaben des Rettungsdienstes um 5.28 Uhr Ortszeit informiert.
Die Einsatzkräfte wurden nach vorläufigen Angaben des Rettungsdienstes um 5.28 Uhr Ortszeit informiert.  © PETRAS MALUKAS / AFP

Anwohnerin: "Alles rot und voller Funken"

Mitarbeiter des litauischen Katastrophenschutzministeriums an der Unfallstelle.
Mitarbeiter des litauischen Katastrophenschutzministeriums an der Unfallstelle.  © Mindaugas Kulbis/AP

Eine Frau, die in der Nähe des betroffenen Hauses wohnt, berichtete im litauischen Rundfunk, dass sie am frühen Morgen durch ein Geräusch geweckt worden sei:

"Ich habe im Schlaf ein Geräusch gehört, ich schaue aus dem Fenster – alles war rot und voller Funken". Sie sei sofort losgerannt, um zu sehen, ob jemand Hilfe brauche. Sie stehe unter Schock: "Schrecklich, schrecklich" sei das Ganze.

Ein Nachbar erzählte, dass er am frühen Morgen einen Lichtblitz im Hof gesehen habe: "Es gab einen Blitz. Den Aufprall selbst habe ich nicht gesehen, aber der Blitz war sehr hell, er erleuchtete den ganzen Hof, und er war etwa einen Kilometer von mir entfernt. Und dann erschien das Feuer und es gab eine Menge Rauch."

Der Chef des litauischen Nachrichtendiensts, Darius Jauniskis, sagte nach Angaben litauischer Medien: "Zum jetzigen Zeitpunkt ist es nach unserem Kenntnisstand wahrscheinlich zu früh, um den Vorfall mit irgendetwas in Verbindung zu bringen oder ihm irgendwelche Zuschreibungen zu geben."

Dazu lägen keine vorläufigen Informationen vor. Auch er sagte, die Möglichkeit von Terrorismus könne aber nicht ausgeschlossen werden. Jauniskis versicherte außerdem, dass man auch mit ausländischen Partnern zusammenarbeite.

Die Maschine ist am frühen Morgen in der Nähe des Flughafens (unten, l.) der litauischen Hauptstadt im Stadtteil Liepkalnis (oben, r.) abgestürzt.
Die Maschine ist am frühen Morgen in der Nähe des Flughafens (unten, l.) der litauischen Hauptstadt im Stadtteil Liepkalnis (oben, r.) abgestürzt.  © Google Earth/dpa
Es werde untersucht, ob die Ursache des Absturzes mit "technischen Problemen" zusammenhänge.
Es werde untersucht, ob die Ursache des Absturzes mit "technischen Problemen" zusammenhänge.  © Mindaugas Kulbis/AP

Deutsche Sicherheitsbehörden warnten

Fahrzeugteile und Fracht liegen am Unglücksort verstreut.
Fahrzeugteile und Fracht liegen am Unglücksort verstreut.  © PETRAS MALUKAS / AFP

Ende August war bekannt geworden, dass deutsche Sicherheitsbehörden vor "unkonventionellen Brandsätzen" warnen, die von Unbekannten über Frachtdienstleister verschickt werden.

Die Warnmeldung wurde in Sicherheitskreisen unter anderem mit einem Vorfall im DHL-Logistikzentrum Leipzig in Verbindung gebracht, das als weltweites Drehkreuz des Unternehmens fungiert. Dort soll im Juli ein aus dem Baltikum verschicktes Paket Feuer gefangen haben, das einen Brandsatz enthielt.

In der Warnmeldung von BfV und BKA kam das Wort Russland nicht vor. Dennoch wird in Sicherheitskreisen ein Zusammenhang mit den zunehmenden Fällen russischer Sabotage in Deutschland nicht ausgeschlossen.

Erstmeldung von 6.58 Uhr, zuletzt aktualisiert um 9.21 Uhr

Titelfoto: Bildmontage: Petras MALUKAS / AFP

Mehr zum Thema Flugzeugunfall: