Flugzeug aus Leipzig stürzt in Litauen ab: Steckt Russland hinter dem Unglück?
Vilnius (Litauen) - Nach dem Absturz eines Frachtflugzeugs in Litauen geht die Suche nach der Unglücksursache weiter. Für konkrete Antworten ist es aber nach Angaben der Behörden noch zu früh. Bislang gebe es keine Hinweise darauf, dass Sabotage oder ein Terroranschlag zum Absturz der Swift-Air-Maschine geführt habe, die im Auftrag von DHL von Leipzig nach Vilnius unterwegs war.
Was genau geschah, ist weiter unklar. Nicht ausgeschlossen wird, dass Russland etwas damit zu tun haben könnte.
Bundeskanzler Olaf Scholz (66, SPD) sagte im ZDF-"heute journal" auf die Frage, ob Russland hinter dem Absturz stecke: "Wir gucken uns das genau an, wir können das gegenwärtig nicht sagen". Er fügte hinzu: "Es könnte so sein."
Formen sogenannter hybrider Kriegsführung seien gegenwärtig auch in Deutschland festzustellen. "Deshalb muss das auch genau untersucht werden." Es werde aber erst dann ein Schuldiger benannt, wenn dies auch nachvollziehbar zu beweisen sei.
Vier Menschen befanden sich an Bord der Maschine, die kurz vor der geplanten Landung in der Nähe des Flughafens in einem Wohngebiet aus bisher unbekannten Gründen auf den Boden prallte und zerschellte.
Eines der Besatzungsmitglieder kam bei dem Absturz am frühen Montagmorgen ums Leben, drei weitere - darunter auch ein Deutscher - werden im Krankenhaus medizinisch behandelt. Der Zustand von mindestens einem Besatzungsmitglied soll Medienberichten zufolge ernst sein.
Von den Überlebenden erhoffen sich die Ermittler nun Aufschluss über die Absturzursache. Mit einem der Verletzten konnte nach Angaben von Polizeichef Arunas Paulauskas im Krankenhaus bereits gesprochen worden. Demnach habe es keine Anzeichen auf ungewöhnliche Aktivitäten an Bord oder im Inneren des Flugzeugs gegeben, sagte er am Abend im litauischen Fernsehen. Es scheine, als ob der Flug routinemäßig verlaufen sei und es dann einen Aufprall auf dem Boden gegeben habe.
Suche nach Flugschreiber und Hilfe von deutschen Ermittlern
Auch soll die Suche nach dem Paulauskas zufolge noch nicht geborgenen Flugschreiber weitergehen, die sich in den Überresten der völlig zerstörten Maschine befinden soll.
Die sogenannte Black Box kann dabei helfen, die Unglücksursache zu klären.
Weitere Erkenntnisse könnte auch die Überprüfung der Anflugsysteme des nahegelegenen Flughafens durch die polnische Flugsicherung bringen, die nach dem Absturz im Zuge einer bereits zuvor geplanten Routineüberprüfung erfolgt ist.
Ermittlungen laufen "in alle Richtungen"
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (43) verlangte eine volle Aufklärung des Absturzes und sagte, die Behörden beider Länder ermittelten derzeit "in alle Richtungen".
In Europa habe es in jüngster Zeit mehrfach "hybride Angriffe" auf einzelne Personen oder Infrastruktur gesehen, sagte die Grünen-Politikerin auch mit Blick auf die vor einer Woche erfolgte Beschädigung zweier Datenkabel in der Ostsee.
DHL lagen nach eigenen Angaben bisher keine Hinweise auf verdächtige Pakete an Bord der Maschine vor, auch das Bundesverteidigungs-Ministerium hat nach Angaben von Minister Boris Pistorius (64) bislang keine Erkenntnisse über einen möglichen Sprengsatz.
Der SPD-Politiker forderte erhöhte Sensibilität bei bestimmten Frachtsendungen. "Gleichzeitig wissen wir auch, dass es in diesem Feld wohl keine hundertprozentige Sicherheit gibt. Aber die Lücken, die es gibt, die man erkennt, müssen geschlossen werden", sagte der Minister.
Titelfoto: Montage Teltonika company/AP/dpa ; Mindaugas Kulbis/AP