Eurowings-Airbus stürzt nach missglücktem Lande-Anflug fast ins Meer
Madeira (Portugal) - Klärungsbedarf bei Eurowings! Nach einem verpatzten Landeanflug auf den Flughafen von Madeira sieht sich die Crew eines Airbus A320 heftiger Kritik ausgesetzt. Einem Medienbericht zufolge sollen die Piloten Vorschriften "willentlich missachtet" haben. Der Fall schlägt hohe Wellen.
Schwerer Zwischenfall am Aeroporto Internacional da Madeira Cristiano Ronaldo.
Wie das Fachportal Aero.de aktuell berichtete, haben die Piloten eines Eurowings-Airbus bei einem missglückten Landeanflug auf die Atlantik-Insel Madeira "Standardverfahren und Grenzen des Flugzeuges" grob missachtet. Dem Portal liegen interne Dokumente der Lufthansa-Tochter vor.
Demnach kam es "vor einigen Monaten" bei ungünstigen Wetterverhältnissen am Flughafen von Funchal zu einem schwerwiegenden Vorfall.
Am Flughafen haben gefährliche Scherwinde geherrscht. Eigentlich hätte die Crew in diesem Fall früher als gewöhnlich das Fahrwerk ausfahren und die Landeklappen (Flaps) in Position bringen müssen. Auch die Anfluggeschwindigkeit habe nicht den Vorgaben entsprochen. Alles in allem: Der Anflug war nicht sicher, entsprach nicht den "Kriterien eines stabilen Anfluges".
Die Airline wertet das Vorgehen der Piloten als "bewussten Verstoß gegen die ausnahmslos einzuhaltenden Kriterien". Es gebe kaum valide Gründe für das Fortführen eines unstabilen Anflugs, hieß es.
Airbus stürzt fast ins Meer: Piloten in der Kritik
Doch das war noch nicht alles: Im Endanflug, der Airbus war noch in der Wolkendecke, entschied sich die Crew für ein Go-Around. Bei diesem Manöver starten die Piloten das Flugzeug kurz vor der Landung durch, gehen in den Steigflug, um dann eine weitere Landung zu wagen.
Doch: Statt die Nase nach oben zu ziehen, blieb das Flugzeug im Sinkflug, steuerte aufs Meer zu. Erst als der Airbus die Wolkendecke durchstieß und die Piloten einen "Blick aus dem Fenster" warfen, erkannten sie den Ernst der Lage.
Zu diesem Zeitpunkt befand sich der Airbus nur noch 200 Meter über dem Meer und wäre vermutlich wenige Sekunden später zerschellt. Die Piloten zogen die Nase sofort nach oben.
Unangenehm für die Passagiere an Bord: Beim plötzlichen Steigflug sollen Kräfte von bis zu 2 g geherrscht haben. Normal sind 1,2 g bis 1,3 g bei Flugmanövern.
Nach der verpatzten Landung scheiterte auch der zweite Versuch. Der Airbus setzte schließlich sicher auf einem Ausweichflughafen auf. Eurowings will den Vorfall lückenlos aufklären. Den Piloten dürften Konsequenzen drohen.
Titelfoto: Montage: Christof Stache/AFP, Bingar1234, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons