"Wir lassen dich nicht raus": Fremde Frauen sperren Kleinkind (1) in Flugzeugtoilette, weil es weint

Guiyang (China) - Weil ein weinendes Kind sie nervte, sperrten zwei fremde Frauen in China das Mädchen (1) kurzerhand in die Flugzeugtoilette. Während sich die beiden Passagierinnen für ihren "erzieherische Tat" zunächst auf Social Media selbst feierten, löste der Vorfall über die Landesgrenzen eine Welle der Empörung aus.

Ein Video zeigt das etwa einjährige Kind völlig aufgelöst auf der Flugzeugtoilette, wo die zwei fremde Frauen es eingesperrt hatten.
Ein Video zeigt das etwa einjährige Kind völlig aufgelöst auf der Flugzeugtoilette, wo die zwei fremde Frauen es eingesperrt hatten.  © Bildmontage/Screenshot/YouTube/ 四川观察

Es geschah auf einem Flug von der südwestlichen Stadt Guiyang nach Shanghai: An Bord der Airline "Juneyao Airlines" befand sich unter anderem ein kleines Kind, was mit seinen beiden Großeltern reiste.

Während des dreistündigen Fluges soll das etwa ein Jahr alte Mädchen aus bisher noch ungeklärten Gründen ununterbrochen geweint haben, so die Fluggesellschaft in einer Mitteilung am Montag.

Zwei Passagierinnen hatten wohl irgendwann die Nase voll, schnappten sich das Kleinkind und sperrten sich mit ihm zu dritt auf die winzige Bordtoilette. Man habe die Einjährige dort laut "Juneyao Airlines" "erziehen" wollen.

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Während die Frauen zusammen mit dem Kind auf der Toilette waren, zückte eine von ihnen ihr Handy, um die Situation aufzunehmen. Das Material ist kaum auszuhalten.

Airline verurteilt Verhalten der Frauen

Die beiden Chinesinnen wollten das Kind mit der Aktion erziehen - doch das ging völlig nach hinten los.
Die beiden Chinesinnen wollten das Kind mit der Aktion erziehen - doch das ging völlig nach hinten los.  © Bildmontage/Screenshot/YouTube/ 四川观察

Im Video, was später von der Reisenden auf der chinesischen TikTok-Version "Douyin" hochgeladen wurde, sieht man das völlig aufgelöste Kind, was verzweifelt versucht, aus der Toilette und weg von den fremden Personen zu kommen. Als eine der Frauen es hochnehmen will, wehrt sich das Mädchen ganz deutlich gegen ihre Berührungen. "Wir lassen dich nicht raus, wenn du nicht aufhörst zu weinen", droht eine der Reisenden laut CNN dem Kind.

Komplett entkräftet hört das Mädchen schließlich auf zu schluchzen - sicherlich aber nicht aus dem Grund, weil die "Erziehungsmethode" der beiden Frauen gefruchtet hat. Kurz bevor die Frauen das Kind zurück zu seinen Großeltern bringt, wird es noch einmal fies erpresst: "Wenn du noch mal Lärm machst, gehen wir wieder zurück", so die Frau, welche das Video filmte.

Einen Tag nachdem der Vorfall im Netz viral ging und eine hitzige Debatte auslöste, wie man mit weinenden Kindern in der Öffentlichkeit umgehen sollte, stellte die betroffene Airline klar, dass es sich hier um ein "Versehen der Besatzung" handeln würde. Zudem "verurteile" man das Verhalten der beiden Passagierinnen.

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Eine der Frauen versuchte im Nachhinein noch, die Aktion zu verteidigen. Man hätte den anderen Passagieren einen "erholsamen Flug" ermöglichen wollen, erklärt sie laut Southern Metropolis Daily.

Dass man dafür aber ein Kind schikanierte, einsperrte und von seinen Bezugspersonen trennte, ist für Social-Media-Nutzer nicht zu fassen. "Erwachsene in ihren 30ern können emotionale Zusammenbrüche haben, aber die Leute lassen es bei Kleinkindern nicht zu", fasst es ein User auf der chinesischen Twitter-Version "Weibo" zusammen.

Den Frauen wird vorgeworfen, "herzlos" gehandelt zu haben, anstatt für das einjährige Mädchen in seinem Gefühlsausbruch da zu sein.

Kleinkinder können Gefühle noch nicht selbst regulieren

Wenn ein Kind starke Gefühle zeigt, ist es ratsam, es dabei zu begleiten und liebevoll Grenzen aufzuzeigen.
Wenn ein Kind starke Gefühle zeigt, ist es ratsam, es dabei zu begleiten und liebevoll Grenzen aufzuzeigen.  © 123RF/anoushkatoronto

Mittlerweile müsste jedem klar sein, dass Kinder in jenem Alter noch nicht in der Lage sind, ihre Gefühle alleine zu regulieren. Dafür braucht es liebevolle Begleitung, bei der man in dem kleinen Geschöpf keinen manipulierenden Tyrannen sieht, sondern einen Menschen, der noch gar nicht die Fähigkeit besitzt, alleine mit Wut, Angst oder Aufregung umzugehen.

Kinder werden regelrecht von ihren Gefühlen überwältigt und versuchen beispielsweise durch Weinen, Schreien, Schlagen oder Beißen damit umzugehen.

Seine Bezugspersonen dürfen dem Kleinen in diesem Moment ganz ruhig zeigen, dass jedes Gefühl ok ist und trotzdem nur in einem gewissen Rahmen ausgelebt werden darf. Eben ohne, dass andere Menschen oder Lebewesen zu Schaden kommen. Man kann dem Kind also Strategien an die Hand geben, womit beispielsweise die Wut kleiner wird.

Hinzu kommt, dass es kleinen Kindern im Flugzeug oft schwerfällt, selbstständig einen Druckausgleich vorzunehmen. Eventuell litt das Mädchen also drei lange Stunden unter heftigen Schmerzen.

Wer bis zu diesem Punkt immer noch kein Verständnis für das Kind aufbringen konnte, sollte sich vielleicht einmal selbst in seine Lage versetzen:

Würde man einen weinenden Erwachsenen ebenso auf die Toilette sperren? Oder würde man nicht vielmehr alles daran setzen, herauszufinden was ihm gerade fehlt oder wie man ihm helfen kann?

Titelfoto: Bildmontage/Screenshot/YouTube/ 四川观察

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